Kennst du Männer, die immerzu alles besser wissen und dir selbst in deine Fachgebiete hereinreden als seien sie die absoluten Experten? Dieses Verhalten hat inzwischen einen eigenen Namen – Mansplaining! Bist du davon betroffen, wird es dich vielleicht beruhigen, dass es vielen Frauen weltweit genauso ergeht.
Was Mansplaining genau ist
Nicht jeder Mann, der dir etwas erklären oder zur Hilfe kommen möchte, ist ein Mansplainer. Zu dieser Kategorie zählen Typen, die zumeist ungefragt ihr Expertenwissen auskippen. Opfer sind immer Frauen. Unterschwellig kommunizieren diese Typen, dass alleine der Umstand männlich zu sein, ihnen recht gäbe.
Meistens steckt hinter dieser Besserwisserei aber wenig tatsächliches Wissen. Mansplainer können sogar regelrechte Trottel sein, die gar nicht merken, wie sehr sie sich blamieren. Unter gewissen Umständen kann das recht witzig und unterhaltsam sein. In anderen Fällen geht mit diesem Verhalten aber auch eine bösartig manipulative Struktur einher, die dich aus dem Job drängen oder dein Selbstvertrauen schwer beschädigen kann.
Die Ursprünge des Begriffs
Das Wort „Mansplaining“ geht auf die amerikanische Kulturhistorikerin und Autorin Rebecca Solnit zurück. Es setzt sich aus den beiden Wörtern „man“ und „explaining“ zusammen, auf Deutsch also „Mann erklärt“. Solnit hatte so oft mit dieser Sorte Mann zu tun, dass sie dem Phänomen schließlich einen passenden Namen gab. Zum Glück, denn seit Mansplaining öffentlich diskutiert wird, fühlen sich viele Frauen schon nicht mehr ganz so unsicher im Umgang mit der notorischen Besserwisserei durch Männer.
Rebecca Solnit publizierte die Thematik erstmals in einem Essay, der die typische Begegnung mit einem Mansplainer wiedergab. Auf einer Party war Solnit einem Mann begegnet, der sich als Experte für Fotografie aufspielte und dabei immer wieder ein bestimmtes Buch zitierte. Er wusste nicht, dass die Autorin eben dieses Buches vor ihm stand. Wann immer Solnit etwas sagen und den Mansplainer aufklären wollte, schnitt dieser ihr das Wort ab und redete einfach weiter. Ein klassisches Beispiel für einen Erklär-Mann, der sich bis auf die Knochen blamiert, ohne es zu merken.
Später entstand aus einer Sammlung ähnlicher Geschichten Solnits Buch „Mansplaining“. Auf dem deutschen Markt ist der Bestseller unter dem Titel „Wenn Männer mir die Welt erklären“ erschienen.
Warum Männer das tun
Männer waren über Jahrhunderte unangefochten souverän und Weiblichkeit wurde systematisch abgewertet. Frauen durften noch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts öffentlich ihre Meinung nicht kundtun. Das Frauenwahlrecht haben wir gerade einmal seit hundert Jahren. Erst in den 1970er Jahren stand es Frauen frei, einen Beruf ihrer Wahl zu ergreifen und diesen auch ohne Erlaubnis des Mannes uneingeschränkt auszuüben.
Das ist jungen Frauen des 21. Jahrhundert manchmal nicht mehr bewusst. Auch wenn Medien uns gerne etwas anderes vorgaukeln, so ist die wahrhaftige Gleichberechtigung von Mann und Frau in den Köpfen vieler Menschen noch längst nicht erreicht. Gerade wenn es um Kompetenz, Karriere und die Konkurrenz im Berufsleben geht, greifen Männer immer noch gern zur Abwertung der Frau, um sich selbst besser zu positionieren.
Wenn Mansplaining zum ernsthaften Problem wird
Hast du es mit Mansplaining im privaten Umfeld zu tun, wirst du sehr wahrscheinlich leichter kontern können, als im beruflichen Umfeld.
Am Arbeitsplatz kommt es auf die Stellung des Besserwissers und die Hierarchien in der Firma an. Fakt ist, dass Mansplaining von anderen Männern gern heruntergespielt wird und es zu einer eigenartigen Solidarisierung mit einem Mansplainer kommen kann. Nicht alle Männer sind so. Trotzdem solltest du dir gut überlegen, was du tun kannst oder möchtest. Hast du es mit einem generell konservativen oder frauenfeindlichen Umfeld zu tun, solltest du besondere Vorsicht walten lassen.
Ansonsten kannst du diese Strategien anwenden, um den Mansplainer loszuwerden oder dich zu behaupten:
- Mache dir zunächst bewusst, ob nur du betroffen bist oder auch andere Frauen. Gegebenenfalls kannst du Mitstreiterinnen oder sogar Mitstreiter gewinnen.
- Setze dich mit deinen eigenen Emotionen auseinander. Fühlst du dich durch einen Mansplainer ernsthaft bedroht, abgewertet und gefährdet, solltest du an diesen Reaktionen arbeiten. Der Mansplainer ist insgeheim darauf aus, eben diese Emotionen bei dir auszulösen. Schafft er das nicht mehr, wird er schnell das Interesse verlieren.
- Unbewusstes Mansplaining kannst du gut stoppen, indem du den Mann so richtig vor den Kopf stößt. Vielleicht hast du schon Wochen oder Monate zugehört, warst dir aber unsicher, was du von dieser Verhaltensweise halten sollst. Ist er mal wieder in seinem Redefluss, dann fasse dir ein Herz und sage beispielsweise: „Das interessiert mich nicht, ich muss jetzt weiter!“
- In der Firma könntest du einen notorischen Besserwisser während einer Mittagspause oder Firmenfeier geschickt kontern. Mansplainer leben in einer Wolke aus Selbstverherrlichung, sind aber nicht immun gegen abwertende Emotionen. Diese etwas privateren Anlässe sind bessere Möglichkeiten, als dies während eines Meetings vor versammelter Mannschaft und dem Chef zu tun.
- Ist der Mansplainer innerhalb der Firma nicht weiter von Bedeutung und auch nicht Liebling der Vorgesetzten, kannst du dich natürlich beim Chef beschweren. Sage, dass dich die ständigen Einmischungen von der Arbeit abhalten und du den Mansplainer als Belästigung empfindest.
- So manchen Mansplainer kannst du ins Schwitzen bringen, indem du ständig und blitzschnell das Thema wechselst. Männer, die meinen überall mitreden zu können, müssen dann ebenso schnell mitdenken. Das fällt einem Mann in der Regel nicht so leicht wie einer Frau. Hier kannst du geschickt einen weiblichen Trumpf ausspielen.
- Versuche doch mal einen Mansplainer in Erklärungsnot zu bringen, indem du ihn durch gezielte Fragestellungen vor dir hertreibst. Oberflächlich suggeriert das Interesse, aber insgeheim hast du dann die Führung und das mögen Mansplainer überhaupt nicht.
- Harmloseren Formen von Mansplaining kannst du gut mit Humor und Ironie beikommen. Siehst du bei deinem Gegenüber durchaus Hoffnung zur Vernunft kann ein „Das ist aber gut, dass du weißt, wie ich meine Arbeit zu machen habe!“ schon reichen.
- Nimm das Mansplaining als Herausforderung, an deinem Selbstbewusstsein und deiner Ausdruckskraft zu arbeiten. Hast du bisher aus Gründen der Erziehung oder Ängsten nie widersprochen, dann wird es Zeit! Beginne langsam aber bestimmt „nein“ zu sagen und Männer in die Schranken zu weisen. Hast du erste Erfolge wirst du schnell mutiger werden.
- Arbeite an deiner Ausdrucksweise und achte darauf, ob du häufig den Konjunktiv verwendest. Kennst du Aussagen wie „Ich könnte mir vorstellen, dass diese oder jene Strategie besser wäre“, dann versuche direkter zu werden. „Ich bin für diese Vorgehensweise!“, klingt schon besser!
- Achte auf deine Körperhaltung. Gehst du unbewusst in die Ducke, wenn der Redeschwall eines Mansplainers über dich ergeht? Schiebe den Kopf leicht in die Höhe, sodass er deutlich zwischen den Schultern hervorkommt. Diese kaum sichtbare Geste kann deine innere Haltung sofort verbessern. Vielleicht hast du sogar spontan Mut, den Mansplainer in die Schranken zu weisen.
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