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Lisa Maria Potthoff: Die Fighterin mit Herz

Es kommt in der Tat nicht oft vor, dass wir uns mit einer so bekannten Schauspielerin treffen, die sich für ihre Rolle die Kampfsportarten Krav Maga und Kickboxen aneignete, nur um auf ein Stuntdouble verzichten zu können. So taff wie sie im TV wirkt ist sie auch im echten Leben, allerdings mit sehr viel mehr Humor. Lisa Maria hat überhaupt keine Probleme, auch mal über sich selbst zu lachen, während sie uns erzählt, worin der Unterschied zwischen ihren Fans in Süd- und Ostdeutschland liegt, was ihr Mann von ihren Kampfsporttricks hält und welche Änderungen es bei dem aktuellen Film von „Sarah Kohr“ gibt, welcher jüngst in die ZDF-Mediathek aufgenommen wurde. Was bei Netflix auf sie wartet und wie sie all die Dreharbeiten mit ihrem Privatleben unter einen Hut bekommst, erfährst du jetzt.

Du hast mittlerweile bei über 70 (!) Fernsehfilmen mitgespielt und bist in diesem Business sozusagen ein alter Hase. Wann war denn das letzte Mal, dass du in deinem Job etwas zum ersten Mal erlebt hast?

Ganz spontan würde ich sagen, das war vor zwei Jahren der Fall. Ich habe damals für einen drei-Minuten-Kampf bei dem ARD-Film „Carneval“ mit Kampfsport angefangen. Es war neu für mich, ans Set zu kommen und die Szenen selbst zu kämpfen. Die Tatsache, dass ich keine Stuntfrau benötige ist bis heute eine tolle Herausforderung. Dann wurde die Reihe der Kommissarin Sarah Kohr entwickelt. Da es so viele Kommissarinnen gibt haben wir uns überlegt, wie wir die Figur Sarah Kohr etwas anders erzählen können. Eine Frau in einer Männerdomäne, die manchmal einfach lieber zuschlägt, als zu diskutieren. Mir war klar, dass ich mit dem Kampfsport weitermachen müsse. Wenn wir drehen, kann ich nicht mit meinem Trainer in Berlin arbeiten. Aber die Proben mit meinem Stuntkoordinator Wanja sind genauso schweißtreibend. Und ich habe dann auch ständig irgendwelche kleinen Verletzungen und Wunden (lacht), wie beim Krav Maga. Diese Kampftechnik ist echt nicht ohne, damit gewinnt man keinen Schönheitspreis. Es ist hart und ruppig, dafür aber sehr effektiv.

Lisa Maria Potthoff als Sarah Kohr
Lisa Maria Potthoff als Sarah Kohr

Du hast die Hauptrolle in einer der erfolgreichsten deutschen Krimireihen „Sarah Kohr“. Hier schalten regelmäßig bis zu 7 Millionen Zuschauer ein. Am 06. Mai lief die aktuellste Folge, die sich jetzt in der ZDF-Mediathek befindet. Was erwartet die Zuschauer, die sich diesen nachträglich anschauen? Alles wie immer oder gibt es etwas Neues?

Ich finde, dass wir in der Körperlichkeit der Figur definitiv noch einen draufgesetzt haben. Es ist ein spannender Thriller geworden, in der sich meine Figur selbst in Gefahr bringt. Ein bisschen moderner und jünger als der klassische Erzählkrimi „wo waren Sie denn gestern zwischen 18 und 21 Uhr“. Der Anfang ist außergewöhnlich, finde ich. Du siehst die Kommissarin, die du kennst oder auch nicht, die ein Haus beobachtet, zu diesem hinüber geht und erst einmal zwei Typen niederschlägt, die Waffe zieht und eiskalt jemanden umbringt und die Wohnung danach wieder verlässt. Wenn du Sarah Kohr kennst, denkst du dir „Hä? Das ist doch die Kommissarin!“ Wenn du sie nicht kennst, denkst du dir „Ist das jetzt eine Auftragskillerin?“ Nach ein paar Minuten wird dies allerdings aufgelöst und es stellt sich heraus, dass es ein fingierter Mord ist, da ein ukrainischer Mafiaboss hinter diesem Kronzeugen her ist, den Sarah Kohr vermeintlich umgebracht hat.

Der Einstieg in den Film ist also durchaus anders und sehr speziell und nicht so, wie man es vielleicht sonst kennt. Meistens ist es ja so, dass irgendwo eine Leiche liegt und am Tatort dann überlegt wird wer der Verdächtige sein könnte.

Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir eine Frauenfigur mal etwas abseits der gängigen Geschlechter- und Rollenklischees erzählen dürfen. Sarah ist wortkarg, kann brutal und skrupellos sein, nimmt sich Männer, wie es ihr passt, und bewegt sich am Rande der Legalität. Das finde ich super. Warum müssen Frauen immer zart, diplomatisch und ein eher ausgleichendes Gemüt haben?

Sarah Kohr ist ja ein harter Knochen und diese Rolle spielst du sehr überzeugend. Du hast dir für einige Szenen Krav Maga antrainieren lassen und verzichtest in der Regel auch auf Stunt-Double. Ist diese Einstellung zum Job der Schlüssel zu deinem großen Erfolg als Schauspielerin und natürlich auch zum Erfolg der Krimireihe?

Für die Krimireihe könnte es durchaus sein, dass es den ein oder anderen überzeugt sich Sarah Kohr mal anzuschauen. Dass ich vieles ohne Stunt-Double mache hat den großen Vorteil, dass wir den Kampf nicht in kleine Details zerschneiden müssen, sondern ihn am Stück drehen können. Ich hoffe, dass die Zuschauer das interessant finden und dass sich eventuell sogar ein jüngeres Publikum angesprochen fühlt.

Zum Thema Erfolg im Beruf kann ich nur folgendes sagen: Ich denke, dass auch immer eine Portion Glück dazugehört. Ich habe auf jeden Fall in meiner bisherigen Karriere immer wieder Menschen getroffen, die mich gefördert haben. Unser Produzent von Sarah Kohr zum Beispiel, Uli Aselmann, hat mich mit Anfang 20 das erste Mal für eine Hauptrolle besetzt. Seitdem arbeiten wir immer wieder zusammen. Es ist ein großes Vertrauensverhältnis entstanden, und ich bin ihm sehr dankbar. Ohne solche Förderer hat man es schwer in diesem Beruf, da kann man noch so gut sein.

Lisa Maria Potthoff im Interview

Wirkt sich deine verinnerlichte Rolle als harte und taffe Frau und Kommissarin auch mal im Privatleben aus? Geht dein Mann schon mal in Deckung, wenn ihr diskutiert? : )

(lacht) Nein! Ich muss lachen, denn wenn ich meinem Mann etwas zeigen will, zum Beispiel einen neuen Tritt, dann weigert er sich direkt stillzuhalten, denn ich habe ihm schon zweimal aus Versehen so gegen sein Knie getreten, dass er wenig gewillt ist, das nochmal über sich ergehen zu lassen. Das Problem an Krav Maga ist, dass es sehr schwierig ist, jemandem etwas davon langsam zu zeigen, denn die Wirkung dieser Kampftechnik funktioniert nur, wenn du es richtig machst, mit Geschwindigkeit und voller Power. Zum Beispiel den physikalischen Hebel, wenn du gewürgt wirst. Viele behaupten, dass man als Frau keine Chance in dieser Situation habe, aber das stimmt nicht. Im Gegenteil. Du musst nur diesen bestimmten Hebel einsetzen – habe ich Torsten (meinem Mann) auch gezeigt (lacht).

Nun machst du ja nicht „nur“ Fernsehfilme, sondern stehst auch regelmäßig für Kinoproduktionen vor der Kamera. Am 01. August startet aus der erfolgreichen Eberhofer Krimireihe „Leberkäsjunkie“. Was erwartet die Zuschauer? Darfst du etwas spoilern?

Bei „Leberkäsjunkie“ rückt die Beziehung von Susi und Franz etwas mehr in den Vordergrund. Die beiden versuchen trotz ihrer Trennung die Situation mit dem Kind gut zu meistern. Was ihnen oft nicht gelingt. Natürlich gibt es auch einen Kriminalfall, aber mit diesem habe ich nichts zu tun. Mehr darf ich dazu noch nicht verraten ; )

 

Der Kinofilm „Sauerkrautkoma“, ebenfalls Eberhofer Krimireihe, schlug vor allem in Süddeutschland wahnsinnig ein. Woran lag das?

Der Film läuft bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich in Bayern in den Kinos. Zum einen mögen die Bayern wohl dieses Schwarzhumorige, das die Eberhofer Reihe besonders macht. Die Bayern mögen unsere Figuren, die nicht unbedingt die klassischen Gewinnertypen widerspiegeln. Meine Figur zum Beispiel ist sozusagen die Dorf-Susi, eine einfache Frau vom Land, mitunter zickig aber mit dem Herz auf dem rechten Fleck.

Ich weiß, dass du in München keinen Fuß mehr vor die Tür setzen kannst, ohne dass man dich erkennt. Genießt du diesen Fan-nahen Erfolg oder gibt es Tage, an denen du es anstrengend findest?

Ganz so ist es ja nicht. Aber zudem lebe ich ja in Berlin und dem Berliner ist es vollkommen egal, ob ein Promi am Nebentisch sitzt oder nicht. Hier bin ich also weitestgehend anonym und das genieße ich durchaus. Wenn ich nach München fliege und am Flughafen ankomme, ist das schon ein wenig anders. Ich freue mich auch immer riesig, wenn ein Fan zu mir kommt. Die Zeiten, dass Menschen zu dir kommen und ein Autogramm wollen, sind irgendwie vorbei und jeder möchte Selfies machen. Das bedeutet, egal wie du gerade aussiehst, du bist in diesem Selfie-Modus und das ist manchmal schon extrem. Gerade dann, wenn wir auf Kino-Tour sind, nimmt das Formen an, dass ich schmunzeln muss. Wir haben in Österreich an Tag eins Tom Cruise mit Mission Impossible vom ersten Platz der Kinocharts gestoßen und teilweise haben die Fans zitternd vor Aufregung vor uns gestanden. Auf Grund meines „Alters“ kann ich aber gut damit umgehen, feiere mich nicht selbst und schmunzle dafür sehr viel.

Weil Fernseh- und Kinofilme noch nicht reichen, startet voraussichtlich im Herbst „Skylines“ auf Netflix. Somit hast du tatsächlich alles abgedeckt, was man als Schauspielerin irgendwie bedienen kann. Was gibt es über Skylines zu sagen?

Ich spiele dort eine kleine Nebenrolle, die Geschäftsführerin des Plattenlabels Skyline. Die zentralen Figuren werden unter anderem von Edin Hasanovic und Murathan Muslu gespielt.

In der Serie geht es um Kalifa, ein sehr bekannter Rapper, der ein erfolgreiches Musik-Label hat. Er ist Millionär, sehr cool und hat sein Ding voll durchgezogen. Sein Bruder ist in Drogengeschäfte verwickelt. Kalifa will damit nichts zu tun haben, sein Business ist sauber. Genau hierdurch entsteht dieses Spannungsfeld. Das Ganze wird meist aus der Perspektive eines jungen Produzenten erzählt, der die Chance bekommt, bei Kalifas Label Skyline als Produzent Karriere zu machen. Dann gibt es noch eine Polizistin, die den Clan-Bruder festsetzen und die Drogengeschäfte in Frankfurt am Main unter Kontrolle bekommen will.

 

Würdest du sagen, dass dir eine Art „Film“ mehr liegt als die andere: Fernsehen, Kino oder Streamingdienste?

Ich würde es immer an der Rolle festmachen, ob mich diese reizt. Es gibt, was das Arbeiten selbst angeht, weitestgehend keinen Unterschied, ob ich am Set für Netflix, einen Kino- oder einen Fernsehfilm stehe. Alle versuchen einen guten Film zu machen. Auch die Teams sind oft dieselben. Beim Netflix-Dreh kannte ich hinter den Kameras viele von anderen Fernsehproduktionen. Auch was den Druck angeht, ähnelt sich das alles sehr. Ob Netflix, Kino oder TV-Serie: überall wird konzentriert und schnell gearbeitet.

Jetzt könnte man ja irgendwie der Meinung sein, du wärst mit all den Jobs voll und ganz ausgelastet, aber das scheint weit gefehlt, denn du bist auch noch Markenbotschafterin der österreichischen Naturkosmetikprodukte Susanne Kaufmann, hast zwei Kids, die natürlich auch nach Aufmerksamkeit schreien und bist zudem glücklich verheiratet #AuchEinMannBrauchtAufmerksamkeit. Wie bitte schaffst du all diese Dinge unter einen Hut zu kriegen?

Ich schaffe es gar nicht (lacht)! Du erwischst mich an einem Punkt in meinem Leben, wo ich mir abends denke „also langweilig ist mir nicht“. Wir bauen gerade das Haus um, es laufen Vorbereitungen für einen neuen Film und dann gibt’s natürlich noch meine Familie. Ich finde, man bekommt alles hin, wenn man sich bewusst macht, dass es schön ist, so vielfältig arbeiten zu können. Es hilft dir aber in totalen Stresszeiten nicht, deshalb benötigt man einfach Hilfe und Unterstützung. Jetzt steht noch der nächste Dreh in Hamburg für einen Film an und im Anschluss fahren wir erst einmal drei Wochen in den Urlaub.

Liebe Lisa Maria, wir wünschen dir einen tollen Urlaub, viel Spaß bei deinen weiteren Dreharbeiten und natürlich weiterhin viel Erfolg.

 

 

Lisa Maria Potthoff – Kurzinfo

Beruf: Schauspielerin
Geboren: 25. Juli 1978 in West-Berlin
Größe: 1,73 m
Haarfarbe: dunkelblond
Augenfarbe: blau
Ehepartner: Thorsten Berg
Familie: 2 Kinder

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Fotos: Linda Rosa Saal; ZDF/Marion von der Mehden

AJOURE´ Redaktion
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