Vorbei sind die Tage, wo Tagebücher nur etwas für 14-jährige Mädchen mit Liebeskummer waren. Tagebuch schreiben oder „journaling“ verbreitet sich als neuer Lifestyle-Trend rasend schnell. Kein Wunder, denn wer sich regelmäßig mit seinem kleinen Büchlein beschäftigt, hat nur Gutes davon. Es schärft den Geist, lässt das vom Alltag gestresste Hirn entspannen und hat rundum positive Auswirkungen auf deinen Körper. Wir zeigen dir ein paar hilfreiche Anhaltspunkte, die dir den Einstieg in dein neues Hobby erleichtern. Auch wer zuletzt als Kind ein Tagebuch hatte und nach einer Woche bereits aufgegeben hat, muss sich keine Sorgen machen. Mit ein paar Überlegungen und Materialien, kannst du richtig loslegen.
Die positiven Effekte des Tagebuchs
Tagebücher werden von Hand geschrieben – mittlerweile eine Seltenheit in unserer digitalisierten Welt. Doch das birgt schon den ersten Vorteil in sich. Das Schreiben zwingt dich dazu, langsamer zu werden und über deine Worte genau nachzudenken. Noch während du den Stift in der Hand hältst, verarbeitest du also all deine geschriebenen Sorgen oder Ängste. Außerdem erhöht es deine Konzentration auf eine einzelne Sache und bietet somit deinem Gehirn Entspannung vom Alltagsstress. Übrigens: Für das Schreiben per Hand ist die linke Gehirnhälfte zuständig. Während sie arbeitet, hat die rechte Hälfte genug Zeit, um deiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass du deine Gedanken bereits analysierst und Probleme löst, während du sie aufschreibst. Durch den physischen Vorgang können sich Denkblockaden lösen, die normalerweise für deinen Stress verantwortlich sind.
Wer seine Gedanken und Sorgen aufschreibt, sorgt zudem – wie beim Frühjahrsputz – für Platz und Ordnung im Oberstübchen. Es fällt leichter, das Buch zuzuklappen und das Geschriebene zu vergessen. Vor allem für Menschen, die beim Einschlafen Probleme haben, ist das ein hilfreicher Trick. Einfach gemütlich unter der Bettdecke all das niederschreiben, was dir den Tag hinweg im Kopf herumschwirrt. Anschließend das Buch weglegen und die Augen schließen.
Ein weiterer Vorteil ist die Funktion eines Vertrauten, die dein Tagebuch bald für dich einnehmen wird. Ein guter Freund, mit dem du alles grenzenlos teilen kannst und der dich für nichts davon verurteilen wird – in der wahren Welt eine echte Seltenheit. Außerdem kannst du immer wieder im Gedächtnis deines Freundes über vergangene Ereignisse lesen, wobei dir sicherlich viel über dich selbst klar wird.
All diese Dinge verringern die negativen Wirkungen, die Stress auf unseren Körper hat, wie etwa Ruhelosigkeit, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen.
Wie schreibe ich Tagebuch?
Tagebuch schreiben hat also einiges zu bieten. Doch wie fängst du an? Zunächst solltest du dir ein paar Gedanken dazu machen, wofür du dein Buch benutzen möchtest. Was für einen Zweck soll es erfüllen? Einfach nur ein leeres Blatt, um all deine Gedanken aufzunehmen? Oder soll es auch deine Fortschritte beim Joggen protokollieren? Möchtest du tägliche Einträge vornehmen, oder reicht dir einmal pro Woche? Es gibt auch verschiedene Arten von Tagebüchern, die sich auf einen bestimmten Tages- oder Lebensplan richten; Baby- und Stilltagebücher, Traum- und Reisetagebücher, oder ein Projekttagebuch. Dir steht es natürlich frei, all diese Aspekte zu kombinieren.
Was und wie du in dein Tagebuch schreibst, ist eine völlig persönliche Entscheidung. Lass dich daher auf keinen Fall von „Regeln“ einschränken. Schreibe auf, was immer du als wichtig oder erwähnenswert empfindest. Das kann bei deinem Abnehmplan beginnen und deiner Lieblingsserie aufhören. Der Zweck eines Tagebuchs ist es, dir Ruhe vom Alltag und dem Stress zu geben. Auch sprachlich gibt es keine Vorgaben. Die Zeiten vom obligatorischen „Liebes Tagebuch“ zu Beginn jedes Eintrags sind lange vorbei. Du möchtest über deinen miesen Arbeitskollegen fluchen? Dann tu das ruhig! Dein Tagebuch ist deine persönliche Schreibinsel, auf der du die Gesetze machst.
Wenn dir das neue Hobby zu kompliziert vorkommt, dann beginne mit kleinen Schreibübungen. Fange mit einer Liste von Dingen an, die dir in dieser Woche gefallen haben. Oder liste all die Filme auf, die du in diesem Monat sehen willst. Du kannst dir auch jeden Tag ein kleines Zeitfenster geben, währenddessen du schreibst. Ganz egal was, Hauptsache du bist ehrlich und dein Stift bewegt sich, selbst wenn es nur zehn Minuten sind. Wenn du das regelmäßig tust, wird es bald zur Gewohnheit und auch Schreibmuffel kommen auf den Geschmack.
Was brauche ich für mein Tagebuch?
Dein Tagebuch kannst du ganz individuell auswählen. Liniert, kariert, blank – aktuell sind auch gepunktete Notizbücher sehr beliebt, die sich besonders für ein Bullet Journal eignen. Falls du vorhast, jeden Tag zu schreiben, solltest du vielleicht über eine höhere Seitenzahl nachdenken. Möchtest du Zeichnungen mit aufnehmen, sind Seiten ohne Linierung eventuell besser geeignet. Bei Mind Maps könnten dir karierte Seiten besser helfen. Häufig ist es schöner, auf hochwertigerem Papier zu schreiben, denn es verschafft dir das Gefühl etwas Wertvolles und Wichtiges in der Hand zu haben. Somit nimmst du das Schreiben gleich viel ernster.
Besonders viel Spaß macht das Tagebuch schreiben mit verschiedenen Schreib- und Farbutensilien. Du kannst beispielsweise deinen verschiedenen Stimmungslagen eine Farbe zuordnen, oder besonders wichtige Ereignisse hervorheben. Oder nimm Stifte in die Hand, die du schon lange nicht mehr benutzt hast, wie etwa einen Füllhalter mit einem sauberen und schönen Schriftbild, der gut in der Hand liegt und leicht über das Papier fährt. Denn das Schreiben selbst solltest du dir so weit wie möglich erleichtern. Niemand kritzelt gerne seine intimen Gedanken mit einem stumpfen Bleistift aufs Papier. Gleichzeitig lässt dich ein Füller automatisch sorgfältiger schreiben und lässt Erinnerungen an die Schulzeit wieder aufleben.
Neben den Materialien kannst du dir zusätzlich überlegen, ob du dir in deiner Wohnung einen bestimmten Platz nur für das Tagebuch schreiben aussuchen willst. Möglich ist auch eine bestimmte Zeit am Tag, oder auch eine Duftkerze, die du nur während deiner Schreibzeit anzündest. Alles, was es für dich zu einem besonderen und entspannenden Ritual macht, ist erlaubt.
Was kann ich bei Schreibblockaden tun?
Blockaden kommen vor und sind nichts, worüber man sich Sorgen machen muss. Zunächst ist es kein Problem, wenn du eine Pause vom Tagebuch schreiben nimmst. Das kann mitunter auch ganz gut sein, um frischen Wind in deinen Kopf zu bringen. Das Tagebuch sollte niemals für Zwang oder eine „Ich muss“ – Einstellung stehen. Es geht stattdessen darum, sich selbst ausleben zu können.
Wenn es dir schwerfällt den Stift in die Hand zu nehmen, kann das natürlich auch emotionale Gründe haben. Denn etwas aufzuschreiben heißt auch, sich damit auseinanderzusetzen. Und vielleicht möchtest du das im Moment nicht. Das ist in Ordnung. Du kannst das Tagebuch auch als Ablenkung nutzen und es kurzerhand in ein Skizzenbuch verwandeln. Oder du schreibst all die positiven Erinnerungen auf, die dir in schwierigen Zeiten helfen können. Vielleicht bist du dann nach ein paar Wochen soweit, dich mit dem Problem selbst zu beschäftigen.
Unser Fazit zum Tagebuch schreiben
Tagebuch schreiben ist unkompliziert, leicht zu lernen und absolut empfehlenswert. Es ist zudem eine individuelle Beschäftigung, die jeder nach seinen eigenen Vorlieben gestalten kann. Egal, wie dein Tagebuch am Ende aussieht – es sollte immer seinen Zweck erfüllen, dir Spaß, Entspannung, Freude und Erholung zu bieten!
Fotos: AJOURE´ Redaktion