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Mental Load: Raus aus der „Immer an alles denken“ Falle

Mental Load – what‘s that?“ denkst du dir vielleicht, wenn du den Begriff zum ersten Mal liest. Liest du dann aber weiter, wird dir einiges doch sehr bekannt vorkommen. Denn bestimmt bist du heute schon mit dem Gedanken aufgestanden, was der Tag so mit sich bringen wird. Und beim Frühstück hast du vielleicht schon überlegt, wie die erste Aufgabe anzupacken ist und sie gedanklich in ihre Einzelteile zerlegt.

Auf dem Weg zur Arbeit überlegst du dir schon Argumente für dein Anliegen im Meeting. In der Mittagspause könnten eigentlich die Einkäufe für das Abendessen erledigt werden und nach der Arbeit solltest du sofort die Wäsche in die Maschine werfen, damit sie morgen früh trocken ist. Ach, Oma hat bald Geburtstag, das Geschenk muss noch besorgt werden. Und beim Lesen dieses Artikels fällt dir sicher auch noch das eine oder andere ein, das zu erledigen ist.

Deine immerwährende Grundanspannung bemerkst du mittlerweile vielleicht noch nicht einmal mehr. Die Gefahr eines Burnouts wächst, aber das macht nichts. Es muss ja alles erledigt werden – und wer macht das, wenn nicht du?

Überliefertes Rollenmodell

Hast du dich wiedererkannt? Oft haben uns unsere Eltern schon vorgelebt, wie das Familienleben angeblich zu funktionieren hat: Mutter kümmert sich um Haushalt und Familie, möglichst noch neben der Arbeit, während der Vater höchstens am Sonntag mal mithilft, den Tisch zu decken. Nichts gegen dieses Modell, solange alle Beteiligten damit zufrieden sind. Doch wenn wir uns eigentlich ein ganz anderes Leben gewünscht haben, kommt schnell Unzufriedenheit auf. Durch den stressigen Alltag haben wir oft verlernt, innezuhalten und auf unsere innere Stimme zu hören, die uns klar sagt, was wir brauchen.

Allein geht es schneller

„Du hast ja nicht gefragt“, ist die beliebte Antwort vieler Männer, wenn dir einfällt, deinen Schatz dezent darauf hinzuweisen, dass der Haushalt aus mehr als einer Person besteht. Und, ehrlich gesagt, bis die Herren der Schöpfung sich dann mal in Bewegung setzen – da macht man es lieber gleich selbst. Die französische Illustratorin Emma hat dieses Phänomen in einem Comic umgesetzt, der die klare Rollenverteilung darstellt: Sie als Managerin des Haushalts, er als ihr Untergebener, der nur auf Zuruf reagiert.


Emma: The Mental Load
The Mental Load: A Feminist Comic // erhältlich auf Amazon


Diesem Comic ist die Verbreitung des Begriffs „Mental Load“ zu verdanken, er stammt aber wahrscheinlich von Paul Chandler und John Sweller, die diese Theorie entwickelten, um den Lernvorgang zu erleichtern. Mental Load bezeichnet also die Tatsache, dass eine Person die gesamte Planung übernimmt und den Haushalt managt. Verständlich, dass das mal zu viel wird. Da gerät auch das Gefühlsleben durcheinander, Erschöpfung und Überforderung führen zu dem Gefühl der Hilflosigkeit, Wut oder Verzweiflung gesellen sich dazu.

Perfektionismus hausgemacht

Aber auch wir selbst tragen mit dazu bei, dass wir oft das Gefühl haben, dass uns alles über den Kopf wächst. In uns murmelt unablässig eine Stimme, die uns einredet, dass alles perfekt sein muss, wir alles schaffen müssen, um den Ansprüchen der Gesellschaft zu genügen. Das kann dahin führen, dass wir uns hauptsächlich deshalb um andere kümmern, damit unser Selbstwertgefühl Auftrieb bekommt. Eine Burnout-Expertin bezeichnet dies als narzisstischen Anspruch.

Es sind also drei Faktoren, die dazu führen, dass wir uns in diesem Modell verankern: Erziehung, der eigene Anspruch an uns selbst und die damit verbundene Tatsache, dass wir lieber gleich alles selbst machen.

Erkenne dich selbst

Wie also gehst du am besten vor? Die Schuld irgend jemandem zuzuschieben, ist erstmal kein konstruktiver Ansatz. Denn erstens ändert es nichts an der Situation und zweitens leben die Männer ja auch nur das Modell, das sie in ihrer Kindheit geprägt hat.

Dann sollten wir uns eingestehen, dass wir überlastet und doch nicht die Super Woman sind, die wir gerne wären. Du kannst gern tiefer in dich hinein hören, denn außer dir hört dich niemand. Was genau schaffe ich nicht und was ist der Grund dafür? Fehlen mir Fähigkeiten, die Zeit? Und wo sind es eigentlich meine überhöhten Ansprüche an mich selbst, die mich an meine Grenzen kommen lassen? Netter Nebeneffekt dieser Selbstanalyse: wenn ich merke, dass ich nicht Super Woman bin, erwarte ich auch nicht mehr vom Partner, Superman zu sein. Und zufriedene Menschen führen eine zufriedene Beziehung.


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Reden ist Gold

Zweiter Schritt: Miteinander reden. Denn nur, wenn wir voneinander wissen, was wir uns wünschen, kann gemeinsam an einer Lösung gefeilt werden. Es ist oft gar nicht die Absicht deines Partners, dir die Hauptarbeit zu übertragen. Ihm ist vielleicht einfach gar nicht klar, was du leistest. Auf der Website equalcareday.de gibt es einen Fragebogen, den du und dein Partner getrennt voneinander ausfüllen könnt. Je mehr Punkte du erreichst, desto höher ist die Last der Aufgabenverteilung, die du trägst.

So ein objektiver Blick kann für einige Erkenntnis sorgen. Mache dir klar, dass Hausarbeit und Erziehung nicht weniger wert sind als die tägliche Erwerbsarbeit. Kindererziehung ist eigentlich ein 24-Stunden-Job, während der Bürojob nach einem Acht-Stunden-Tag erst einmal endet. Equal Care bedeutet, dass die Hausarbeit und die Fürsorge genauso wertgeschätzt werden sollten wie Erwerbsarbeit.

Klare Aufgabenverteilung

Eine klare Aufgabenverteilung ist hilfreich. Stellt eine Liste auf mit den Aufgaben, die erledigt werden müssen. Welche Aufgabe erfordert wie viel Zeit? Wer ist wofür verantwortlich? Wann wird die einzelne Aufgabe erledigt und wieviel Zeit erfordert sie?

Wenn genau definiert ist, welcher Part welche Aufgaben übernimmt, kannst du das tun, was dir vermutlich am schwersten fällt: Loslassen. Du könntest nämlich feststellen, dass dir nicht gefällt, wie dein Partner an Aufgaben herangeht, weil er einen anderen Weg dafür wählt. Auch dafür gibt es einen Begriff: Maternal Gatekeeping, das Mütterliche Türsteher-Syndrom. Dagegen hilft beispielsweise Ablenkung ganz gut. Schnapp dir ein spannendes Buch oder geh eine Runde um den Block.

Lasst euch Zeit

Was sich in Jahren aufgebaut hat, braucht auch lange, um geändert zu werden. Vielleicht reicht es ja am Anfang, wenn er kleinere Aufgaben übernimmt. Und lass ihn das ruhig in sein Handy als Erinnerung einspeichern, wozu haben wir die Dinger denn?

Oder erstellt einen Plan für die nächsten sieben Tage, in dem festgelegt ist, wer sinnvollerweise welche Aufgaben übernimmt. Dabei sollten die Aufgaben in Pakete gepackt werden. Wer kocht, sollte auch die Lebensmittel besorgen und Drogerieartikel kann derjenige einkaufen, der auch die Putzarbeit übernimmt. Wer das Kind zum Geburtstag fährt, kümmert sich um das Geschenk und packt es ein.

Überprüft den Prozess regelmäßig. Setzt euch in bestimmten Abständen zusammen und prüft, wo die Umsetzung gut klappt und wo noch Verbesserungsbedarf besteht.

Holt euch Hilfe

Auch als Team könnt ihr delegieren. Der Kuchen aus dem Supermarkt schmeckt genau so gut wie der selbst gebackene. Statt euch zur Wahl des Elternsprechers aufstellen zu lassen, nutzt die eingesparte Zeit für gemeinsame Unternehmungen. Legt einen Cheat Day ein, also einen Tag, an dem mal nicht frisch gekocht wird, sondern ihr euch gemütlich mit Pizza vor dem Fernseher lümmelt. Oder ihr engagiert eine Putzkraft, die euch zuhause unterstützt. Und auch größere Kinder können ohne Probleme die ein oder andere Aufgabe im Haushalt übernehmen. Ihr werdet sehen, das gibt eurem Familienleben einen ganz neuen Wind.

 

Fotos: VectorMine / stock.adobe.com; Seven Stories Press

AJOURE´ Redaktion
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