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Julia Koschitz: Wie gut ist deine Beziehung?

Von Tragik-Komödien bis hin zum Tatort – es liegt ihr einfach alles. Seit über 15 Jahren dreht sie Filme und überzeugt jedes Mal mit einer weiteren brillanten Leistung. Jetzt steht der Kinofilm „Wie gut ist deine Beziehung?“ in den Startlöchern, der am 28. Februar in Deutschland anläuft. Ein Film, der zweifellos jeden Menschen zum Nachdenken anregt, der sich seit kurzem oder langem in einer Beziehung befindet. Ein grandioses Drehbuch gepaart mit einer tollen schauspielerischen Leistung und viel Humor überzeugte uns, als wir den Film vor einiger Zeit bereits schauen durften. Wir wollten uns ein Interview mit Julia natürlich nicht entgehen lassen und sind ein weiteres Mal von ihrer Professionalität begeistert gewesen.

Am 28. Februar startet „Wie gut ist deine Beziehung?“, in der du die weibliche Hauptrolle Carola spielst. Worauf dürfen sich die Zuschauer denn freuen?

Auf eine ungewöhnliche Liebesgeschichte eines eigentlich glücklichen Paares, das es sich in seiner Komfortzone bequem gemacht hat und im Bestreben ihre Beziehung zu erhalten in ein komplettes Missverständnis geraten. Steve (gespielt von Friedrich Mücke) hinterfragt, ausgelöst durch die überraschende Trennung seines besten Freundes, plötzlich den Zustand seiner eigenen Beziehung. Aus dem wachsenden Zweifel heraus tut er alles, um ein perfekter Freund zu sein, was bei seiner Freundin Carola das Gegenteil von dem auslöst, was es eigentlich sollte, sie ist schwer irritiert. So nehmen die Missverständnisse ihren Lauf und führen das Paar erstmal in eine Krise. Das Geschenk, das sich die beiden damit unbewusst machen, ist aber ein weiterer Schritt in ihrer Beziehung, ein Schritt für die Zukunft.

Kurz gesagt kann man sich auf einen lustigen, unterhaltsamen Film freuen, der trotzdem genügend Denkanstöße bietet, um sich ernsthaft mit dem Thema Beziehung auseinanderzusetzen.

Wie gut findest du, ist dem Regisseur die Umsetzung der Story gelungen? Fehlende und missverstandene Kommunikation untereinander, sowie der Wille, unbedingt besser sein zu wollen, um dem Partner wieder zu gefallen.

Ich liebe Filme, die mich auf unterschiedliche Weise anregen, zum Lachen, zum Weinen, zum Nachdenken und zum mich wieder neu in Frage stellen. Ich finde, dass dieser Film die Möglichkeiten dafür bietet. Dabei spielt nicht nur das Buch eine Rolle, sondern sicher auch ein großartiges Ensemble, mit dem ich spielen durfte.

Wie gut konntest du dich denn mit deiner Rolle, Carolas Verhalten und der Story identifizieren?

Dramaturgisch ist die Geschichte natürlich verdichtet und überhöht, aber das, was die Figuren antreibt und verunsichert, kann ich sehr gut nachvollziehen. Am Anfang eint die beiden ein gewisses Phlegma. Sie geben sich zufrieden mit dem Status quo und hoffen, dass der auch so zu halten ist. Steves überraschende Rück-Eroberung löst bei Carola große Selbstzweifel aus. Ich kenne sowohl das Bedürfnis nach Bequemlichkeit und Sicherheit und kann Carolas Unsicherheit gut nachvollziehen. Wenn man mit der unausgesprochenen Vereinbarung lebt, alles in gewohnten Bahnen laufen zu lassen, wirkt ein plötzlicher unerklärlicher Aufbruch zu Veränderungen wie eine Bedrohung. Es steckt die stille Kritik am eigenen bequemen Verhalten dahinter. Solche Dinge misszuverstehen und vor allem in großer Unsicherheit auf sich zu beziehen, kommt mir leider mehr als bekannt vor (lacht). Die Geschichte der beiden ist eine Aufforderung, offen für Veränderungen zu bleiben, damit kann ich viel anfangen. Und ich mochte sehr gerne, dass das Thema Selbstoptimierung und Achtsamkeit gegenübergestellt wurde. Wenn man sich um seine Beziehungen kümmern will, sollte man den Fokus vielleicht weniger auf sich und auf überschätzte Optimierungen seiner eigenen Person legen, sondern mehr auf sein Gegenüber und den Moment, den man gerade miteinander teilt.

Wie gut ist deine Beziehung?

Was war der ausschlaggebende Grund für dich, die Rolle anzunehmen?

Das Drehbuch behandelt ein Thema, das ich für relevant erachte. Beziehungen, ob als Liebespaar, unter Freunden, oder selbst in einem beruflichen Kontext bestimmen maßgeblich unser Wohl- oder Unwohlsein. Und wir können, wir sollten sogar darauf Einfluss nehmen, auf die Qualität und Intensität unserer Beziehungen. Ich finde es wert, sich über den Weg dorthin Gedanken zu machen. Außerdem wurde das Thema unterhaltsam erzählt, in einer Leichtigkeit und sehr guten Dialogen, die für mich als Schauspieler eine schöne Herausforderung dargestellt haben.

Welches Publikum wird „Wie gut ist deine Beziehung?“ hauptsächlich ansprechen und warum?

Ich denke, der Film wird alle ansprechen, die Lust auf eine Komödie und einen Liebesfilm haben. Das schließt erstmal wenige aus. Aber man sollte sich darauf einstellen, dass viel geredet wird – wer das nicht mag, ist mit einem anderen Film wahrscheinlich glücklicher (lacht). Ich würde mich freuen, wenn der Film sein Publikum über alle Altersgruppen findet. Das Thema begleitet einen schließlich ein Leben lang.

Das Thema eures Filmes gibt es im echten Leben nur zu oft. Könnte der Film eine Hilfestellung sein, um dieses Problem besser in den Griff zu bekommen bzw. es gar nicht erst auftauchen zu lassen?

Ich glaube schon, dass der Film eine Anregung sein kann, sich und seine Beziehung zu hinterfragen. Und wenn es nur eine Rückbesinnung oder Erinnerung daran ist, wie wichtig mir dieser Teil in meinem Leben ist und dass man ihn gestalten kann.

Julia Koschitz

Du hast während deiner Karriere ja schon viele Rollen gespielt. Sowohl Krimis, Thriller, als auch Komödien. Welches Genre liegt dir denn am meisten und macht dir am meisten Spaß?

Ich konnte mich da noch nie festlegen und will es bis heute nicht, dazu macht mir die Abwechslung viel zu viel Spaß. Genauso möchte ich mich nie vom Theater verabschieden, das wieder ganz andere Herausforderungen für einen Schauspieler bietet, als der Film. Aber zu unterschiedlichen Genres fällt mir ein Satz von einem großartigen Schauspielcoach ein „ein guter Film, ganz gleich ob es eine Komödie, ein Drama, Thriller oder ein Krimi ist, sollte Elemente aus vielen Genres vereinen“ – daran halte ich mich in meiner Arbeit immer wieder.

Auf was dürfen wir uns 2019 noch von dir freuen?

Wie genau die Filme heißen werden und wann sie laufen, weiß ich leider noch nicht, aber im letzten Herbst habe ich erstmal ein Drama über ein getrenntes Paar gedreht, in dem die verlassene Frau ihr gemeinsames Kind gegen den Vater (gespielt von Felix Klare) manipuliert. Ich hatte der Rolle und einem derartig zerstörerischen Verhalten seinem eigenen Kind gegenüber eine große Abwehr, das war neu für mich, auch interessant. Ich glaube, dass es ein wichtiges und wenig besprochenes Thema ist, das Alexander Dierbach hier inszeniert hat.

Danach habe ich einen Psychothriller gedreht, in der Regie von Till Endemann, auch fürs Fernsehen, in dem ich eine forensische Psychiaterin gespielt habe, die sich mit Justus von Dohnányi eine Art Duell liefert. Es war eine wunderbare Zusammenarbeit mit allen Beteiligten auf Basis eines wirklich guten Drehbuchs.
Und in diesem Jahr darf ich mich auch schon auf ein paar spannende Projekte freuen, worüber ich mich sehr glücklich schätze.

Liebe Julia, vielen Dank für das schöne Interview und die Zeit, die du dir für uns freigeschaufelt hast.
 

Fotos: Stefan Klüter, X Verleih

AJOURE´ Redaktion
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