Es ist Mitte Juni und über Berlin zeigt sich die Sonne von ihrer besten Seite. Grund genug, das Treffen mit Marie Burchard in ein kleines Kaffee mitten in Friedrichshain zu legen, um hier bei warmen Temperaturen mehr über ihre aktuellen Projekte zu erfahren. Angefangen bei „Roads“ von Sebastian Schipper, der, wie der Name bereits vermuten lässt, ein echter Roadmovie sein wird und im Herbst erscheint. Hier spielt sie in einer Nebenrolle Stiefmutter eines jungen Briten, der während eines Familienurlaubs in Marokko das Wohnmobil seines Stiefvaters klaut. Auf dieser Reise trifft er auf einen gleichaltrigen Kongolesen, der nach Europa flüchten will um seinen Bruder zu finden… Doch mit „Roads“ endet Maries Präsenz natürlich nicht. Im Gegenteil. Es stehen noch zwei weitere Kinofilme mit ihr in den Startlöchern, die ebenfalls im Herbst dieses Jahres erscheinen. Wir wollten wissen, worum es im Kinofilm „Wuff“ genau geht, wie lustig es an der Seite von Til Schweiger in „Klassentreffen 1.0“ war, welche Rollen im Theater anstehen und wie sie all das unter einen Hut bekommt.
AJOURE´: Am 25. Oktober startet Detlev Bucks neuer Kinofilm „Wuff“, in dem du als Hundetrainerin Silke eine Hauptrolle spielst. Wie können wir uns deine Rolle als Hundeschulen-Besitzerin vorstellen?
Marie: Silke war jahrelang angestellt, kommt aber irgendwann zu dem Entschluss, dass sie dieses abhängig sein nicht glücklich macht und beschließt, sich ihren Traum von einer Hundeschule namens „Happy Dogs“ zu erfüllen. Hier ist natürlich bereits eine Grundlage für witzige Konstellationen zwischen Hundehalter und Hund gegeben, da die Probleme, die Hunde einem bereiten können, meistens ihre Ursache im Fehlverhalten der Besitzer haben. In den Gesprächen mit Silke stellt man auch schnell fest, dass sie eine ziemliche Kratzbürste, eine Einzelgängerin und ein Freigeist ist. Sie will sich an keine Beziehung binden, lernt dann aber einen Hundehalter (Frederick Lau) kennen, der sie nicht kalt lässt.
Es ist jetzt aber nicht so, wie man es vielleicht erwarten würde, dass sich die beiden mal eben so ineinander verlieben. Im Gegenteil. Er klaut erst einmal ihre Geschäftsidee, was natürlich zu Konflikten führt. Aber ich möchte jetzt nicht zu sehr spoilern.
AJOURE´: Wie schwer oder anders war es denn, auf einmal mit Tieren drehen zu müssen?
Marie: Wir hatten etliche Hunde, mit denen wir gedreht haben und es war alles andere als unkompliziert. Gerade bei diesen Massenszenen, die sehr viel Spaß gemacht haben, hatten wir gut zu kämpfen, bis alles gepasst hat. Wir hatten zum Beispiel eine Szene, in der auf der einen Seite alle Hundehalter stehen, auf der anderen Seite natürlich alle Hunde. Der Plan war dann, dass alle Halter ihre Hunde rufen und diese dann auch kommen. Das hat nicht immer auf Anhieb geklappt, aber glücklicherweise hatten wir eine echte Hundetrainerin mit am Set, die dafür gesorgt hat, dass es irgendwann funktioniert.
AJOURE´: Gab es Highlights mit den Tieren, weil irgendetwas gar nicht geklappt hat?
Marie: Der Haupthund, um den es bei „Wuff“ geht, war nicht so trainiert wie die anderen Hunde. Im Gegenteil, er war sozusagen recht neu in der Branche. In einer Szene ist Silke mit ihren Freundinnen auf den Fahrrädern unterwegs und dieser Hund hat derartig an der Leine gezogen, dass es teilweise schon ein wenig abenteuerlich war. Aber passiert ist glücklicherweise nichts.
AJOURE´: Wie findest du ist „Wuff“ geworden und welche Zuschauer werden hiervon angesprochen?
Marie: Super! Detlev Buck ist ein toller Regisseur. Da er selbst auch Schauspieler ist, kann er gut nachempfinden was helfen kann ins Spiel zu kommen und eine Situation zu entwickeln. Sehr intuitiv. Mir wird immer gesagt, ich soll nicht so schnell sprechen. Direkt am ersten Tag, als ich in einer Szene meinen Schauspielkollegen Kida Ramadan (Anm. d. Red.: bekannt aus „4 Blocks“) anschreien musste, forderte Buck mich auf schneller und noch schneller sprechen zu sprechen. Ich bräuchte noch mehr Tempo, denn genau diese Geschwindigkeit macht Silke aus. Zunächst war ich etwas perplex, denn das kannte ich vorher nicht. Aber auf diese Weise hat die Szene die Energie, die sie brauchte. Dann ist es so, dass der Film keine klassische Liebeskomödie ist, aber eben auch nicht ausschließlich ein Familienfilm, in dem es um Hunde geht. Es geht viel mehr um das Leben und Beziehungen. Aus diesem Grund finde ich auch, dass „Wuff“ eine sehr breite Zielgruppe ansprechen wird.
AJOURE´: Gehen wir mal weg von „Wuff“. Im September bist du dann schon als Simone in einer Nebenrolle bei Til Schweigers „Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise der Silberrücken“ zu sehen. Der Trailer ist sehr lustig und erinnert an den typischen Schweiger-Humor. Bist du den ganzen Film über zu sehen oder nur ganz kurz?
Marie: Ich tauche tatsächlich immer wieder auf – ihr könnt euch schon auf den 20.09. freuen (lacht). Ich darf noch nicht viel dazu sagen, aber was ich sagen kann ist, dass Simone extrem in den DJ verliebt ist und diesen auch gekonnt stalkt. Wie eine noch krassere „Rose“ von „Two And A Half Men“, denn Rose ist ja noch irgendwie süß, aber Simone ist eventuell leicht gestört (lacht).
AJOURE´: Wie war es, mit Schweiger so einen Film zu drehen? So lustig wie das Endprodukt?
Marie: Die Besetzung des Films ist natürlich großartig. Absolut tolle und coole Erfahrung. Mit Til zu drehen war eine Herausforderung für mich und super spannend. Er hat ein sehr schnelles Tempo drauf, da er parallel direkt schneidet und gleichzeitig die Hauptrolle spielt. Das heißt, dass während du eine Szene mit ihm drehst, er gleichzeitig inszeniert und diese Kombination ist erst einmal ungewöhnlich aber super. Mir haben die Rolle, der Dreh und das ganze Drumherum wirklich viel Freude bereitet und ich bin froh, dabei gewesen zu sein.
Marie Burchard in Klassentreffen 1.0
AJOURE´: Kommen wir ein bisschen zu dir und deinem Privatleben. Du bist verheiratet, hast zwei Kids, spielst immer mal wieder am Theater und bist Schauspielerin. Wie kriegst du das alles unter einen Hut, ohne dass etwas zu kurz kommt?
Marie: Also das Theater bzw. die Schaubühne ist mein Hauptarbeitgeber, wo ich fest engagiert bin. In Probenzeiten bin ich dann beinahe täglich dort. Mein Mann Sebastian Schwarz ist ebenfalls Ensemblemitglied und somit spielen wir auch in manchen Stücken zusammen. Dank der Hilfe unserer Eltern und fester Babysitter kriegen wir das alles gut geregelt. Das Wichtigste bei diesen Jobs ist es, gute Nerven und eine gute Planung zu haben.
AJOURE´: Du spielst ja sehr viel bei der Schaubühne. Was probst du denn aktuell?
Marie: Wir proben gerade mit Thomas Ostermeier, dem Intendanten der Schaubühne, „Italienische Nacht“. Ende November haben wir hierfür die Premiere und darauf freue ich mich sehr. Es ist hoch politisches Stück, vor allem, weil es extrem aktuell ist. Geschrieben und uraufgeführt wurde das Stück von Horváth 1931 und es spielt in der bayerischen Provinz. Es handelt von dem Aufkommen des Nationalsozialismus und dem Versuch der Verdrängung dieser rechten Bedrohung unter den Sozialdemokraten. Wir wollen dieses Stück auf heute übertragen, was auf keinen Fall schwierig werden dürfte, denn sowohl die AfD als auch die parteipolitischen Querelen innerhalb der SPD und aktuell auch der CDU/CSU liefern genügend Ansatzpunkte hierfür. Und genau deshalb empfinde ich dieses Stück als unfassbar interessant und passend zur heutigen Zeit.
AJOURE´: Wie schaltest du denn zwischendurch auch mal ab?
Marie: Wenn ich frei habe, versuche ich mich mit meinen Freunden zu treffen und möglichst viele Dinge zu unternehmen, die nichts mit meiner eigentlichen Arbeit zu tun haben. So wie jeder denke ich. Jetzt bin ich zum Beispiel vor zwei Tagen aus Taiwan zurückgekommen, wo wir mit der Schaubühne ein Gastspiel mit „Ungeduld des Herzens“ von Stefan Zweig hatten. Wenn ich also zuhause bin und das Wetter mitspielt, lege ich mich zuhause in die Hängematte und lese einfach mal ein Buch.
AJOURE´: Hast du eine Herzensangelegenheit, für die du alles stehen und liegen lässt?
Marie: Meine Kinder! Ich nutze jede freie Sekunde meines Lebens, um diese dann mit meinen Kindern zu verbringen. Das hat oberste Priorität für mich.
AJOURE´: Auf was dürfen wir uns dieses Jahr noch von dir freuen?
Marie: Momentan drehe ich mit Wolfgang Murnberger einen Film für die ARD mit tollen Frauen wie Alwara Höfels und Imogen Kogge. Und bald fangen wir mit dem Dreh zur zweiten Staffel von Sankt Maik an, einer sehr charmanten RTL-Serie, wie ich finde. Besonders daran ist, das meine Schwester Bettina Burchard und ich Schwestern spielen. Die Chance zusammen zu arbeiten, haben wir selten und es ist wunderbar „einfach“, da wir uns ohne Worte verstehen und vieles von alleine entsteht. Wir drehen noch bis Dezember und im Frühjahr sollte die Staffel dann erscheinen.
AJOURE´: Liebe Marie, vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns genommen hast. Wir sind auf deine beiden Kinofilme jetzt schon sehr gespannt.
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Fotos: AJOURE´ Redaktion; Warner Bros.