2015 nahm eine Legende ihren Abschied vom Fernsehen – zumindest vor der Kamera: Stefan Raab ging in Frührente. Aber was wurde seither aus Raab und seinen TV-Formaten?
Steckbrief
Geboren: 20. Oktober 1966, Köln
Eltern: Konrad Raab
Geschwister: eine Schwester
Beruf: Fernseh- und Musikproduzent, Musiker, Entertainer, Unternehmer, Fernsehmoderator und Komiker
Ehepartner: Nike Raab
Kinder: 2 Töchter
Größe: 1,81m
Sternzeichen: Waage
Raabs Werdegang
Dass Raab ausgebildeter Metzger ist und seine Prüfung mit “sehr gut” abschloss, dürfte den meisten bekannt sein. Allerdings studierte er auch fünf Semester Rechtswissenschaften in Köln und Bielefeld. Zunächst verdiente Raab dann allerdings als Komponist von Jingles für TV-Sendungen und Werbespots sein Geld. Mit seinem Musikverlag Roof Groove Musikverlag Stefan Raab und dem Plattenlabel RARE (Raab Records) komponierte und produzierte Raab sowohl für sich selbst, als auch für Die Prinzen, Bürger Lars Dietrich und das RIAS-Rundfunkorchester.
Als Raab dem Musiksender Viva eigens komponierte Jingles verkaufen wollte, entdeckte Aufnahmeleiter Markus Wolter Raabs Talent als Moderator und bot ihm die Sendung “Vivasion” an. Er moderierte die Show von 1993 bis 1998. Musikalisch hatte er in dieser Zeit Erfolge mit “Böörti Böörti Vogts” und “Hier kommt die Maus”.
Mit Wolter entwickelte Raab dann die Kultshow “TV total”, die ihm fortan auch als Ausgangspunkt, um andere Formate zu entwickeln, diente. “TV total” selbst lief von 1999 bis zu Raabs Abschied vom Fernsehen im Jahr 2015. Aus “TV total” gingen dann zahlreiche Wettkampfformate wie die “Wok WM”, “Pokernächte” oder “das große Promi-Turmspringen” hervor. Raabs Ehrgeiz und Wille, sich mit anderen zu messen, gipfelte dann in “Schlag den Raab”, der großen Samstagabendshow, in der Raab mit einem Kandidaten in mehreren Wettkämpfen – sportlichen wie geistigen – wetteiferte.
Neben seiner Tätigkeit als Moderator und Entertainer blieb Raab auch musikalisch aktiv – insbesondere beim Eurovision Song Contest, an dem er selbst teilnahm und mehrere Male als Produzent andere Künstler, darunter auch Lena Meyer-Landrut, die 2010 den Gesangswettbewerb für sich entschied, ins Rennen schickte.
Auch im Bereich Politik mischte Raab mit. So war er einer der Interviewer beim Kanzlerduell 2013 und moderierte die Polittalkshow “Absolute Mehrheit”.
Stefan Raab ist übrigens ein echter Kölscher Jung: Er ist nicht nur in der Rheinmetropole geboren, sondern wohnt dort auch aktuell mit seiner Frau Nike und den beiden Töchtern in einer Villa im Stadtteil Köln Hahnwald. Über sein Privatleben ist sonst wenig bekannt, da Raab sehr darauf bedacht ist, seine Familie aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Deshalb lässt er Fragen von Journalisten in Interviews dazu auch meist unkommentiert.
Stefan Raabs Abschied aus der letzten TV Total-Sendung:
Die Lücke, die Raab hinterließ
Raab und ProSieben gaben am 17. Juni 2015 bekannt, dass Raab seine Karriere vor der Kamera Ende 2015 beenden wolle. Die meisten Raab-Formate verschwanden ersatzlos in der Versenkung und bislang hat ProSieben die Lücke, die Raab hinterließ, nicht wirklich mit neuen Formaten füllen können, was wohl nicht zuletzt daran lag, dass die andere Allzweckwaffe, Joko und Klaas, ebenfalls wegfiel, als das Duo das Ende von “Circus Halligalli” bekannt gab und erklärte, dass es nun weitestgehend getrennte Wege gehen wolle. Zwar moderiert Klaas Heufer-Umlauf nun eine eigene Late-Night-Show, die zumindest am Montagabend den Sendeplatz von “TV total” füllt, aber weder an den Erfolg von Raabs Sendung, noch an den von Klaas’ Shows mit Joko anknüpfen kann.
Das einzige Raab-Format, das mit neuem Frontmann fortgesetzt wurde, ist “Schlag den Raab”. Raabs Platz nimmt hierbei der Fernsehkoch Steffen Henssler ein. Allerdings sind “Schlag den Henssler” und das verwandte Format “Schlag den Star” nicht ansatzweise so erfolgreich wie “Schlag den Raab”. Die Shows haben nicht nur schlechtere Quoten, nein, die Produktionsfirma bekommt nicht einmal die 500 Plätze im Studio besetzt: „Oft werden deshalb ganze Gruppen angekarrt. Die machen dann einen Ausflug und das Studio ist schnell gefüllt. Aber viele wollen früher gehen, weil man so lange sitzen muss.“ Das ist wohl mit ein Grund, warum ProSieben nun die Sendezeit der Formate kürzen will.
Tätigkeit hinter der Kamera
Raab mag am 19. Dezember seinen Abschied vom Dasein vor der Kamera genommen haben, doch im Hintergrund ist er weiter aktiv. Raabs Produktionsfirma Brainpool steht so weiterhin hinter “Schlag den Henssler” und “Schlag den Star”. Auch an einigen Tochterfirmen soll er beteiligt sein. Ferner arbeitet Raab an neuen Projekten. Als er 2017 bei Bits & Pretzels in München, einer drei Tage währenden Konferenz für Leute aus der Startup-Szene, sprach, arbeitete er an einer Show, die genau in dieses Themengebiet fiel und die 2018 auf ProSieben Premiere feierte: “Das Ding des Jahres”. Die Erfindershow (Raab selbst erfand ja bekanntlich einen Duschkopf) war zwar kein Raab-typischer Mega-Erfolg, präsentierte sich quotentechnisch aber solide genug, um 2019 in eine zweite Runde zu gehen. Ob die Jury wieder aus Joko Winterscheidt, Lena Gercke und Hans-Jürgen Moog bestehen wird oder ob Raab sich vielleicht selbst wieder vor die Kamera traut, ist noch nicht geklärt.
Das Ding des Jahres
Streit um Brainpool
Von Raabs Rückzug aus dem Fernsehgeschäft ist auch die Produktionsfirma, dessen prominentester Miteigentümer er ist, betroffen: Brainpool. Nicht nur, dass 80 Mitarbeiter wegen Raabs Abschied vom Dasein vor der Kamera entlassen werden mussten, Raab möchte auch seine 12,5 % an die französische Produktionsfirma Banijay verkaufen. Da Banijay bereits 50% von Brainpool gehören, würde sie mit Raabs Anteil an der Firma Mehrheitseigner. Dagegen wehren sich die beiden Mitgesellschafter Jörg Grabosch und Andreas Scheuermann, die ebenfalls je 12,5 % der Firma halten. Für Grabosch, Raabs Mentor, steht sein Lebenswerk auf dem Spiel. Grabosch selbst spricht von einer “feindlichen Übernahme”. Nun hat vorerst das Gericht entschieden, dass Raab seine Anteile nicht an Banijay verkaufen darf.
Am Hungertuch nagen wird Raab deshalb dennoch nicht, sein Vermögen wird auf satte 120 Millionen Euro geschätzt. Der größte Teil davon resultiert aus deiner Arbeit mit dem TV-Sender Pro 7. Doch auch als Songwriter soll er immer noch den ein oder anderen Euro verdienen.
Und auch als Erfinder ist er unterwegs. Raab entwickelte den Duschkopf DOOSH, der die Haare beim Duschen nicht nassmacht. Vertrieben wird das gute Stück über die Handelskette BUTLERS.
Live-Show in Köln
Ende 2017 verkündete Raab, er wolle mit “Stefan Raab live!” ein Liveprogramm vor Publikum, aber ganz ohne Kameras, auf die Beine stellen. Das Event soll in der Kölner Lanxess Arena stattfinden. Zunächst war nur eine Show geplant, doch war die Nachfrage so groß, dass nun drei veranschlagt wurden. Über den Inhalt der Show ist noch nichts Genaues bekannt. Allerdings soll Raab von prominenten Gästen und seiner “TV total”-Band, den Heavy Tones, unterstützt werden.
Fotos:
Portrait: Daniel Kruczynski – Stefan Raab, CC BY-SA 2.0, Link
TV Total, Das Ding des Jahres: © ProSieben / Willi Weber