StartPeopleSinnfluencer: Wie funktioniert Nachhaltigkeit auf Social-Media?

Sinnfluencer: Wie funktioniert Nachhaltigkeit auf Social-Media?

Die neue Macht der Sinnfluencer

Influencer kennt heutzutage fast jeder. Hunderttausende folgen ihnen auf Instagram, Facebook, YouTube oder Twitter, um einen unmittelbaren Eindruck von ihrem Lifestyle mitzuerleben. Tagtäglich richten sie sich an ihre Fans und versorgen diese mit den neusten Selfies oder Fotos von ihren Mahlzeiten, Haustieren, Workouts und Urlaubszielen.

Immer geläufiger wird aber auch der Begriff des Sinnfluencers. Worum es sich dabei genau handelt, zeigen wir dir hier.

Was sind Sinnfluencer?

In den letzten Jahren hat es auf Instagram und Co einen Wandel gegeben. Fast schon verpönt gelten gefilterte und mit Photoshop bearbeitete Posts, die ausschließlich Oberflächlichkeiten behandeln. Keiner will mehr das tausendste langweilige Foto von dem immer selben Strand sehen.

Der Trend geht stattdessen zu Natürlichkeit und sinnvollen Aktionen, die positive gesellschaftliche Auswirkungen mit sich bringen. Und genau auf diese Welle springen die sogenannten Sinnfluencer auf. Sie stellen sich gegen alles, was Fake, nicht nachhaltig und umweltschädlich ist. Damit erreichen sie besonders die Generation Z – die zwischen 1995 und 2010 Geborenen – sowie die Millennials (Durchschnittsalter 28 Jahre). Diese Gruppe bildet wiederum auch den größten Teil der Social-Media-Nutzer, was den Sinnfluencern stetig steigende Followerzahlen beschert.

Welche Themen verfolgen Sinnfluencer?

Sinnfluencer wollen ihre Follower mit relevanten Angelegenheiten wie Nachhaltigkeit erreichen. Sie berichten beispielsweise unter dem Hashtag #zerowaste, wie sich Müll am besten vermeiden lässt und wie durch „Upcycling“ bereits vorhandene, scheinbar nutzlose Produkte aufgewertet werden können. Außerdem gehen sie gegen Lebensmittelverschwendung vor und wollen somit die Social-Media-Nutzer dazu bewegen, verantwortungsvoll einzukaufen und zu kochen. Noch mehr Nachhaltigkeit möchten sie mit Werbung für fair produzierte Kleidung erreichen und fordern zur Vermeidung von übertriebenem Konsum auf.

In Bezug auf Ernährung setzen sie besonders auf saisonale und regionale Produkte, die nach ökologischen Standards produziert wurden. Daraus zaubern sie schön anzusehende vegetarische oder vegane Mahlzeiten und beziehen dadurch gleichzeitig Stellung gegen die (Massen-) Tierhaltung.

Ein weiteres wichtiges Thema ist für Sinnfluencer der Kampf gegen den Klimawandel. Diesen versuchen sie zu stoppen, indem sie zeigen, dass nährstoffreiche Produkte auch in heimischen Regionen zu finden sind und kein „Superfood“ aus Südamerika importiert werden muss.

Hinsichtlich ihres eigenen Körpers heißt die Devise Body Positivity. Size Zero war gestern – heute soll jeder so sein dürfen, wie er nun einmal ist. Junge Frauen und Männer orientieren sich immer mehr an Vorbildern, die ihren Körper lieben und auch gerne ihre vermeintlichen Problemzonen stolz in die Kamera halten. Sie feiern das Unperfekte und wollen damit den Druck nehmen, so aussehen zu müssen, wie es uns leider immer noch viele Werbungen versuchen vorzuschreiben.

Vor allem Frauen liegt die Thematisierung von Feminismus in den sozialen Medien am Herzen. Sexualisierte Gewalt, Kinderwunsch, Schwangerschaftsabbrüche oder auch die Gleichstellung von Mann und Frau in Beruf und Gesellschaft werden online diskutiert.

Wie verdienen Sinnfluencer ihr Geld?

Die Haupteinnahmequellen vieler Sinnfluencer sind – wie bei anderen Influencern auch – die Werbeeinnahmen. Das bedeutet, dass sie von Firmen dafür bezahlt werden, deren Produkte in Posts und Videos zu platzieren und somit ihren Followern zu präsentieren. Der große Unterschied besteht allerdings darin, dass sie sich genau überlegen, welche Unternehmen sie unterstützen möchten:

Welche Werte verfolgen sie? Produzieren sie ökologisch korrekt? Wie sind die Bedingungen für die Arbeitnehmer? All diese Fragen stellen sich Sinnfluencer, damit die Werbung auch tatsächlich zu ihrem nachhaltigen, umweltfreundlichen Konzept passt. Die Glaubwürdigkeit muss in jedem Falle erhalten bleiben. Ein Sinnfluencer, der für Fair-Fashion einsteht, kann aus diesem Grunde nicht für billige Modeketten werben, ohne dass seine Followerzahlen sinken würden.

Es gibt für sie aber auch noch weitere Möglichkeiten Geld zu verdienen: Viele Influencer halten Vorträge oder bieten Online-Kurse zu bestimmten Themen an. Außerdem veröffentlichen sie Bücher zu veganer Ernährung oder Mental Health. Manche verkaufen sogar ihre eigene – fair produzierte – Modelinie.

Sinnfluencer, denen du folgen solltest

Welchen Kanälen du auf Instagram, YouTube und Co. definitiv folgen solltest, stellen wir dir hier vor:

Thema Umwelt: luisaneubauer

Bekannt wurde Luisa Neubauer als eine der Hauptorganisatorinnen der „Fridays for Future“-Bewegung in Deutschland. Mittlerweile motiviert sie ihre 129.000 Follower auf Instagram unter anderem zu verstärktem Umweltaktivismus und kämpft gegen die Kaufprämie für Autos sowie für den Kohleausstieg.

 

Thema Nachhaltigkeit: marienasemann

In ihrem Blog „fairknallt“ schreibt das bekannte Model Marie Nasemann darüber, wie nachhaltige Mode funktionieren kann. Und auch ihren 136.000 Instagram-Followern stellt sie die von ihr bevorzugten Fair-Fashion-Labels und Naturkosmetik-Produkte vor. Zudem unterstützt sie das RECUP-Pfandbechersystem, das das Recyceln von Kaffeebechern vorantreibt. Dass für sie vorwiegend Zugfahren infrage kommt, liegt dabei so gut wie auf der Hand.

 

Thema Ernährung: justinekeptcalmandwentvegan

Über 1500 Posts warten auf dem Account von Justine Siegler auf dich. Wenn du an tierfreier Ernährung interessiert bist, sind ihre Posts von veganem Pumpkin Mac`n`Cheese oder Pumpkin-Potato-Waffles genau das Richtige. Neben Ernährungsthemen setzt sich die österreichische Sinnfluencerin mit einer Followerzahl von 37.400 auch für die Reduzierung des Konsums beziehungsweise für den Kauf von Öko-Fashion ein.

 

Thema Müllvermeidung: piakraftfutter

Interessierst du dich für die Vermeidung von Abfällen, empfehlen wir dir bei piakraftfutter auf YouTube vorbeizuschauen. Ihren 87.000 Followern zeigt sie, wie vegane Ernährung, Haarewaschen mit Roggenmehl (Plastikvermeidung!) und Containern (Reduzierung der Lebensmittelverschwendung!) funktioniert. Ebenso postet sie ihre Meinung zu Feminismus und warum es wichtig ist, sich ein positives Körpergefühl anzueignen.

Thema Bodypositivity: lisasophielaurent

Es gibt fast nichts, was Lisa Sophie nicht kann: Sie unterhält ihre mehr als 90.000 Fans auf Instagram und 351.000 YouTube-Follower tagtäglich mit spannenden Posts über fair produzierte Mode, vegane Ernährung und mentale Gesundheit. Zudem kommentiert sie politische Entwicklungen, produziert einen Podcast, hat bereits zwei Bücher geschrieben und verkauft seit kurzem ihre eigene (natürlich fair produzierte) Modelinie. Sie steht für mehr Natürlichkeit in den sozialen Medien und filmt sich dafür auch beim morgendlichen Yoga – verschwitzt und mit Bauchröllchen.

 

Natürlich gibt es mittlerweile noch viele weitere Influencer, die sich mit den Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Bodypositivity beschäftigen und auf jeden Fall in deine Timeline gehören. Zum Beispiel auch die bezaubernde Charlotte Weise, die mit ihrem Freund nach Spanien ausgewandert ist oder Louisa Dellert, die gerne auch mal Politiker zum Interview bittet.

Was können Sinnfluencer tatsächlich erreichen?

Manche Sinnfluencer haben immer wieder das Problem (vor allem von der älteren Generation) nicht wirklich ernst genommen zu werden. Dabei können sie enormen Einfluss auf die Gesellschaft einüben. Schließlich stellen ihre Follower mittlerweile die größte Kaufkraft auf dem Markt dar und entscheiden ihn durch ihr Kaufverhalten maßgeblich mit. Dies haben auch die Firmen verstanden und passen sich diesbezüglich den Wünschen und Vorstellungen ihrer Kunden an.

Vor allem die Jüngeren wachsen mit einem neuen Umweltdenken und Nachhaltigkeitsbewusstsein auf. Unternehmen werden somit zu einem Umdenken hinsichtlich ihrer Produktion und Arbeitsbedingen gezwungen.

Und auch, wenn Sinnfluencer sich grundsätzlich gegen Konsum aussprechen, so können sie mit Posts über zum Beispiel ökologisch korrekt produzierte Kleidung gewissen Marken dabei helfen, sich am Markt zu etablieren.

Nicht vergessen werden darf außerdem, wie leicht es in den sozialen Medien ist, zu Umweltprotesten aufzurufen und dadurch Einfluss auf die Politik zu nehmen. Und auch mithilfe von einfachen Tipps gelingt es Sinnfluencern, ihre Follower dazu zu motivieren ihren Alltag nachhaltiger zu gestalten und somit die Umwelt zu schützen.

Kritik an Sinnfluencern

Natürlich stellt sich immer wieder die Frage, wie glaubwürdig diese Gruppe der Influencer tatsächlich ist. Inwiefern müssen sie sich selbst an ihre aufgestellten Regeln halten?

Kann jemand Werbung für faire Mode machen, gleichzeitig aber auch bei billigen Modeketten einkaufen? Und auch darüber, ob Sinnfluencer mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen dürfen, wird häufig diskutiert.

Eines ist sicher: Sie müssen ihr eigenes Handeln stets überdenken und ihren Lebensstil so anpassen, dass ihre Glaubwürdigkeit in den sozialen Medien nicht verloren geht.

 

Foto: Daxiao Productions / stock.adobe.com

AJOURE´ Redaktion
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