StartPeopleInterviewsTina Dico: Ihr Leben, ihre Musik und ihr neues Album „Fastland“

Tina Dico: Ihr Leben, ihre Musik und ihr neues Album „Fastland“

Was gibt es Schöneres, als sich an einem Freitagmittag mit einer liebevollen Dänin zu treffen, um über ihr Leben, ihre Familie und ihre Liebe zur Musik zu sprechen? Tina Dico, die aktuell auf großer Deutschlandtour ist, hat sich etwas Zeit für uns freigeschaufelt und uns an einem heißen Sommertag bei BMG Music am Berliner Gendarmenmarkt getroffen. Wie hart ihr Werdegang war, warum sie von Dänemark nach London und weiter nach Island zog und auf was wir uns bei ihrem neuen Album „Fastland“ freuen können, verrät sie uns im Interview.
 

AJOURE´: Wann war dir denn klar, dass du unbedingt ein Teil des Musikbusiness´ sein möchtest?

Ehrlich gesagt ziemlich spät. Als ich aufwuchs, wusste ich nicht, dass ich Musikerin werden möchte. Ich wusste auch gar nicht, dass das möglich sein würde. Ich schrieb zwar Songs und machte Musik, aber hauptsächlich für mich selbst. Ich war ungefähr 20 Jahre alt, als mir klar wurde, dass ich raus aus meinem System und Musik machen muss. So beschloss ich, ein paar Jahre Musik zu machen und mich danach etwas „Normalerem“ zu widmen. Allerdings fing ich dann an zu performen und Konzerte zu geben und Leute zu treffen, die auch im Musikbusiness waren und ehe ich mich versah, lebte ich in London. Und dann realisierte ich, dass es keinen Weg mehr zurück gibt. Ich öffnete sozusagen die Tore zu etwas, was mir vorher nicht ganz bewusst gewesen ist. Und hier bin ich – bis heute (lacht).

AJOURE´: Du hast ja damals bereits in Dänemark einige großartige Preise abgesahnt. Unter anderem als beste Songwriterin und ebenfalls als beste Sängerin. Dort wurdest du über die Jahre hinweg sehr bekannt. Wie schwer wird das in Deutschland werden? Oder ist der deutsche Markt einfacher zu erobern, als der dänische?

Ich weiß es momentan noch nicht. Ich bin aber gerade sehr begeistert, wie toll das deutsche Publikum meine Musik annimmt. Und wenn ich darüber nachdenke, dass ich an einem Ort spielen darf wie der Hamburger Elbphilharmonie, dann kann ich mein Glück kaum fassen. Es ist unbeschreiblich. Alles, was ich sagen kann, ist, dass ich sehr dankbar dafür bin, wie gut es gerade hier in Deutschland für mich läuft. Und bereits jetzt habe ich das Gefühl, als hätte ich ein sehr intimes Verhältnis mit meinen Zuhörern hier. Es fühlt sich für mich so an, als wären die Menschen, die mir zuhören, tief in meinen Texten drin und als wären sie hungrig nach diesen Lyrics. Ich kann mir aktuell nicht mehr wünschen. Auch keinen besonderen Preis oder Awards, denn ich weiß, dass diese Preise am Ende des Tages nichts ändern.

Tina Dico Interview

AJOURE´: Du bist damals von Dänemark nach London gezogen und lebst seit nunmehr sechs Jahren in Island. Hatte der Umzug nach England mit deiner Karriere zu tun oder wolltest du einfach in eine Stadt, in der ein Start im Musikbusiness vielleicht einfacher ist?

Ich bin bis ungefähr 2010 in London gewesen und dann, wie du schon sagtest, nach Island gezogen. Insgesamt lebte ich acht Jahre in London und verbrachte hier meine „rastlose Jungend“ als gequälter Musiker. Es war für mich zu dieser Zeit einfach perfekt. Es war hart, aber ich wollte damals einfach mehr an der Grenze zum rauen und echten Leben verbringen. Dort, wo es eigentlich unbequem ist und weg von meiner Komfortzone. Ich wollte alleine und auf einer Reise sein – nur mit mir, mit meiner Musik und Songwriting. Ich wollte unbedingt ein internationaler Künstler sein und hatte damals schon mein eigenes Label und bereits ein Album auf dem Markt. Aber ich wollte mehr. Es war ein langer Weg und am Ende habe ich darüber ein Buch geschrieben, welches jetzt veröffentlicht wird – auch auf Deutsch. Unterm Strich war es eine schwere Zeit, die beinahe etwas Poetisches hatte. Doch diese Jahre waren ebenso inspirierend. Ich kaufte mir dort ein Apartment und schrieb unfassbar viele Songs in Notting Hill, wo ich damals lebte und brachte so viele Alben raus. Irgendwann zog ich nach Island, denn die Zeit in London war zwar inspirierend, doch sie machte mich nicht wirklich glücklich. Ich lernte in Kanada meinen heutigen Mann kennen, der damals auf Tour war, denn auch er macht Musik. Wir machten dann gemeinsam Musik und reisten durch die Welt. Heute leben wir glücklich gemeinsam in Island.

AJOURE´: Dein neues Album „Fastland“ steht in den Startlöchern und erscheint am 28. September. Nachdem du ja bereits viele Alben veröffentlicht hast, bist du da noch aufgeregt, wenn ein neues Album released wird?

Ich bin super aufgeregt, denn ich bin sehr glücklich und stolz auf dieses Album. Ich bekomme bereits jetzt, vor der Veröffentlichung des gesamten Albums, ganz tolle Resonanzen von dem ein oder anderen Song, der bereits zu hören ist. Es ist ja schon mein elftes Album.

AJOURE´: Wie hoch ist deine Erwartungshaltung für dein neues Album?

Ich habe tatsächlich bei keinem meiner Alben eine Erwartungshaltung gehabt. Ich dachte nie, dass ich mit einem meiner Alben die Weltherrschaft an mich reiße. Mir war immer wichtig, dass ich meine Musik persönlich halte. Einer meiner Songs, und wahrscheinlich gleichzeitig einer meiner in Deutschland bekanntesten überhaupt, dürfte „Count to ten“ sein. Ich habe das damals in Hamburg mit Ina Müller in ihrer Bar performt. Eine der Zeilen darin lautet: „Sometimes the fastest way to get there is to go slow.“ Und ich denke, genau dieser Satz beschreibt meine Karriere ziemlich gut, denn ich habe alles sozusagen in meinem eigenen Tempo gemacht. Für mich war es der beste Weg, dorthin zu kommen, wo ich heute bin. Langsam aber sicher eben. Das neue Album „Fastland“ ist etwas kommerzieller als meine anderen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, das neue Album aufzunehmen.

AJOURE´: Wie würdest du deine Musik denn beschreiben?

Gute Frage. Ich würde sagen, dass es Singer-Songwriter-Pop ist. Ich habe früher sehr viel mit meiner Gitarre gespielt, doch in „Fastland“ ist nur sehr wenig von meiner Gitarre zu hören, dafür mehr Piano und Drums.

AJOURE´: Es gibt auf „Fastland“ einige poppige Songs, sowie Balladen. Würdest du behaupten, dass du das ein oder andere Genre lieber magst?

Eigentlich nicht. Für mich persönlich brauche ich eine gute Balance zwischen beiden Genres. Und ich denke, dass „Fastland“ diese Balance bietet. Sowohl die radiofreundlicheren Popsongs, als auch die tiefergehenden und dunkleren Balladen.

AJOURE´: Hast du denn alle deine Songs selbst geschrieben?

Nein. Ich arbeite im Studio gemeinsam mit meinem Mann und ich schreibe die Lyrics. Und von vielen Stücken habe ich auch die Melodie geschrieben, aber einige der Stücke kommen von uns beiden. Ich bin sehr dankbar dafür, denn ohne seinen Input wäre das Album nicht so geworden, wie es heute ist. Er hat immer tolle Ideen und da wir so gut gemeinsam arbeiten, habe ich auch keine Angst, mich seinen Ideen zu öffnen. Das ist immer etwas schwieriger, wenn man die Person vor sich nicht kennt. Doch dieses Problem haben wir nicht.


 

AJOURE´: Hand aufs Herz: Welches ist dein persönlicher Lieblings-Track auf dem neuen Album?

Es klingt etwas klischeehaft, aber ich habe keinen Lieblingssong. Aber einen Song, den ich momentan sehr mag, ist „Parked Car“. Ich liebe den Vibe. Es ist ein warmer Song, der so über einen kommt. Ich liebe ihn einfach.

AJOURE´: Aktuell tourst du durch Deutschland. Gestern zum Beispiel bist du in Dresden gewesen. Elf weitere Städte folgen noch. Wie war es, in Dresden aufzutreten?

Es war ganz toll. Die Menschen haben gefeiert und es scheint ihnen gut gefallen zu haben. Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht, in Dresden aufzutreten. Das Besondere für mich war, dass die Leute dort teilweise mitgesungen und auf die Musik reagiert haben. Es war ein sehr schönes Gefühl. Natürlich kannten nicht alle unter ihnen meine Songs, aber einige schon. Die, die sie nicht kannten, kamen bestimmt nur, um eine gute Zeit und einen schönen Abend zu haben. Es war ja eine Solo-Show, also habe ich zwischendurch auch immer mal wieder eine Weile geredet. Ich war mir nicht ganz sicher, wie viele Leute mich bzw. Englisch verstehen, aber es schien so, als hätten alle verstanden, was ich so gesagt habe – sogar meine Jokes.

AJOURE´: Vielen Dank liebe Tina, dass du dir so viel Zeit für das Interview genommen hast. Wir wünschen dir für die Deutschland-Tour alles Gute und ausverkaufte Hallen.

 

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Fotos: Samantha West

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AJOURE´ Redaktion
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