Wer im Modelbusiness zu Hause ist, der hat das erreicht, wovon Abermillionen von Mädchen träumen. Das Leben in der schönen Welt der Mode ist für Sayuri Bloom tägliche Realität, sie stylt Models und Shooting-Sets für Magazine und Kampagnen, AJOURE´ erzählt sie im Interview, wie das Leben und Arbeiten in der hart umkämpften Branche sind und auf welche Mode-Trends wir gespannt sein dürfen.
Für viele ein Traumjob, für andere der sichere Ruin: Was sind die guten, was die schlechten Seiten des Designer- und Stylisten-Berufs?
Die guten Seiten sind eindeutig, sich kreativ austoben zu können, neuen Herausforderungen entgegen zu treten und viele nette Menschen kennen zu lernen. Manchmal entstehen dabei sogar Freundschaften. Sich auszutauschen und gemeinsam kreativ tätig zu sein. Das Funkeln in den Augen, wenn ein Model oder ein Kunde in einem meiner Kleider steckt oder wenn sie eine Kiste mit einem meiner Kleider öffnen. Das positive Feedback, wenn die Designs auf Gefallen treffen und auf Begeisterung.
Aber dieser Beruf fordert auch seine Opfer. Man muss schon sehr ehrgeizig und diszipliniert sein, um z.b. Neid und Kritik ausblenden zu können. Und finanziell hat man manchmal auch nichts im Kühlschrank. Außerdem sehen viele nicht, dass in einem Kleid 20 bis 60 Meter Stoff stecken können und dies viel Arbeit kostet. Dementsprechend gibt leider nur Verständnis für die Preise der Kleider, die nicht seltenunachtsam behandelt werden.
Was macht dein Styling aus? Woran erkennt man die typische „Sayuri-Bloom-Note“? Gibt es die überhaupt?
Man erkennt mich an dem eher romantischen, blumigen und teilweise sehr opulenten Stil. Ein absolutes Mädchen eben. Auch detaillierte Stylings die entweder aufwendig in der Verarbeitung waren oder eben sehr raumfüllend.
Ist der Stil, den du als Stylistin an großen Produktionen bevorzugst, auch dein privater? Läufst du selbst im Alltag so durch die Gegend, wie du deine Models einkleidest?
Ich bin privat in Schwarz, Weiß und Alt-Rosa eingekleidet. Wobei ich ab und an auch Blumen im Haar trage. Aber ich habe noch kein Gefolge das mir mein Kleid trägt ;). In meinen Arbeiten möchte ich aber auch keinen Trend vermitteln, sondern den Betrachter in ferne Welten entführen und zum Träumen einladen. Den Alltag für einen Moment vergessen lassen.
Auf welche Arbeiten dieses Jahres bist du besonders stolz?
Das kann ich auf 3Arbeiten eingrenzen, da sie genau das wiedergeben was ich mag.
Die Frida Kahlo Strecke „Tropical Mood“, die sogar den GoSee Award14 Silver in der Kategorie Fashion bekommen hat. Hier sieht man ganz deutlich, wie sehr ich Blumen und Pflanzen mag verbunden mit aufwendigen Kleidern. Ich habe verschiedene Lebensabschnitte und Gemälde von ihr als Inspiration genommen und umgesetzt. Mein Lieblingsbild ist das Frida-Portrait, bei dem ich sogar Schmuck gefunden habe mit lebenden Pflanzen. Auch weil hier all meine Lieblingsfarben zu sehen sind, mag ich dieses Bild und der wunderbar schmerzhafte Ausdruck von Masha Rudenko, die für mich die perfekte Besetzung für diese Arbeit war. Wir hatten wirklich sehr viel Spaß daran, Frida Kahlo mit unseren Interpretationen um zu setzen.
„Flower Affairs“, bei der ich verschiedene dominierende Arten von Sex mit Blumen dargestellt habe. Hier findet man z.B. die Domina mit Peitsche, Blümchensex, Blowjob und das Rollenspiel wieder.
Sehr untypisch, auffällig erotisch und doch wieder gar nicht untypisch für mich, da ich mich gerne mal des Stilbruches bediene. Ich liebe es auch, morbidere Themen um zu setzen, oder gar schockierende. Es war für uns alle erstmal komisch, aber als die Hemmschwelle überwunden war, hatten wir jede Menge Lachkrämpfe. Auch die Blumen haben der Themen entsprechend ausgesucht, da die verschiedensten Blumen ein Symbol für Sex beinhalten. Ich wusste gar nicht wie viele Blumenarten das sind und habe im Blumengroßhandel ein Crashkurs bekommen. Augen auf beim Blumenkauf 😀
„Polina – White Love“ ist eine Arbeit, bei der ich zeige, wie detailverliebt ich bin und doch auch gerne puristisch und handwerklich arbeite. Auch meine absolute Lieblingsfarbe Weiß konnte ich hier gut einsetzen.
Woher nimmst du dir Ideen und Inspiration?
Aus alten Filmen, Märchen, Ländern und Ikonen. Auch manches Model inspiriert mich.
Eigentlich nehme ich die Inspiration überall von überall her. Mit offenen Augen durch das Leben gehen, ist für mich sehr wichtig. Ich finde immer wieder auch in alltäglichen Situationen Dinge und die damit verbundene Situation, die mich dazu antreiben, eine neue Idee zu verfolgen. Da ich auch handwerklich arbeite, kommt es auch vor, dass ich im Kunstbereich meine Inspiration finde oder eine Illustration von mir umsetze.
Gerade „Polina – White Love“ hat seine Ideenfindung beim Basteln einer Laterne gefunden. Papier ist nicht gleich Papier. Somit habe ich in diesem Shoot alle möglichen Papierformen benutzt, wie gequilltes, gelegtes, gefaltetes, gekrepptes etc. bis hin zum bedruckten, ich habe diese dann mit ein paar anderen Dingen kombiniert, um einen kleinen Stilbruch zu erzeugen.
Ich mache mir vor jedem Shoot sehr viele Gedanken, bei dem ich die Art Direction übernommen habe, recherchiere sehr viel und baue mir große Moodboards, die ich dann an das ganze Team verschicke.
Stehen für nächstes Jahr schon spannende Projekte an?
Ich werde wahrscheinlich wieder zu dem alten Team aus 2013 stoßen (Kristian und Peggy Schuller), in dem ich bereits schon ein Jahr fester Bestandteil war und werde drei Monate in LA verbringen. Ich freue mich schon sehr darauf und die vielen Ideen, die wir realisieren werden. Natürlich ist es auch Klasse, dies unter der Sonne machen zu können und somit dem kalten Winter zu entgehen.
Welche Mode-Highlights haben es dir diesen Winter besonders angetan?
Der Trend, nur einen Ohrringen zu tragen, fand ich ganz lustig und mir entgegenkommend, da ich ständig einen verliere. Jedoch habe ich das Gefühl, dass man dieses Jahr sehr, sehr viele Stiltrends vorfinden konnte und auch noch kann. Es gab jetzt nicht diese Flut wie letztes Jahr die Trendfarbe Senfgelb. Ich finde sowieso, dass jeder seinem eigenen Stil treu bleiben sollte und dass das Individuum im Vordergrund zu sehen ist.
Die Kooperation von Alexander Wang by H&M finde ich ansprechend, da ich ohnehin seinen Stil sehr mag. Dies ist meiner Meinung nach aber eher was für die Sportliebhaber mit der passenden Figur. Oder man versteht es als Weckruf, da die Tendenz zum Übergewicht ja doch zunimmt. Deutschland soll ja auf Platz 4 der übergewichtigsten Länder stehen. Das hat mich schon geschockt und nachdenklich gemacht.
Gibt es Klassiker, die jede Frau im Schrank haben sollte?
Wie alle Frauen habe auch ich das kleine schwarze im Schrank. Es macht einfach scheinbar schlanker und lässt sich zu allem kombinieren. Und es gibt sie in den verschiedensten Varianten. Das Ganze in Weiß ist auch überhaupt nicht verkehrt. Jedoch muss man es tragen können.
Was ist dein persönliches No-Go bezüglich Mode?
Liebe Frauen, schaut euch bitte auch mal von hinten an und steht zu euren Kleidergrößen. Es bringt nichts, die Hosen- oder Körbchengröße kleiner zu kaufen. Ich sehe auf den Straßen leider viel zu oft, dieses Presswurstprinzip. Oder ganz furchtbar finde ich auch, nur Leggings mit einem kurzen Oberteil zu tragen, sodass man am besten noch die Nieren sehen kann. Das kann nicht jeder tragen. Ich bin auch nicht die Schlankeste, aber von manchem Dingen sollte man meiner Meinung nach einfach die Finger lassen. Leider gibt es eben Trends, die nur an schlanken, groß gewachsenen Frauen funktionieren. Es gibt glücklicherweise immer verschiedene Trends. Wir werden nicht hübscher, nur weil wir einem Trend hinterher jagen. Jeder ist auf seine Weise hübsch und es kommt auch eher von Innen.
Auch unser Dezember-Cover ist von Sayuri
Mehr zu Sayuri und ihren Arbeiten gibt es auf Facebook und ihrer Homepage.
Foto: Sayuri Bloom privat