Dass die Ressourcen auf der Erde endlich sind und wir unseren Planeten schützen müssen, ist nicht erst seit der Diskussion über den Klimawandel und der Entstehung eines ökologisch-nachhaltigen Lifestyles bekannt. Doch nicht alle Tipps sind sinnvoll. Wir decken die größten Mythen auf!
1) Der Konsum von Soja-Produkten trägt zur Zerstörung des Regenwaldes bei
Nirgendwo auf der Welt wird so viel Soja angebaut wie in Südamerika. Für viele Länder ist die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftssektor, zum Beispiel in Brasilien, Bolivien oder Paraguay. Doch der Soja-Anbau braucht Platz und wenn es um wirtschaftliche Interessen geht, können Umweltschutzbedingungen auch mal gelockert werden. Es kommt in Folge dessen zu großflächigen Rodungen – auch des Regenwaldes.
Oft hören Vegetarier oder Veganer deshalb, der Konsum von vegetarischen Produkten, deren Basis oft Soja ist, trage zur Zerstörung des Regenwaldes bei. Doch das ist so nicht korrekt: Der größte Teil der Sojaproduktion wird als Tiernahrung verwendet. Die ständig wachsende Nachfrage nach Fleisch schürt somit die Rodung. Außerdem fällt bei der Fleischproduktion wesentlich mehr CO2 an und der Wasserverbrauch ist ebenfalls höher als bei der Getreideproduktion.
2) Pfandflaschen sind besser für die Umwelt
Wenn man im Ausland nach den Besonderheiten deutscher Kultur fragt, wird man nicht selten auf das Pfandsystem und die unbändige Disziplin bei der Mülltrennung angesprochen. Doch sind diese typisch deutschen Angewohnheiten auch wirklich besser für die Umwelt?
Es gibt verschiedene Arten von Pfandflaschen: Man unterscheidet zwischen Einweg- und Mehrwegflaschen. Die Einwegflaschen werden nach dem Verbrauch im Supermarkt abgegeben und dann recycelt. Dieser Prozess ist allerdings sehr energie- und ressourcenintensiv. Ein Vorteil ist allerdings, dass das Pfand dafür sorgt, dass die Flaschen nicht achtlos in den Park oder den Straßenrand geworfen werden, sondern am Schalter wieder gegen Geld eingetauscht werden.
Für Mehrweg- und Glasflaschen sieht die Umweltbilanz schon besser aus, aber auch deren Reinigung verbraucht viel Wasser und Reinigungsmittel, welches hinterher wieder in Klärwerken schadstofffrei gemacht werden muss. Die beste Umweltbilanz hat also Leitungswasser und außerdem ist es oft auch noch besser kontrolliert als Mineralwasser aus Flaschen.
3) Wasser sparen macht immer Sinn
Bereits kleine Kinder lernen, dass Wasser kostbar ist und man deshalb sparsam damit umgehen sollte. Im Durchschnitt verbraucht jeder Deutsche pro Tag etwa 120 Liter Wasser, Tendenz jedoch rückläufig. Besonders, wenn man bedenkt, dass Wasser in vielen Ländern der Welt knapp ist und es den Menschen vor Ort oftmals vor allem an sauberem Trinkwasser mangelt, unterstreicht den schonenden Umgang. Dabei ist Wasserknappheit nicht nur ein Problem von Entwicklungsländern, auch Spanien oder Kalifornien leiden immer wieder unter langen Trockenperioden.
Doch Wassersparen macht vor allem in Ländern Sinn, die tatsächlich von Wasserknappheit betroffen sind. Ansonsten ist Wasser ein wichtiges Transportmittel in der Kanalisation. Wird bei einer Toilette nicht ausreichend gespült, werden nur Fäkalien abtransportiert. Andere Zusätze wie feuchtes Toilettenpapier können die Rohre verstopfen.
Aus finanziellen Gründen macht es dennoch Sinn, Wasser zu sparen, denn gerade für die Erhitzung von warmem Wasser wird viel Energie benötigt und die Heizkosten nach oben getrieben.
4) In Biofleisch ist kein Antibiotikum enthalten
Wer Biofleisch kauft, erwartet nicht nur, dass die Tiere ein besseres Leben geführt haben als ihre Artgenossen in der industriellen Massentierhaltung, sondern auch, dass die Tiere nicht mit Antibiotika behandelt werden. Besonders bei der Zucht von Geflügel wird dieses oft in Massen eingesetzt.
Die Einnahme von Antibiotika ist für den Menschen nur bei hartnäckigen bakteriellen Erkrankungen sinnvoll, denn es bilden sich Resistenzen, die im Notfall dazu führen, dass Medikamente nicht mehr wirken. Dies kann auch bei mit Antibiotikum behandeltem Fleisch passieren.
Es ist zwar richtig, dass Bio-Tiere kein Antibiotikum aus präventiven Gründen verabreicht bekommen, aber kranke Tiere werden durchaus damit behandelt. Bio ist somit also keine Garantie dafür, dass keine Medikamentenrückstände enthalten sind.
5) Kurzprogramme an Elektrogeräten sparen Energie
Das ist so nicht korrekt. Kurzprogramme sind oft dazu entwickelt, Zeit zu sparen. Durch die Verkürzung der benötigten Zeit bei Waschmaschinen muss die gleiche Leistung in weniger Minuten erfolgen. Das kostet viel Energie. Moderne Geräte haben neben Kurz- auch Ökoprogramme. Die brauchen zwar recht lange, aber trotz der langen Dauer sparen sie meist Energie.
Ein weiterer Mythos: Das Spülen von Hand ist ökologischer als in der Maschine. Meist wird mehr Wasser ins Spülbecken gelassen als die Spülmaschine verwendet. Ein weiterer Vorteil: Die Maschinenwäsche macht das Geschirr garantiert hygienisch sauber.
6) Es ist besser, Energiesparlampen länger brennen zu lassen, als sie häufiger ein- und auszuschalten
Wer wirklich Strom sparen will, der schaltet das Licht besser aus, wenn es nicht benötigt wird. Energiesparlampen, Leuchtstoffröhren oder Halogenlampen verbrauchen zwar beim anschalten mehr Strom, der Wert liegt dabei im Höchstfall 30 % über den Normalverbrauch. Dieser Mehrwert ist allerdings nur kurzfristig.
Wer das Licht also eine längere Zeit brennen lässt oder gar vergisst, auszuschalten, macht unter dem Strich sicher keinen Gewinn, sondern verbraucht insgesamt mehr Energie, als bei häufigerem Ein- und Ausschalten.
7) Papiertüten sind umweltfreundlicher als Plastiktüten
Kunststoff zählt mit zu den größten Umweltsünden der Gegenwart, weil er mehrere hundert Jahre braucht, bis er zersetzt ist. Die meisten Geschäfte haben Plastiktüten zum Schutz der Umwelt deshalb abgeschafft und durch Papiertüten ersetzt.
Doch Papiertüten verbrauchen bei der Herstellung doppelt so viel Energie wie Plastiktaschen. Außerdem gehen sie schneller kaputt und sind somit kürzer im Einsatz als solche aus Kunststoff. Es gibt mittlerweile auch Tragetaschen aus Bioplastik, welches laut Hersteller-Angaben komplett kompostierbar sein soll.
Wer auf Nummer sicher gehen will, der verwendet am besten den guten, alten Jutebeutel oder einen Einkaufskorb für Erledigungen im Supermarkt.
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