Mit hoher Wahrscheinlichkeit bist du Priming auch schon zum Opfer gefallen, ohne je etwas von diesem Begriff gehört zu haben. Dahinter verbirgt sich eine Manipulations-Technik, die auf unser Unterbewusstsein wirkt. Mittels Priming kann unser Denken auf unterschwellige Art, also kaum wahrnehmbar, gesteuert werden. Es kann dazu benutzt werden, um deine Meinung oder Einstellung auf subtile Art und Weise zu beeinflussen. Allerdings kannst du damit auch deine kognitive Leistung und deine Kreativität verbessern. Dieser Artikel zeigt dir, wie du den Priming-Effekt für dich nutzbar machen kannst.
Was genau ist Priming?
Der Begriff Priming bedeutet in etwa „vorbereiten“. Aus psychologischer Sicht bezeichnet er die unterbewusste Beeinflussung unserer Denkprozesse. Damit ist gemeint, dass durch das menschliche Gehirn ein erster Reiz (Prime) aufgenommen wird, welcher die Interpretation bzw. Reaktion auf nachfolgende Reize wesentlich beeinflusst. Durch den Prime wird ein Assoziationsfeld aktiviert, durch das eine Verbindung mit dem danach Folgenden hergestellt wird. Auch wenn diese Verbindung der betroffenen Person nicht bewusst ist, entstehen Gedanken, Emotionen oder Handlungen nicht kontextlos. Sie beziehen sich (meistens) auf das Vorhergehende.
Jedoch ist die Wirkung des Primens so stark, dass sie sowohl deine Reizreaktion, jedoch auch unserer anschließendes Verhalten bzw. unseren Gemütszustand, massiv beeinflussen kann. Die Priming-Reize können dabei auf allen Sinneskanälen auftreten. Es kann sich also z.B. um Bilder, Worte, aber auch Empfindungen, Gerüchte, Gedanken oder Erinnerungen handeln. Seinen Ursprung hat das Priming in der Neurolinguistischen Programmierung. Auch wenn sie als Methode nicht unumstritten ist, funktioniert sie in der Praxis jedoch erstaunlich gut.
Die verschiedenen Priming-Arten
Priming kann in völlig unterschiedlichen Formen auftreten.
Das „semantische Priming“ kennst du bereits, es ist gewissermaßen der Klassiker. Durch Wörter oder Wortfelder werden hierbei begriffliche Assoziationen aktiviert, um im Anschluss deine Meinung oder Verhaltensweise zu verändern.
Die verbreitetste Form ist das sogenannte „Medien-Priming“. Hier werden unsere Einstellungen, allgemeine Anschauungen und unser Verhalten durch die Auswahl unseres Informationsangebotes oder durch ständige Wiederholungen derselben Inhalte in den Massenmedien verändert.
Beim „affektiven Priming“ geht es vorrangig um das Erreichen emotionaler Zustände. In diesem Fall sollen beispielsweise Bilder oder Töne starke emotionale Erinnerungen in dir auslösen. Dieser Prime wird anschließend auf eine unabhängige Situation übertragen.
Wenn unterschiedliche Reize, die eine sofortige Reaktion erfordern, sehr schnell aufeinander erfolgen, ist die Rede vom response Priming. Auch hierbei wirst du geprimt, jedoch auf sehr subtile Art und Weise.
Das Bilderbuch-Beispiel hierfür ist der uns allen aus der Kindheit bekannte Fragenkatalog, wo nach verschiedenen Dingen gefragt wird, die alle weiß sind. Beispiele hierfür sind Schnee, Wolken oder Wände. Wird am Anschluss daran gefragt was eine Kuh trinkt, so wird in den meisten Fällen die Antwort „Milch“ sein, obwohl eine Kuh bekannterweise Wasser trinkt.
Auswirkungen des Primings
Inzwischen gibt es zum Priming zahlreiche Experimente, die allesamt auf faszinierende und gleichzeitig erschreckende Art und Weise zeigen, wie leicht wir alle zu manipulieren sind.
So konnte der Psychologe John Bargh 1997 herausfinden, dass Menschen, die mit vielen Begriffen konfrontiert werden, die einen Bezug zum Wort „alt“ haben, sich beispielsweise weniger schnell und träger bewegen. Diese unterbewusste Änderung des Verhaltens wurde unter dem Namen Florida-Effekt bekannt. Im Umkehrschluss bedeutet die Beobachtung aber auch, dass jeder Mensch sein Verhalten durch Priming positiv beeinflussen kann.
Doch die unterschiedlichsten Experimente förderten auch noch andere Ergebnisse zu Tage. So finden Menschen Filme und Comics sofort lustiger, wenn sie einen Bleistift mit den Zähnen quer im Mund halten, da dieser sie manuell zum Lachen bringt. Durch ein weiteres Experiment konnte gezeigt werden, dass wenn Menschen an ein beschämendes Ereignis erinnert werden, in ihnen das Bedürfnis steigt, sich zu waschen. Laut einer Studie kann dich schon allein der Gedanke an Sport fit machen. Das körperliche Training kann also durch mentales Training ergänzt werden.
Du siehst nun, wie vielfältig dieser Effekt auftreten kann. Politik, Werbung und PR versuchen ständig den Priming-Effekt auszunutzen, um uns zum gewünschten Verhalten zu bringen. Je nachdem wie Priming eingesetzt wird, können die Effekte also positiv oder negativ für dich ausfallen. Im folgenden Abschnitt wollen wir dir zeigen, wie du Priming für dich nutzen kannst.
Wie du den Priming-Effekt für dich nutzen kannst
Mit der richtigen Anwendung kannst du durch Priming sowohl deine Kreativität, als auch deine Leistungsfähigkeit erhöhen. Durch Übungen, die sich den Priming-Effekt zu Nutze machen, kannst du deine Gedächtnisleistung auf lange Sicht optimieren. Mithilfe von Assoziationen kannst du dir Fakten, Daten oder Orte besser merken. So kannst du z.B. das eigene Lernpensum während des Studiums schneller bewältigen oder Allgemeinwissen auch in älteren Jahren noch optimal abspeichern.
Eine Möglichkeit hierfür ist das bewusst gedankliche „Voreinstimmen“ auf die spätere Lerneinheit. Halte dir vor Augen, welche Kenntnisse du erlernen möchtest und visualisiere das Thema. Hast du bereits Dinge erlernt, die mit dem Gebiet in Zusammenhang stehen, solltest du dir diese noch einmal vergegenwärtigen. Schon vor Beginn des eigentlichen Lernens sorgt der Priming-Effekt so dafür, dass die entsprechenden Erinnerungen im Gehirn aktiviert werden. Dies erleichtert dir den späteren Lernprozess. Allein das Notieren von themenverwandten Begriffen vor Beginn des Lernens kann deine Aufmerksamkeit steigern. Auch das Visualisieren komplexer Sachverhalte kann dazu beitragen, dass du das Erlernte besser im Gedächtnis abspeichern kannst. Um deine Gedächtnisleistung zu steigern, gibt es noch unzählige weitere Praktiken, welche sich diesen Effekt nutzbar machen.
Über die Macht unserer Gedanken und positiver Affirmationen wurde ebenfalls schon die ein oder andere Studie durchgeführt, wobei die Forscher immer wieder zu dem gleichen Ergebnis kamen: Wer an seinen Erfolg glaubt, ist auch tatsächlich erfolgreicher. Wenn also das nächste Mal eine Klausur oder Prüfung ansteht, wirst du deine Ergebnisse durchaus verbessern können, indem du von vornherein positive Assoziationen aufbaust und allgemein eine positive Einstellung hast.
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