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Weshalb wir uns nicht mehr richtig verabreden können

Und, schon Pläne für Silvester gemacht? Bestimmt nicht, obwohl du sicher schon Optionen hast. Aber wann legst du letztendlich fest, was du am letzten Abend des Jahres machst? Wahrscheinlich erst einen Tag vorher. Denn heutzutage verabreden wir uns selten längere Zeit im Voraus verbindlich. Aber warum ist das so?
 

Die ständige Hoffnung auf Besseres

Als Kind hatten wir für die Wochenendplanung nicht viele Möglichkeiten. Meist lief es darauf hinaus, dass entweder eine – oder mehrere – unserer besten Freundinnen bei uns übernachtet haben, oder wir bei einer von ihnen. Heute sieht das anders aus.

Zum Spieleabend bei Kolleginnen, Kino mit dem Partner, ein Mädelsabend in der Disco oder doch lieber gemütlich vorm Fernseher sitzen und sich von der harten Arbeitswoche erholen? Und: Woher sollen wir dienstags schon wissen, wonach uns am Samstag ist?

Deshalb bleiben wir lieber unverbindlich. „Ich muss mal gucken, ich melde mich!“, „Ich weiß nicht, ob ich das schaffe!“ und „Eventuell, lass uns Ende der Woche nochmal schreiben!“ – die Sätze sind typisch für uns. Bloß nicht zu früh festlegen, es könnte ja noch was Besseres kommen.

Wir haben einfach Angst, etwas zu verpassen. Und die Tatsache, dass wir heutzutage so unglaublich viele Optionen haben, schürt diese Sorge.
 

Absagen war noch nie so einfach

Dadurch, dass wir unsere Verabredungen heute nicht mehr in einem Telefongespräch abklären, sondern über Messenger mit dem Smartphone, macht es uns noch leichter, unverbindlich zu sein. So können wir auf eine Nachricht auch einfach mal eine Zeit lang gar nicht reagieren und so tun, als hätten wir sie nicht gelesen. Oder hatten gerade keine Zeit, zurückzuschreiben. Am Telefon geht das nicht, da müssen wir sofort reagieren und eine Entscheidung treffen.

In schriftlicher Form kommt uns auch eine Absage viel leichter über die Lippen, oder besser: über die Finger. Statt sich persönlich der Enttäuschung der versetzten Freundin zu stellen, tippen wir lieber ein kurzes „Sorry, wird doch nichts heute.“, gerne in Verbindung mit einer kleinen Lüge, wie einer vergessenen Familienfeier oder einem kurzfristigen Notfall. Die Kommunikation über geschriebene Nachrichten erspart uns außerdem, dass wir spontan auf die Rückmeldung reagieren müssen. Kommt eine Rückfrage von der Freundin zur Absage, können wir in Ruhe überlegen, was wir schreiben.

Außerdem sind wir dank Smartphone und Internet quasi rund um die Uhr erreichbar. So können wir auch mal eine halbe Stunde vor der Verabredung absagen. Das war früher, als man noch vom Festnetz aus anrufen musste, nicht so einfach. Denn da hätte es ja gut sein können, dass die Freundin schon auf dem Weg zum vereinbarten Treffpunkt ist.
 

Ein Gruppentreffen? Unmöglich!

Besonders schwierig ist es, wenn man sich nicht nur zu zweit verabreden will, sondern in einer größeren Gruppe etwas unternehmen möchte. Wir alle haben viel zu tun – hier einen Termin zu finden, an dem jeder Zeit hat, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Die eine hat, wenn überhaupt, nur am Samstag Zeit, die andere nur freitags und die meisten wissen generell noch nicht so genau, welcher Tag und welche Uhrzeit passen würde.

Dazu kommt, dass es insbesondere in einer Gruppe leicht fällt, spontan abzusagen – denn immerhin fällt das Treffen ja nicht komplett flach, nur weil eine Person nicht dabei ist. Blöd ist dann nur, wenn kurzfristig die Hälfte der Leute ein knappes „Sorry, wird leider nichts bei mir, aber euch super viel Spaß!“ schreibt.
 

Ja statt Jein

Das Traurige ist, dass uns diese vermeintliche Spontaneität, dieses mangelnde Bedürfnis, sich festzulegen, an anderen stört und uns sogar verletzt. Versetzt zu werden ist kein schönes Gefühl. Und wenn man sich mit einer Freundin treffen will, wir von ihr aber statt einer konkreten Zusage nur ein schwammiges „Vielleicht“ bekommen, fühlen wir uns wie die zweite Wahl. Und doch behandeln wir unsere Mitmenschen genauso.

Vielleicht würden wir uns selbst einen Gefallen tun, wenn wir wieder öfter einfach mal sofort zusagen und dann auch dabei bleiben. Das erspart uns ständiges Abwägen und Gewissensbisse bei unserer Freizeitgestaltung. Und wenn wir dann die gute Freundin, mit der wir uns schon viel zu lange nicht mehr getroffen haben, endlich wieder sehen, merken wir endlich, wie sehr sie uns gefehlt hat.

Und selbst wenn ein Abend doch mal langweilig wird: Das werden wir auch überleben!
 

Fotos: nicoletaionescu / Getty Images

Melanie Bojko
Melanie Bojko
Melanie Bojko bringt als Chefredakteurin der AJOURE´ ihre Expertise und Leidenschaft für Inhalte und Trends in die Medienwelt ein. Neben ihrer redaktionellen Tätigkeit leitet sie die Marketing-Agentur NEBO marketing GmbH, wo sie ihre Fachkenntnisse in praktische Marketingstrategien und -lösungen umsetzt. Berlin, die pulsierende Hauptstadt, ist ihr Zuhause, wo sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt. In ihrer Freizeit taucht Melanie gerne in die Welt der Bücher ein und hat eine Vorliebe fürs Reisen, um neue Kulturen und Orte zu entdecken.

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