Entstanden in der Kolonialzeit, in der viele europäische Länder wie Großbritannien, Spanien oder Frankreich ihre Territorien in Teilen Afrikas, Asiens sowie Nord- und Südamerikas ausweiteten, wurde der Kolonialstil durch die Kombination aus den einheimischen Bau- und Einrichtungsstilen und dem jeweiligen europäischen Einfluss geprägt. Einzigartige Häuser, Kirchen und Regierungsgebäude zieren noch heute die Straßen Kubas, Nordamerikas oder Indiens.
Im Bereich der Innenausstattung werden mit dem Begriff Kolonialstil allerdings spezielle Materialienkombinationen, Farbakzente und Dekorelemente beschrieben, die ebenfalls durch die unvergleichliche Mischung aus einem altbewährten, klassischen Stil sowie der ausgefallenen Kultur der fernen Gebiete erreicht wird.
Was ist der koloniale Einrichtungsstil?
Genau genommen gibt es nicht den einen Kolonialstil in der Einrichtung. Durch die Vielzahl an europäischen Kolonialmächten, die ihre Einflüsse in kulturell unterschiedliche Regionen gebracht haben, sind verschiedene Kombinationen entstanden. Man spricht in dem Zusammenhang dann beispielsweise vom spanischen Kolonialstil, der durch die typischen leichten Materialien der Südländer geprägt ist oder vom britischen Kolonialstil, dem eher eine einladende Größe und prächtige Verzierungen innewohnen.
Dennoch haben sich im Laufe der Jahre bestimmte Merkmale herauskristallisiert, die als exemplarisch für die Einrichtung im kolonialen Stil gelten. Wie bei jedem Innendesign gibt es aber natürlich viel Spielraum für individuelle Gestaltung. Oft reicht schon ein massives, dunkles Möbelstück, kombiniert mit naturbelassenen Materialien und einer schlichten Wandfarbe, um den Kulturmix in die heimischen vier Wände zu bringen.
Der Kolonialstil: Die typischen Materialien
Fundamental für den Kolonialstil in der Wohnung ist Holz. Für große Möbelstücke, die den Raum stilecht einnehmen sollen, eignen sich insbesondere Mahagoni, Eiche, Ebenholz oder Palisander. Der dunkle Charakter des Holzes lässt den imposanten Wohnzimmerschrank mit den handgemachten Verzierungen, den massiven Esstisch oder das elegante Sideboard edel erscheinen und unterstreicht eine angenehme Ruhe. Die eindrucksvolle Truhe in antiker Optik besticht zudem gern mit Metallbeschlägen.
Weitere beliebte Holzarten sind von der Akazie, dem Teakbaum oder dem Mangobaum. Für besondere Akzente in der Einrichtung dient zudem Bambusholz, das mit seiner helleren, unebenen Zeichnung ein Gefühl von Naturverbundenheit vermittelt.
Neben den massiven Holzmöbeln sind naturbelassene Materialien wie Baumwolle und Leinen unentbehrlich für den kolonialen Einrichtungsstil. Das heute besonders für Gartenmöbel beliebte Rattan bringt in heller Farbgebung ein schönes südostasiatisches Flair in den Raum. Dicke Kordeln aus Sisal, kunstvoll gewickelt um seidene Vorhänge, verbinden die amerikanische Urtümlichkeit mit einer bescheidenen Erhabenheit. Eine Matte aus Kokosfasern verleiht dem lichtdurchfluteten Badezimmer einen mediterranen Touch.
Besonders wirkungsvoll sind jedoch Leder und Fell. Ein schwerer Ledersessel im Wohnzimmer, platziert auf einem hellen Fellteppich, verleiht dem Zimmer die traditionelle Würde und rundet den Kolonialstil damit perfekt ab.
Der Kolonialstil: Die typischen Farben
Besonders auffällig sind die dunklen Holztöne, die insbesondere für die großen und massiven Möbelstücke gewählt werden. Das beispielgebende Himmelbett steht zentral im Raum und drückt damit eine machtvolle Präsenz aus. Kombiniert mit weißen oder cremefarbenen Vorhängen, die sich bei geöffnetem Fenster leicht im Wind bewegen, und anthrazitfarbenen Metallornamenten an der Kopfstütze, wirkt es außerdem einladend.
Um die charakteristische Naturbelassenheit des Kolonialstils zu unterstreichen, eignen sich auch Sandgelb oder ein tiefes Moosgrün. Helle Pastelltöne unterstreichen den Kontrast umso mehr und sorgen für eine extravagante Atmosphäre. Typischerweise werden dabei helle Blau-, Lila– oder Rottöne verwendet.
Der Kolonialstil: Die typische Einrichtung
Nicht für jeden Raum ist der koloniale Einrichtungsstil geeignet. Die dunklen, massiven Möbel können schnell beengt wirken und zu viele unterschiedliche Kontrastmittel lassen den Dekor schrill und ungemütlich erscheinen.
Daher bieten besonders große und offene Räume mit hohen Decken und weißen Wänden viel Spielraum für den Kolonialstil. Auch großflächige Terrassen eignen sich hervorragend zum ausschweifenden Dekorieren. Je mehr natürliches Licht vorhanden ist, desto mehr dunkle Möbel können arrangiert werden. Gibt es nicht genügend Helligkeit, helfen ungekünstelt wirkende Lampen, die warmes Licht abgeben. Architektonische Besonderheiten des Gebäudes wie beispielsweise hohe Säulen oder imposante Statuen krönen den Kolonialstil mit ihrer erhaben wirkenden Atmosphäre zusätzlich.
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