Streit gehört zur Beziehung dazu, aber er ist keiner der angenehmen Aspekte der Zweisamkeit. Ein Streit kann wie ein reinigendes Gewitter wirken, aber gleichzeitig Verletzungen hinterlassen. Ständiger Streit und falsche Kommunikation miteinander können der Beziehung natürlich auch schaden und schlimmstenfalls zum Trennungsgrund werden. Denn wer steht schon auf ständiges Gewitter? Dann lieber weniger und dafür konstruktiver streiten, oder? Mit diesem einen kleinen Wort kannst du jeden Streit ganz schnell in eine neue Richtung lenken.
Aua.
Das Wort „aua“ verbinden wir alle automatisch mit einer Verletzung am Körper. Schon als kleine Kinder haben wir aua gesagt, wenn wir hingefallen sind und uns die Knie aufgeschürft haben. Wir sagen es heute noch, wenn wir uns beim Kochen schneiden, uns irgendwo den großen Zeh stoßen oder ein Fingernagel schmerzhaft abbricht. Das Wort aua lässt alle um uns herum aufhorchen und zumindest einen kurzen Blick auf uns werfen, um nachzusehen, was passiert ist und ob wir Hilfe brauchen. Das ist eine urmenschliche Reaktion. Aber wer sagt denn, dass Verletzungen immer nur körperlich sein müssen? Wunden verheilen, seelische Wunden tun das nicht ganz so einfach. Probiere es im nächsten Streitgespräch, wenn der Partner etwas Verletzendes sagt. Reagiere darauf mit: „Aua. Dass du mich mit deiner Ex vergleichst, tut weh.“
Was bewirkt das?
Niemand würde einen körperlich verletzten Mensch weiter anschreien, sondern wir würden ihm helfen und uns um die Verletzung kümmern. Die Situation hätte sich durch seine Verletzung um 180 Grad gewendet. Warum handeln wir nur bei sichtbaren Wunden so, aber nicht bei den seelischen? Aber das tun wir doch – wenn wir sie nur sehen könnten! Im Streit versucht jeder, stark zu wirken und seine Meinung zu vertreten. Das lässt schnell den Anschein entstehen, dass jedes noch so verletzende Wort am Gegenüber einfach abprallt. Es wirkt so, als könnten wir alles sagen, es trifft den Partner doch sowieso nicht. Natürlich will niemand seinen Partner absichtlich verletzen, aber es ist schon ärgerlich, wenn so gar nichts anzukommen scheint von dem, was man sich gegenseitig sagt. Jetzt aber sagst du deinem Partner ganz direkt: Du tust mir weh. Du verletzt mich. Er liebt dich aber trotz Streit, das kann er also nicht ignorieren. Anstatt weiter aneinander vorbei zu reden, befasst ihr euch jetzt damit, wo der Schuh wirklich drückt.
Was, wenn er das ignoriert?
Dein Partner streitet munter weiter? Sagt dir, du sollst eben nicht so empfindlich sein? Übergeht, dass er dir wehtut? Das ist keine angemessene Reaktion. Gib ihm Zeit, vielleicht muss er erst selbst noch begreifen, was gerade passiert ist. Du kennst ihn am besten – braucht er nach dem Streit ein bisschen Zeit für sich, bis er auf dich zukommt? Wenn er dann darauf eingeht, dass er dir wehgetan hat, dann ist alles in Ordnung. Zu einer Beziehung gehört Empathie und die Fähigkeit, sich emotional auf den anderen einzulassen und den Streit auch aus seiner Perspektive zu sehen. Wenn dein Partner das nicht kann oder will, liegt die Wurzel des Übels bei euch tiefer oder das Streitthema ist bereits sehr festgefahren.
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