Haley, in Chasing Life spielst du Brenna, die rebellische kleine Schwester von April. Die Erstausstrahlung hier in Deutschland war im Januar diesen Jahres, jetzt freuen wir uns schon auf die zweite Staffel im Herbst. Was können wir erwarten? In einem Interview mit einem US-Magazin hast du Brenna mit einer kleinen „Bitch“ verglichen. Wie ist Brenna jetzt?
Brenna wird erwachsen. Die Ereignisse in der ersten Staffel haben ihr emotional viel abgefordert – durch Aprils Krebserkrankung, dass ihre Mom plötzlich wieder dated, ihrem eigenen sehnlichen Wunsch, unabhängig im Geist zu sein ohne Schubladendenken – und auch wenn die emotionalen Schläge weitergehen, lernt sie nun mit ihren eigenen Gefühlen besser umzugehen. Aber das heißt nicht, dass sie nicht in Schwierigkeiten gerät.
In der ersten Staffel erfährt April von ihrer Krankheit, Leukämie. Eine solche Diagnose muss ein Riesenschock sein, für den Betroffenen selbst, aber auch für sein Umfeld. Wie hast du dich auf deine Rolle vorbereitet?
Meine Familie hat sich um Menschen gekümmert, die schwer erkrankt waren, als Heranwachsende habe ich das häufig beobachtet. Und leider habe ich auch selbst Familienmitglieder, die mit einer chronischen Krankheit umgehen müssen – das verändert dich und wie du dein Leben lebst. Ich möchte auf gar keinen Fall Zeit verschwenden.
Was gefällt dir an deinem Serien-Charakter am besten? Seid ihr euch ähnlich?
Wir sind beide dickköpfig und unabhängig. Ich finde, zwei sehr gute Eigenschaften.
Deine Film-Vita ist sehr beeindruckend. Seit 2005 bist du eigentlich durchgängig im Kino oder im TV zu sehen. Wie schaffst du das? Was ist dein Geheimnis, mit soviel Arbeit umzugehen?
Ich liebe es einfach zu arbeiten und habe es auch schon immer geliebt. Auch als kleines Mädchen schon habe ich es sehr ernst genommen. Mit 9 Jahren habe ich einen kleinen Film in Texas gedreht und am letzten Tag habe ich mich erkältet. Wenn der Dreh einmal gestartet ist, gibt es enge Budgets und Zeitpläne – man kann also auf niemanden warten. Meine Eltern fuhren mich damals zum Set und ich habe die ganze Zeit im Auto geschlafen, bis meine Szene dran war. Meine Mutter und mein Vater haben mir verdeutlicht, dass, wenn schauspielern wirklich das ist, was ich tun möchte, es Regeln gibt wie „the show must go on“. Als ich mit 11 Jahren nach Los Angeles ging, hatte ich bereits mehrere Jahre meine „Union Acting Card“ und konnte daher direkt für einige tolle Shows und Filme vorsprechen.
Wenn du auf deine Karriere schaust, welche Menschen oder Ereignisse haben dich als Person und als Schauspielerin besonders berührt oder beeinflusst?
Ich hatte das große Glück mit tollen Schauspielern und tollen Crews zu arbeiten. Die älteren Schauspieler, mit denen ich als Heranwachsende gearbeitet habe, haben mir immer mit großartigen Ratschlägen zur Seite gestanden, auf die ich heute noch zurückgreife. Einige meiner Film- und Serien-Moms waren wunderbar mütterlich und süß und einige ihrer Ratschläge waren für eine 15jährige ebenso praktsich wie lustig. Ein Ratschlag von Anthony LaPaglia betraf die Überlegungen, die ich berücksichtigen sollte, bevor ich mein erstes Tattoo bekomme – das war mal ein richtig guter Ratschlag!
Du hast bereits mit Hollywood-Größen wie Jodie Foster, Sean Penn und Ian McKellen gearbeitet. Mit wem möchtest du in der Zukunft gerne noch arbeiten?
Das großartige an Sean Penn: er arbeitet als Regisseur für den Schauspieler. Am Set hat er immer sicher gestellt, dass es ruhig war und ich alles hatte, um die Szene fertig zu stellen, auch wenn ich mal hysterisch war. Ich war ja nur ein Kind. Er hätte das nicht tun müssen, aber er möchte von einem Schauspieler die beste Leistung sehen, die er geben kann. Ich würde sehr gerne mit Wes Anderson arbeiten. Seine Filme sind großartig.
Für deine Karriere sind deine Eltern mit dir und deinem Bruder nach Los Angeles gezogen. Das ist ein ziemlicher Schritt für ein kleines Mädchen. Wie war die erste Zeit und war es immer dein Wunsch Schauspielerin zu werden?
Die Schauspielerei ist das Einzige was ich immer tun wollte. Ich denke, einige Menschen wissen von Geburt an, was sie tun wollen. Meine erste Rolle in Los Angeles war in der Show „Yes, Dear. I was so excited!“ – ich habe heute noch mein Garderoben-T-Shirt.
Du liebst Shopping und Mode und insbesondere Vintage. Uns wurde gesagt, dass deine liebste Style-Epoche die 60er-Jahre sind. Warum? Was begeistert dich so an diesem Stil?
Es hat sicherlich genauso viel mit der Kultur der späten 60er zu tun, wie mit der Mode selbst. Ich liebe einfach den entspannten Stil der Zeit, sogar bis in die frühen 70er. Eine Schlaghose, eine bestickte Bluse und haufenweise Armbänder, oder ein weicher Rock mit Boots und einem Vintage-Shirt fühlen sich großartig an.
Gemeinsam mit deiner Mutter betreibst du einen Online-Shop für Vintage-Stücke. Wäre das eine zweite Karriere-Aussicht für dich? Als Interieur- oder Fashion-Designer?
Ich habe Fashion schon immer geliebt. Wir würden mit Barbee Vintage super gerne einen Shop aus Stein und Mörtel eröffnen oder einen Pop up-Store, mit dem wir zu Konzerten und Unis reisen können. Interieur-Design könnte auch Spaß machen. Mein Zuhause ist ein bunter Mix aus allem, was ich liebe.
Neben der Schauspielerei arbeitest du mit der Organisation AARDA zusammen und unterstützt als Botschafter deren Engagement zur Erforschung der Autoimmun-Krankheit. Was motiviert dich dazu?
Ja! Die „Association for Autoimmune Related Diseases Association“ (AARDA) sammelt Gelder für die Forschung und macht auf die Krankheit aufmerksam. Meine Mutter leidet an einer seltenen Autoimmun-Schwäche und ebenso meine Tante. Es gibt keine Heilung für diese Krankheit und es gibt auch noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, was sie auslöst. Einige dieser Krankheiten sind weit verbreitet, viele sind lebensbedrohlich. Meine Mutter leidet an rezidivierende Polychondritis und Dermatomyositis, meine Tante hat Multiple Sklerose. Indem wir auf das Thema aufmerksam machen und Gelder für die dringend benötigte Forschung sammeln, können wir Leben verändern und retten.
Wie wichtig ist dir soziales Engagement?
Sehr! Meine Familie hat immer schon ehrenamtlich gearbeitet und ich bin so erzogen worden, etwas zurückzugeben.
Was planst du für die Zukunft?
Wir beenden gerade die Dreharbeiten zur zweiten Staffel von Chasing Life, anschließend würde ich gerne etwas reisen, neue Projeket starten und überlegen, wie ich die Menschen auf das Thema der Autoimmun-Krankheiten aufmerksam machen kann. Wir planen ein großes Event mit der AARDA in Los Angeles und einige meiner Freunde helfen mir dabei. Es ist toll, mit Leuten die ich liebe gemeinsam auf ein großes Ziel hinzuarbeiten.
Fotos: Sami Drasin