StartPeopleInterviewsVier Kinder, mehrere Firmen – und trotzdem Zeit zum Tanzen

Vier Kinder, mehrere Firmen – und trotzdem Zeit zum Tanzen

Manche Gespräche bleiben im Kopf, weil die ehrliche Energie dahinter spürbar ist. So war es auch, als wir Eileen Liebig zum ersten Mal interviewt haben – schon damals voller Tatendrang, klarer Haltung und echter Begeisterung für das, was sie tut. Und: Diese Frau denkt in Möglichkeiten, nicht in Grenzen. Heute, ein paar Jahre und Projekte später, erzählt sie wieder – über Mut, Selbstführung und warum es keine Kaffeekocher braucht, um Großes zu bewegen. „Selbstliebe ist der Schlüssel – nur wer gut für sich sorgt, kann auch für andere da sein“, sagt Eileen Liebig von clap clap GmbH und ist sich sicher: Wertschätzung ist kein Nice-to-have, sondern ein Game-Changer.

Eileen, wir haben vor einiger Zeit schon einmal mit dir gesprochen – damals lag der Fokus auf der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, deine Begeisterung für Events und dein beeindruckendes Energielevel. Was hat sich seitdem verändert – persönlich und unternehmerisch?

Persönlich ist es noch immer die Vereinbarkeit mit Fokus auf mich – PRIVAT als Frau, Mama, Freundin und Partnerin. Dabei im Kern steht für mich, dass meine eigenen Bedürfnisse gestillt sind, um nicht fremdbestimmt zu sein.

Dies hilft mir genau die liebevolle Mama, Frau, Partnerin und Freundin zu sein, die ich selbst gerne habe. Selbstliebe ist mir dabei sehr wichtig, um Liebe weiterzugeben und resilient zu bleiben, sowie ein Vorbild für meine Familie und mein Umfeld. Gerade in aktuell unruhigeren Zeiten ist Liebe, füreinander da sein, zuhören und gleichzeitig im Hier und Jetzt zu sein wichtiger denn je für mich. BERUFLICH hilft es mir eine authentische Führungsposition zu sein, Visionärin zu bleiben mit einem strategischen Blick auf Morgen. Meine Begeisterung ist vor allem weiter gestiegen im Bereich Wertschätzung, und da ich im B2B zu Hause bin, habe ich eine B2B-Wertschätzungsplattform gegründet: clap bietet zu jedem Anlass vollautomatisiert persönliche Wertschätzung für Teams und Kund:innen.

Mein Energielevel bleibt unangefochten auf 10 von 10. Ich denke, das ist meine Passion – immer neue Abenteuer zu beginnen. Seit 2 Monaten habe ich meinen eigenen Podcast „einfach anfangen“ begonnen und bin sehr verliebt in diese Möglichkeit, damit anderen Menschen Mut zuzusprechen NEUES zu beginnen.

Du bist Seriengründerin, Mutter von vier Kindern und sprühst immer noch vor Ideen. Welche deiner Routinen oder Prinzipien haben dich durch besonders herausfordernde Phasen getragen?

Struktur und Rituale. Es sind Kleinigkeiten, die uns in der Familie Orientierung geben und den Mental Load geringhalten. Wir erstellen bspw. jede Woche mit den Kids einen Essensplan (Resultat: keine Diskussionen darüber, was es zu essen gibt. YEAH). Wir halten regelmäßige Meetings als Paar ab, um die Woche zu planen und teilen diese Punkte den Kids mit, um ihnen Orientierung im Alltag zu geben. Es wird auch dokumentiert, wer wen ins Bett bringt. Auch da können sich die Kids darauf einstellen und sind dadurch entspannter. Als Paar machen wir jeden Donnerstag 8.10 Uhr unser 20 min. Meeting. Jeder von uns erzählt 10 Min:  Welche Themen beschäftigen dich? Was war letzte Woche schön oder eher traurig? Wann hast du dich mit mir verbunden gefühlt? Wir hören einander zu, tauchen gegenseitig ein in die Gedanken des anderen und danach gehen wir verbunden aus dem Telefonat. Es hilft beieinander zu bleiben, sich zu verstehen. Gerade in herausfordernden Situationen bestehe ich auf diese Meetings, weil es uns hilft – Reden hilft immer. Außerdem hat jeder einen Abend Me-Time. Da mache ich, worauf ich Lust habe: Tanzen gehen, Freunde treffen – danach ist der Akku wieder voll.

Die Verbindung von Familienleben und unternehmerischer Vision zieht sich wie ein roter Faden durch deine Geschichte. Wie hat sich dein Führungsstil weiterentwickelt – auch im Hinblick auf „New Work“ und moderne Arbeitsmodelle?

Ich lasse mich regelmäßig coachen durch Ryan Lott von „enablit“. Das hilft mir, die Führungsperson zu sein, die ich mir auch gern gewünscht hätte. Ich probiere stets wertfrei zuzuhören, auch wenn es mir manchmal schwerfällt. Schon als Kind habe ich dann super funktioniert, wenn ich Bestätigung von außen bekam. Dieses Muster zu durchbrechen fiel mir nicht leicht, und auch heute erwische ich mich manchmal dabei, wie ich im Vorfeld werte. Ich bin eine Visionärin durch und durch, aber sehe mich nicht als gute Führungsposition. Mein Team sieht das anders, weil ich authentisch und reflektiert bin. Letztlich komme ich dadurch auch auf den Entschluss, dass diese Haltung schon erfolgsversprechend ist. Ich bin echt und respektvoll, vertraue und gebe gleichzeitig die Sicherheit, dass ich da bin und wir Lösungen finden, wenn mal was anders läuft als geplant. Meine zwei neuen Praktikanten (E-Commerce Umschüler, 31 und 35 Jahre alt) starteten im Februar und ich sagte zu ihnen: „Habt ihr Lust auf ein Experiment, welches euch auf ein neues Level bringt? Habt ihr Lust in nur wenigen Wochen zu lernen, wie ihr diese Firma operativ leiten könnt?“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die beiden gehen fast jeden Tag über ihre eigenen Grenzen und legen einen Crash-Kurs hin in Sachen Persönlichkeitsentwicklung, Zeitmanagement, Krisenmanagement, Sales, Accounting, Logistik, Kundenbetreuung und Selbstorganisation. Sie machen alles außer Kaffeekochen und freuen sich darüber, dass sie das beste Praktikum ihres Lebens haben.

In deinem letzten Interview hast du betont, wie wichtig dir das Wohlbefinden deiner Mitarbeitenden ist. Welche Learnings aus den letzten Jahren haben dich in dieser Haltung bestärkt oder sogar überrascht?

Wer sich wohlfühlt, agiert selbstbewusst, authentisch, motiviert und ehrlich. Ich brauche keinen Obstkorb oder eine Tischtennisplatte ins Office bzw. Lager stellen. Mein Team fühlt sich wertschätzend behandelt und kommt gern zur Arbeit, weil sie eine gute Zeit haben mit Spaß, Learnings und einem respektvollen Miteinander. Gerade das Experiment mit meinen Praktikanten hat mir gezeigt, was es für ein Game-Changer ist, wenn du deinen Mitarbeitenden Vertrauen und Verantwortung übergibst.

Du bist bekannt für kreative Formate – ob Event-Boxen oder Workshops. Welche neuen Ideen oder Projekte stehen aktuell bei dir im Fokus und wie fließt deine persönliche Geschichte in deine Produkte ein?

2023 gründete ich die clap clap GmbH – aktuell steht mein Podcast „einfach anfangen“ im Fokus und meine persönliche Geschichte führte mich dazu, dass ich ein eigenes Format namens „Leadership unplugged“ ins Leben gerufen habe. In diesem Mentoring-Format geht es um den direkten Austausch, den besonders Gründerinnen brauchen: Ich begleite Führungskräfte bei Mitarbeitergesprächen, Finanzierungsgesprächen und anderen zentralen Herausforderungen im unternehmerischen Alltag. Andere Gründende lernen von mir, wie sie eigene Hürden überwinden können, und wir gehen ganz pragmatisch Lösungen an, die sofort umgesetzt werden können. Keine leeren Versprechungen, einfach nur machen. Das mag ich. Außerdem bin ich als Rednerin zum Thema „Mut zum JA“ und rund um das Thema Vereinbarkeit und Mindset unterwegs auf Business-Events.

 

Foto: Eileen Liebig

AJOURE´ Redaktion
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