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„Die beste Version“

Vanessa Mai: Wie ihr Leben ihren neuen Song schrieb

Seit vielen Jahren gehört Vanessa Mai zu Deutschlands größten Schlagerstars. Was sie an Alben veröffentlicht, wirft Gold und Platin ab – und das zurecht. Ihr Texte, die Beats und die Melodien rufen mit großem Wiedererkennungswert ihren Namen. Nicht umsonst hat sie eine der größten Fangemeinschaften. Wie es zu ihrem neuen Song „Beste Version“ kam und wie stark die Resonanzen der Fans sind, ist schier unglaublich. Vanessa, die zwar nicht jede ihrer Nachrichten beantwortet kann, versucht dennoch, jeden ihrer Fans mit ihrer Musik zu erreichen und zeigt ihnen somit, wie wichtig sie ihr sind. Wir wollten von ihr die Hintergründe zum neuen Song wissen; wissen, ob auch sie ein Päckchen zu tragen hat und wie sie mit manchmal anfallender Kritik umgeht.

Was war der ausschlaggebende Grund oder die Intention für deinen neuen Song „Beste Version“, der passender zur heutigen Zeit tatsächlich nicht sein könnte?

Im Prinzip hast du die Frage direkt selbst beantwortet (lacht). Es war tatsächlich nicht der Fall, dass wir uns sagten, wir bräuchten genau zu diesem Thema jetzt einen Song, da wir damit voll ins Schwarze treffen würden. Im Gegenteil. Es war eher so, dass der Song auf einmal da war. Mir ist anfangs überhaupt nicht bewusst gewesen, dass das Lied so viele Menschen ansprechen würde. Der Song ist tatsächlich schon viel älter als man denkt, doch niemand hat ihn so richtig auf dem Schirm gehabt oder wahrgenommen. Welche krasse Massage dahintersteckt, habe ich erst bemerkt, als ich „Beste Version“ eingesungen habe. Mehr noch, ich habe mich, während ich im Studio stand, sozusagen selbst gesehen und gehofft, dass das Lied die Menschen ebenso sehr berührt wie mich. Das Schöne an diesem Song ist, dass er ohne Zwang oder große Planung entstand. Er ist einfach entstanden. Dann haben wir das Video dazu gedreht und die Massage wurde immer klarer. Es ist toll, wie viele Nachrichten ich von Leuten erhalte, die vorher mit mir manchmal gar nichts zu tun hatten, die aber sagen, dass der Song ihnen so viel gibt. Es scheint, dass jeder mit der Aussage des Songs etwas anfangen kann. Egal ob es um das Äußere geht, um innere Werte oder um irgendwelche Erlebnisse, die man im Laufe der Zeit erlebt hat.

Beantwortest du denn die Fragen, die dir in den sozialen Medien hierzu gestellt werden, selbst?

Nein, beantworten kann ich sie nicht. Ich versuche den Leuten immer das Gefühl zu geben, dass ich zwar alles wahrnehme, aber leider einfach nicht jedem antworten kann. Es kommt aber durchaus vor, dass ich auf eine Nachricht mal ein Herz zurückschicke oder die Massage durch doppelklicken like und zeige, dass mir die Aussage gefällt. Besonders zu „Beste Version“ habe ich ausnahmslos schöne Kommentare bekommen. Bis heute habe ich noch niemanden erlebt, den der Song nicht auf irgendeine Art und Weise trifft. Ich bin sehr dankbar für all die Reaktionen und freue mich jeden Tag aufs Neue darüber.

Gab es denn auch Reaktionen, dass manche der Meinung sind, du hättest leicht reden, denn du bist nicht nur super erfolgreich, du siehst auch noch grandios aus und lebst ein Leben, von dem viele Menschen nur träumen können?

Diese Aussagen gibt es natürlich auch ab und zu. Mich treffen solche Nachrichten dann mal mehr, mal weniger. Das ist bei mir etwas tagesabhängig. Doch meine Massage an die Leute ist immer, dass jeder mal Tage hat, an denen es einfach nicht rund läuft und wo man sich einfach nicht gut fühlt. Wichtig ist meines Erachtens, dass man lernt, damit umzugehen und diese Tage zu akzeptieren. Social Media ist ein Ort, an dem fast jeder zeigt, wie gut es einem geht. Kaum jemand postet einen Beitrag, wenn es ihr oder ihm mal schlecht geht. Genauso macht man nur dann Stories, wenn man Bock darauf hat. Niemand möchte sich an Tagen, an denen man vielleicht rumheult, filmen oder ablichten lassen. Wenn man sich aber in Erinnerung ruft, dass es solche Zeiten auch gibt, dass ist es ok und vollkommen normal. Es ist natürlich so, dass mir kein Bein fehlt und viele Leute sagen, ich sehe ganz gut aus und ich hätte Erfolg, aber auch ich habe meine Päckchen, die ich trage und mit denen ich zu kämpfen habe. Jeder hat mit irgendwas Probleme und ich finde es sehr wichtig, diese nicht miteinander zu vergleichen oder abzuwiegen, denn, um es mal rein oberflächlich zu betrachten, jeder sieht es anders, ob es schlimmer ist, ein A-Körbchen oder Cellulite zu haben. Man kann es nicht vergleichen und sollte es meiner Meinung nach auch nicht versuchen.

Vanessa Mai im Interview

„Manchmal wärst du gern jemand anders als du selbst“, singst du in deinen Zeilen. Warst du selbst schon einmal in dieser Situation oder fiel es dir schwer, dich in die Gefühle der betroffenen Menschen hineinzuversetzen?

Ich möchte tatsächlich manchmal selbst gerne jemand anders sein. Das hänge ich natürlich nicht an die große Glocke, aber das ist so. Es gibt Tage, an denen denke ich, dass das, was andere machen, viel besser ist als das, was ich hier so treibe. Dies ist allerdings eine Ausnahme. Ich bin diesbezüglich noch auf der Reise zu mir selbst. Doch ich denke immer mehr, dass es bei dieser Reise kein Ankommen zu geben scheint. Ich würde sagen, dass diese Reise Leben heißt und hierbei kann man nicht wirklich ankommen, denn wer dies behauptet, hat aufgehört zu leben. Man muss sich diesbezüglich im Klaren sein, dass es Dinge gibt, die sich nicht ändern lassen und die einfach sind, wie sie sind.

Würdest du sagen, dass Social Media einen großen Teil der Schuld an diesem Thema zu tragen hat?

Natürlich. Man hat sein Handy in der Hand, öffnet Instagram und beginnt damit, sich komplett blenden zu lassen. Das macht es sehr einfach, in diesen Strudel hineinzurutschen. Um so wichtiger ist es, dass Menschen dieses Problem erkennen und daran arbeiten. Klar kann man sich dieser Problematik entziehen, indem man von Social Media die Finger weglässt. Ich meine, im Prinzip braucht das ja kein Mensch. Es ist heute einfach da und gehört sozusagen zum Leben dazu, aber notwendig ist es nicht. Für mich ist wichtig zu wissen, dass wenn Instagram und Co morgen nicht mehr existieren, ich immer noch einen Job habe, den ich liebe und der mir Spaß macht. Ich hatte selbst mal eine Phase, in der ich der Meinung war, dass all die Influencerinnen so tolle Fotos machen. Dann schaute ich mir mein Profil an und dachte, dass meine Fotos gar nicht so gut sind und ich vielleicht nicht so „coole“ Klamotten trage wie andere. Daraufhin habe ich tatsächlich mal so ein typisches Blogger-Foto gemacht und hochgeladen und ich muss sagen, ich hätte kotzen können. Das bin einfach nicht ich gewesen, den man auf diesem Foto zu sehen bekam. Manchmal muss man durch Zeiten, nach denen man merkt, dass dieses vermeintlich Tolle eigentlich gar nicht so toll ist. Zumindest nicht für einen selbst. Diese Erkenntnis macht einen stärker – mich jedenfalls.

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Soll denn auch noch ein passendes Album mit weiteren tollen Empowerment-Songs erscheinen?

Witzigerweise gibt es hierfür noch gar keine Planung. Die Entstehung eines neuen Albums ist ein kräftezehrender kreativer Prozess und ich möchte mich jetzt im Moment nicht unter Druck setzen. Das war auch der Grund für die Tourabsage. Es kann durchaus sein, dass es mich bald überkommt und wir in die Planung eines Albums gehen, doch nach heutigem Stand ist da noch alles offen. Ich genieße die Zeit, die ich aktuell zur Verfügung habe und bin überaus dankbar dafür, mir diese „Auszeit“ nehmen zu können. Außerdem singe nach wie vor gerne meine „alten“ Songs, zu denen ich bis heute stehe.

Der Text zu deinem neuen Song entstand in Zusammenarbeit mit Joe Walter, der schon für sehr viele bekannte Künstler Texte schrieb. Wie viel von dir selbst steckt denn in den Lyrics des Songs?

Ich bin da ganz ehrlich und sage, dass ich nie geschrieben habe. Ich hatte auch irgendwie nie die Muße dazu, mich mit einem Blatt Papier zu bewaffnen, hinzusetzen und loszuschreiben. Das ist nie mein Ding gewesen. Sollte der Tag kommen, an dem ich einen Text schreiben möchte, dann werde ich das natürlich tun und mich sehr darüber freuen, aber aktuell war das noch nicht der Fall. Ich habe auch nicht von Tag eins an Choreografien entwickelt. Im Gegenteil, irgendwann war es soweit, als ich bemerkte, dass ich Bock darauf habe. So entspannt gehe ich auch an das Thema „Texte“ ran und das ist in Ordnung für mich. Die oberste Prämisse bei den Texten ist es allerdings, dass sie meine „Sprache“ sprechen. Ich muss die Massage verstehen und fühlen können, es muss bei mir ankommen und ich muss Lust darauf haben. Bei den neuen Songs, die wir gerade in Nashville (USA) mit vielen verschiedenen Köpfen aus dem Musikbusiness erarbeitet haben, war es so, dass ich solche Songwriting-Camps erlebt habe und wirklich mit drin war. Diese Zeit war sehr inspirierend für mich und ich habe unheimlichen Respekt vor den Leuten.

Vanessa Mai

Mal etwas anderes… Jemand, der so erfolgreich ist wie du und von seinen Fans so geliebt wird, der hat wohl alles irgendwann mal erlebt. Aber wann war denn das letzte Mal, dass du etwas zum ersten Mal erlebt hast?

(lacht) Am Samstag! Ich war auf einem Konzert und möchte da gar nicht so ins Detail gehen, aber das Gefühl, das ich daraus gezogen habe, war: „Es ist okay, dass du denkst, es geht immer besser und alles was du machst ist nicht so gut wie die anderen, aber check mal, dass das, was du machst, gar nicht so schlecht ist.“ So ein Erlebnis hatte ich zuvor tatsächlich nie, denn ich bin ein sehr sehr ehrgeiziger Mensch und habe mit der Zeit gelernt gelassener zu werden, da das alles einfach nicht gesund ist. Außerdem macht es wahninnig unsympathisch (grinst).

Hast du eine Art Herzensangelegenheit, für die du dich besonders einsetzt oder die dir über die Maßen wichtig ist?

Ich helfe sehr gerne wo ich kann, bin aber der Meinung, ganz besonders bei Charity-Angelegenheiten, dass man dies nicht an die große Glocke hängen sollte. So handhabe ich das und finde, dass dies nicht für PR-Zwecke benutzt werden sollte. Ansonsten natürlich für meine Familie und meinen Mann….und ein Taylor Swift-Konzert (lacht).

 

Fotos: Katja Kuhl

AJOURE´ Redaktion
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