Für viele Fans gab es zwischen Weihnachten und Neujahr einen weiteren Feiertag, denn seit dem 29.12. läuft die vierte Staffel der preisgekrönten Serie „Black Mirror“ auf Netflix. Die vom Briten Charlie Brooker produzierte Serie entwickelte in den bisherigen Folgen einen Sog, dem wohl niemand so wirklich widerstehen konnte. Dabei fehlt „Black Mirror“ eigentlich sogar das charakteristischste Merkmal einer Serie überhaupt: Jede Folge steht für sich allein, mit wechselnden Schauspielern, wechselnden Stories und sogar wechselnden Welten.
Was die Folgen eint, ist etwas anderes: Jede Geschichte zeigt eine in den meisten Fällen düstere Zukunftsvision, in der die Menschheit durch verschiedene technische Fortschritte (manche scheinen eher ein Rückschritt zu sein) beeinflusst wird. Unheimlich wird es, weil all diese Visionen durchaus in Reichweite zu liegen scheinen.
Die bisherigen drei Staffeln
Wie nahe sich „Black Mirror“ teilweise schon an der Realität befindet, ist besonders an zwei Folgen festzumachen. In der Episode „Die Waldo-Kandidatur“ entwickelt sich eine sexistische, pöbelnde und eben animierte Figur zu einem ernstzunehmenden Kandidaten in der Politik – die politische Karriere von US-Präsident Donald Trump steckte zu dem Zeitpunkt übrigens noch in den Kinderschuhen. Die Folge „Abgestürzt“ hingegen stellt die Wichtigkeit von sozialen Medien in den Vordergrund: Ein Rating bestimmt den gesellschaftlichen Wert eines jeden Menschen, (Minus-)Punkte gibt es für alles: ein Lächeln im Aufzug, den Service im Café und das neueste, perfekt inszenierte Foto. Eine Idee, die offenbar Anklang findet, denn ein chinesisches Unternehmen stellte jüngst ein solches Scoring-System vor.
Die Sogwirkung der Serie
„Black Mirror“ ist kein klassischer Fall für das modern gewordene Binge-Watching. Was nicht an fehlender Spannung liegt, ganz im Gegenteil. Aber Spannung ist nicht das einzige und „Black Mirror“ geht über die Länge der eigentlichen Folge hinaus. Nach jeder Episode wird der Zuschauer mit seinen Fragen allein gelassen und muss darüber grübeln, ob das gerade Erlebte wirklich Science-Fiction ist oder eben doch nur noch ein paar Jahre dauern wird. Wir fragen uns, ob ein Mensch wirklich so weit gehen würde wie in der Folge „Mach was wir sagen“. Würde jemand eine Bank ausrauben und sogar einen Mord begehen, um zu verhindern, dass sein größtes Geheimnis veröffentlicht wird? Wir finden: „Black Mirror“ ist nichts, was man alleine schaut. Zu groß ist das Bedürfnis, sich nach jeder Episode auszutauschen!
Vorschau auf die neue Staffel
Die vierte Staffel der mittlerweile Emmy-ausgezeichneten Serie bringt uns sechs neue Episoden. Abermals zeichnet jede Folge eine düstere Dystopie, in der der technische Fortschritt seine Schattenseiten zeigt.
Beginnen wir mit der ersten Folge „USS Callister“, die uns mal eben fast neunzig Minuten an den Bildschirm fesselt. Es geht um den gleichfalls genialen wie sozial isolierten Robert, der identische Klone von Leuten in seinem Computerspiel gefangen hält. Im echten Leben sind es Menschen, die Robert bei der Arbeit aus irgendwelchen, teils aberwitzigen Gründen nicht leiden kann. Die Klone sind sich ihrer Existenz als Klone vollkommen bewusst, haben allerdins keine Möglichkeit dem zu entkommen – die Regeln des Spiels bestimmt allein Robert.
Die Folge „Arkangel“ beschäftigt sich mit dem Phänomen der Helikoptereltern. Um ihre Tochter vor allen Gefahren und negativen Erfahrungen zu schützen, lässt Marie ihr einen Chip einsetzen. Mit diesem kann sie ihre Tochter nicht nur orten, sondern sieht alles, was sie sieht und kann diese Bilder gegebenenfalls verschleiern. Die Folge: Mit 15 Jahren hat die Tochter weder Blut gesehen, noch den Nachbarshund, der sie auf dem Schulweg anbellt.
Weitere Folgen beschäftigen sich mit modernen Dating-Apps, einem Museum für Technik und einem Gerät, das Erinnerungen lesen kann – was besonders blöd ist, wenn man einen Mord zu verbergen hat, wie in der Folge „Krokodil“.
Besondere Neugier weckt allerdings der Trailer zur Episode „Metallkopf“. In der gänzlich in Schwarz-Weiß gehaltenen Folge sind mechanische Hunde auf der Jagd. Allerdings jagen sie keine Hasen oder andere Tiere, sondern ihre Herrchen.
Fotos: Netflix PR