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Phänomen Gender – Zur Rollenneuverteilung in der Modewelt

Andreja Pejic ist ein Phänomen. Eins, das in der Modebranche so langsam aber ziemlich sicher immer fassbarer wird. Eins, das über die Grenzen der Industrie hinaus jetzt gerade und bald in Zukuft wahrscheinlich noch viel größere Wellen schlagen wird. Denn wenn die Grenzen zwischen Mann und Frau aufgelöst werden und ein anderes Rollenbild entsteht, dann entwickeln sich nicht nur neue Vorbilder sondern ein ganz progressives Verständnis für Mensch und Gesellschaft.
 

Steckbrief

Vollständiger Name: Andreja Pejić
Geboren: 28. August 1991 (Alter 31 Jahre), Tuzla, Bosnien-Herzegowina
Eltern: Vlado Pejić, Jadranka Savić
Geschwister: Igor Pejić
Beruf: Model
Größe:1,88 m
Sternzeichen: Jungfrau

Andreja Pejic
Andreja Pejic für Silvian Heach Fall/Winter 2013 Ad Campaign
 

Hört man die typischen Vorurteile über die Modeindustrie, schütteln viele nur den Kopf. Schlagzeilen von zu jungen Models, Magersucht, maßlos unrealistischen Idealen und krampfhaften Zwängen überschatten den Glanz und Glamour in der Welt der Schönen. Oftmals werden die Branche und ihre Insider als engstirnig und mit Röhrenblick beschrieben, und oftmals – leider Gottes – werden diese Anschuldigungen auch unter Beweis gestellt. Offenheit für neue Maximen sind mit Sicherheit nicht die große Stärke der Modeindustrie, in einem Punkt aber widerlegt die Branche diese Kritik.

 

Gendermodels im Auftieg



Andreja Pejic: classe 1991. Fascino androgino, sguardo algido, immagine intensa. Testimonial della nuova campagna SILVIAN HEACH FW13. Location d’eccezione: Milano. Photographer Giampaolo Sgura.

 

Als im Januar 2011 Andreja Pejic die Show von Jean Paul Gaultier auf der Pariser Fashion Week abschloss, begann der Aufstieg einer Sensation. Andreja Pejic lief im Brautkleid den Final Walk, zuvor präsentierte das australische Model bereits die Frauenkollektion von Gaultier. Andreja Pejic ist ein Mann – und eins der gefragtesten Model weltweit. Er läuft Couture-Schauen, wird für internationale Kampagnen gebucht und ist eines der größten Ikonen der Modelwelt. Denn als erster Mann mischt er in den Reihen der ganz großen mit – sowohl als Männer- als auch als Frauenmodel. Wenn Andreja uns von Werbeplakaten und Magazincover entgegenblickt, erkennen nur die wenigsten, dass es sich bei dem schönen Gesicht nicht um eine Frau handelt. Und in der Modebranche ist das auch nicht von Interesse. Hier spielt das Geschlecht zunehmend keine Rolle mehr.

Was beim Rest der Welt noch nicht angekommen ist, macht hier gerade seine Entwicklung: Das Phänomen Gender. Die rasend schnell wechselnden Trends und die ständige Suche nach neuen Limits und Herausforderungen haben die Modeindustrie zu einer Welt der unbegrenzten Möglichkeiten gemacht. Eine Revolution folgt der nächsten und mittlerweile ist sogar die vollkommene Geschlechterlosigkeit Realität geworden.
 

Ajoure Germany – Newsflash August 2013
 

Auf dem deutschen Markt kennt man vor allem Markus Kenzie. Erst letzte Saison eröffnete er das Defilee von Schwarzer Reiter auf der Berliner Fashion Week. Für Ajouré steht er in Frauenkleidern vor der Kamera, ist unter Styling und Make-Up kaum mehr als Mann zu erkennen. Die Offenheit der Branche ist das, was ihn fasziniert. Hier kann er ganz er selbst sein, muss sich nicht verstellen, macht den Job, den er liebt. Und erntet dafür großen Beifall. Vor allem im Ausland, so erzählt er, ist die Nachfrage und der Boom groß – und immer noch am Wachsen.

Ivan Man steckte seine Männermodels in rosa Oberteile mit viel Rückenausschnitt. In der Damenkollektion von Comme des Garçons sucht man weibliche Formen vergeblich und Unisex-Kollektionen wie die von Designer Patrick Mohr sind immer häufiger vertreten. Die Neuinterpretation von Mann und Frau macht bei Kleidung und Mode nicht Halt. Nachdem Männer wie Markus und Andreja im „Frauenjob“ schlechthin begeistern konnten, wird das typische Rollenverständnis mehr und mehr ignoriert. Mit weiblicher UND männlicher Emanzipation hat das zu tun, mit Frauenquoten und alleinerziehenden Vätern, mit weiblichen CEOs und daheim bleibenden Hausmännern. Es ist also doch nicht so, dass Männer vom Mars kommen und Frauen von der Venus. Wir sind alle viel ähnlicher als meist angenommen.
 

Foto top: Andreja Pejic für Hema 2011 Ad Campaign

Hien Thuy Dung
Hien Thuy Dung
Hien Thuy Dung ist ein echtes Urgestein unserer Redaktion und bringt ihre umfassende Expertise aus dem Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft ein. Mit ihrem Wohnsitz in der pulsierenden Metropole Frankfurt am Main hat sie den Finger stets am Puls der Zeit und ein wachsames Auge auf die neuesten Strömungen in der internationalen Modeszene und Popkultur. Ihre Artikel sind geprägt von einer tiefen Verständnis für globale Trends und digitalen Wandel, was sie zu einer unverzichtbaren Stimme in unserem Team macht. Hien Thuy Dungs Beiträge sind nicht nur informativ, sondern auch inspirierend, und spiegeln ihre Leidenschaft für die vernetzte Welt und ihre kulturellen Phänomene wider.

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