Loslassen – aber wen und was?
Jeder Mensch kämpft mit Dingen, Gefühlen oder Erinnerungen, die losgelassen werden könnten und sollten. Vieles, woran wir uns festklammern, ist eigentlich nur eine Last. Egal ob es sich um materielle Güter handelt oder um Menschen, die nicht guttun: Wenn du das Gefühl hast, dass du davon nur belastet wirst, dann solltest du das Loslassen lernen. Sind es bei dir vergangene Verletzungen oder traurige Erinnerungen? Sind es Erinnerungsstücke, die keine Freude hervorrufen oder langjährige Beziehungen, die dich nur herunterziehen? Wenn du ganz ehrlich zu dir selbst bist, erkennst du sehr schnell, worum es sich dabei in deinem eigenen Leben handelt. Wenn du daran denkst, bereitet es dir Bauchschmerzen und du weißt keine wirkliche Lösung dafür.
Von Vergangenheit und Zukunft
Wenn du nicht loslassen kannst, stehst du vor einem ganz typischen Problem: Du lebst nicht in der Gegenwart. Egal ob du dich an Vergangenes klammerst oder unrealistische Zukunftsträume nicht aufgeben willst – du bist mit Kopf und Herz nicht im Hier und Jetzt. Dadurch verpasst du viele schöne Augenblicke, die zu noch schöneren Erinnerungen werden könnten. Das bedeutet, du verdirbst dir nicht nur den Moment, sondern auch die Chance, für die Zukunft positivere Gefühle zu schaffen, die du dann nicht loslassen müsstest. Es entsteht ein negativer Teufelskreis, der immer schwerer zu durchbrechen ist. Darum stelle dich dem Loslassen am besten sofort und gehe einmal tapfer hindurch, bevor du dich davon beherrschen lässt.
Loslassen lernen: In nur 5 Schritten
Es ist nicht so einfach, sich selbst an das Loslassen von allem Negativem zu wagen. Du hast wahrscheinlich Angst vor unangenehmen Gefühlen, vor verdrängten Erinnerungen oder Verlustangst. Wenn du dich aber an ein paar einfache Schritte hältst, hast du den Prozess unter Kontrolle und gehst als Siegerin heraus. Folgende Schritte empfehlen wir dir für ein erfolgreiches Loslassen:
1. Entscheiden und Ausreden erkennen
Als Erstes solltest du dich ganz bewusst dafür entscheiden, dass und was du jetzt loslassen möchtest. Halbherzige Überlegungen, dass „es doch besser wäre, wenn…“ oder dass du „eigentlich solltest“, werden keine Wirkung zeigen. Triff aktiv die Entscheidung, dass es genau jetzt an der Zeit ist, loszulassen. Höre dabei genau in dich hinein, welche Ausreden du bisher verwendet hast und sich auch in diesem Moment bestimmt melden werden. Wenn du Angst hast, etwas loszulassen, dann findest du immer Gründe, die dagegensprechen. In diesem Moment kommt dir alles nicht so schlimm vor, manche schlechten Gefühle scheinen für dich sogar Sinn zu ergeben. Oder aber du hast einfach keine Zeit, dich damit zu beschäftigen und zu einem späteren Zeitpunkt passt es viel besser in deinen Lebensplan. Das sind aber nur Ausreden und du möchtest dich ja nun davon nicht mehr bremsen lassen.
2. „Was wäre wenn“- Gedankenspiele
Wenn es um Erinnerungen oder auch um Menschen geht, dann spielt das Gehirn uns Menschen oft einen Streich. Es beschäftigt sich dann geradezu zwanghaft mit Fantasien darüber, wie schön alles sein könnte, „wenn“. Wenn dieser Mensch sich zum Besseren verändert. Wenn du dich damals anders entschieden hättest. Wenn plötzlich alle Hindernisse wie von Zauberhand verschwinden und ein utopischer Plan doch funktionieren könnte. Das kleine Wort „Wenn“ sorgt dann dafür, dass du dich weiter festklammerst und das negative Gefühl dadurch immer wieder eine Daseinsberechtigung hat. Verschwende deine Zeit nicht weiter mit diesem kleinen Wort und verwende deine blühende Fantasie für schönere Gedanken.
3. Verdrängung ist nicht Loslassen!
Wenn du dich für das Loslassen entschieden hast, Ausreden und „Was wäre wenn“- Gedanken in den Griff bekommen hast, dann wird es ernst. Du denkst vielleicht, loslassen bedeutet, alles aus deinen Gedanken und Gefühlen zu entfernen. Jedoch wäre das lediglich ein Verdrängen der negativen Dinge. Wenn du realisiert hast, dass dich etwas belastet, dann ist das Verdrängen wie ein Reflex. Du spürst, dass etwas unangenehme Gefühle erzeugt und schiebst es aus Selbstschutz ganz weit nach hinten in deinem Kopf. Deine Aufgabe ist jetzt also, alles hervorzuholen, was du dort hinten über lange Zeit verstauben lassen konntest. Grabe alles aus, was sich verstecken möchte und mache dich bereit, dich damit auseinanderzusetzen.
4. Trauern und Verarbeiten
Es gehört leider dazu, deine Gefühle zuzulassen und aktiv zu durchleben. Das bedeutet weinen, wütend sein und alles zulassen, was an Gefühlen aufkommt. Durchlebe die Erinnerung nochmal, spüre genau hin, wie du dich mit Personen fühlst, die du loslassen möchtest. Dieser Prozess ist wichtig und du musst ihn vielleicht ein paar Mal wiederholen. Mit jedem Mal wirst du aber bemerken, dass der Schmerz weniger wird. Irgendwann bist du soweit, dass du entspannt loslassen kannst und es sich für dich tatsächlich erledigt hat. Das merkst du daran, dass es dir einfach nicht mehr wichtig ist. Du kannst dich von der Person verabschieden, den Gegenstand ausmisten, den Plan zu den Akten legen. Die schmerzhafte Erinnerung ist nun nur noch eine von vielen Erfahrungen, die dich geformt haben und dir etwas beigebracht haben.
5. Hilfe holen und zulassen
Wenn du nun mutig ausgegraben hast, was du ein für alle Mal loslassen möchtest, dann kann das mehr sein als du dachtest. Plötzlich überrollt dich vielleicht eine Lawine an verdrängten Gefühlen und du bist komplett überfordert. Für diese Möglichkeit heißt es voraus sorgen! Bevor du dich an das Loslassen heranwagst, solltest du zum Beispiel eine gute Freundin kontaktieren. Erzähle ihr, dass du dich an das Abwerfen von emotionalem oder greifbarem Ballast machen willst. Und bitte um Unterstützung und Seelsorge, solltest du sie benötigen. Denk daran: Du musst nicht alles allein schaffen!
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