StartLifestyleLiebe & BeziehungErotisch? Oder nicht.

Erotisch? Oder nicht.

Es ist durchaus faszinierend, welche Arten des Liebesspiels es gibt. Da gibt es die Missionarsstellung, das „fliegende Entenpaar“, Doggystyle und viele Möglichkeiten mehr. Wem die Ideen ausgehen, kann sich auf entsprechenden Homepages, etwa Sinneslust.com umsehen, ob nicht noch eine Idee kommt.

Das Problem:

Obwohl Erotik keinen kleinen, unbedeutenden Teil unseres Lebens darstellt, haben einige von uns allerdings gewisse Hemmungen, darüber zu reden. Wenn es dir auch so geht, mach dir keine Sorgen. Da bist du nicht alleine. Aber irgendwie leben wir in einer übersexualisierten Gesellschaft und werden immer wieder mit Erotik konfrontiert. Dies führt dazu, dass man sich dann schon selbst fragt, ob was mit einem nicht stimmt. Ist ja auch kein großes Wunder.

Irgendwie scheinen die Anderen immer mehr zur Thematik beisteuern zu können. Zumindest sieht so das Klischee aus. Noch klischeeiger: Hauptsächlich erzählen Männer vom Sex. Noch hauptsächlicher sind es Singlemänner. Nun, als jemand, auf den diese Bezeichnung lange Zeit zutraf, kann ich versichern: Dem ist nicht zur Gänze so. Sicherlich, man hat eine Gruppe von Leuten und dann gibt es da den Sprücheklopfer, der wieder erzählt, wie toll es mit der Eroberung aus der letzten Nacht war.

Von Sexprotzen und Sexgöttinnen

Natürlich wird es diese Personengruppe immer geben. Das sind dann die reinen Potenzprotze, gegen die William T. Riker, James T. Kirk und Casanova aussehen müssen, wie die Waisenknaben: Aber es ist wohl deutlich realistischer, davon auszugehen, dass der Gruppen-Aufschneider die letztnächtliche Begegnung gnadenlos ausschmückt.

Und natürlich wird es das auch in der weiblichen Version geben – selbsternannte Sexgöttinnen, die über ihre Abenteuer an Strand, Bar und Supermarkt erzählen, als wären sie die Reinkarnation von Blanche Devereaux, Samantha Jones oder gleich eine Femme Fatale vom Schlag einer Xenia Onatopp aus dem James-Bond-Film „GoldenEye.“

Würde man sich wieder im Klischeedenkmuster bewegen, könnte man festhalten: Klar, das ist typisches Tierverhalten. Erstens sprachen wir vorhin schon über das „fliegende Entenpaar“, zweitens ist die Idee dahinter natürlich, dass man nicht derjenige sein will, der jenen, die nachfragen, nichts bieten kann. Man will ja sein Standing in der Gruppe nicht einbüßen.

Die Erwartungshaltung

Wie schon festgehalten: Du, liebe Leserin, aber auch du, lieber Leser, ihr macht nichts falsch, wenn ihr euch so gar nicht über die Thematik „Erotik“ äußern wollt. Das sollen Andere machen. Das Schlimme ist: Sie tun’s auch noch. Und das gerne mal ungefragt.

Erwartungshaltung Erotik

Warum?

Vielleicht wird es von einem Single tatsächlich erwartet, so viele beischlafwillige Personen des anderen oder eigenen Geschlechts ins Bett zu bekommen, wie möglich. Kann sein. Und es kann sein, dass jene, die mit entsprechenden Geschichten nicht glänzen können, im Sozialgefüge nach unten rutschen.

Aber wie sieht die Lösung für die Problematik aus?

Eigentlich ganz simpel: Man spielt das Spiel einfach nicht mit. Manche Menschen haben halt Sex, andere nicht. Manche Menschen haben immer Lust auf körperliche Liebe und andere nicht. Das ist nichts, wofür man sich schämen müsste und im Grunde unsere Privatsache.

Sprachliche Schwierigkeiten und Sapiosexualität

Übrigens, schwierig ist es ebenfalls, wenn es um die Artikulation der Erotik geht. Da haben wir nun so einen großartigen Sprechapparat, können mit ihm singen, trällern, stöhnen, schreien oder ganz normal sprechen. Wir haben einen lexikalischen Wortschatz, besitzen Kenntnisse in der Nutzung von Semantik und Syntax und dann steht man da wie der Ochs vorm Berg.

Was sagt man?

Wie drückt man das, was einen bewegt, aus? Wie teilt man seine Wünsche mit? Und warum denkt man, dass Dirty-Talk gleich mit einer gewissen Vulgarität gepaart ist? Hat dies auch wieder mit der Erwartungshaltung zu tun, dass die Erregung so groß ist, dass einem wortwörtlich die Wörter fehlen und man sich eines anderen Duktus’ bedient? Denkt die Person, mit der man gerade intim ist, dass man sich nicht vernünftig genug anstrengt, nur weil der Partner immer noch imstande ist, sich normal zu artikulieren?

Es gibt etliche Ratgeber, die genau solche Begrifflichkeiten als Dirty Talk verkaufen und vielleicht ist es das sogar, aber es gibt auch jene, die genau so ein Wort im falschen, will heißen „richtigen“, Moment komplett abtörnt.

Es wird geraten, einen Satz wie „Oh Baby, nimm mich hart!“, zu sagen. Das mag bei manchen Leuten funktionieren, andere runzeln die Stirn und sind im wahrsten Sinne des Wortes „raus aus der Nummer“. Ich glaube, der Fachbegriff hierfür ist „sapiosexuell“ – und nein, das heißt nicht, dass man sich mit einem Farbstoff einreibt, um dann braun- bis grauschwarz zu glänzen. Erstens heißt der Stoff „sepia“ und zweitens soll Sapiosexualität aussagen, dass die Intelligenz einer Person dafür sorgt, dass man in Stimmung kommt. Wenn dann ein Duktus verwendet wird, der nicht zu der Person passt, ist es halt vorbei.

Das ist zwar schön zu hören, ändert aber nichts an der Tatsache. Du kannst ein Vokabular wie der Bordcomputer der Enterprise haben. Dennoch steht man der Thematik „Erotik“ eher sprachlos gegenüber.

Nature vs. Nurture – Die Zwillingsstudie

Und da sind wir wieder beim Thema der Erwartungshaltung. Welche Ansprüche hat man denn an unsere Geschlechter? Und ist das alles irgendwann in unserer Biologie so festgelegt? Oder ist es eine Frage der sozialen Interaktion mit Anderen?

Interessant hierbei: Vor Jahren gab es mal eine GOSAT-Zwillingsstudie zur Frage „Anlage oder Umwelt“, respektive „Nature vs. Nurture“ bezüglich der Überlegung, warum ein Charakterzug ausgeprägt wurde.

Das Ergebnis ist ziemlich spannend – man weiß es im Grunde immer noch nicht. Es gibt eine kleine Neigung in eine bestimmte Richtung, aber im Grunde halten sich Anlage, sprich genetische Prädisposition und Umfeld, also die Personen, mit denen man sich umgibt, die Waage bei der Ausprägung einer Charaktereigenschaft.

Eigentlich logisch: Wenn man beispielsweise sehr viel Zeit in einer Clique verbringt, in der Rauchen verpönt ist, wird man, selbst wenn im genetischen Bauplan die Anlage zur Nikotinsucht hinterlegt ist, nicht rauchen. Und so kann die Anlage im Genpool rumblubbern, bis sie schwarz wird, sie wird nicht aktiviert.

Gleiches bei der Erotik. Wenn in derselben Clique sehr offen über Sex gesprochen wird, als säße man nicht nur neben Blanche, sondern auch den anderen Frauen der Golden Girls, ist die Chance groß, dass man selbst irgendwann auch offenherziger mit der Thematik umgeht.

Fazit

Deshalb, meine lieben Leserinnen und Leser – macht euch keine Sorgen, wenn ihr die Erotik nicht richtig verbalisieren könnt. Auf der einen Seite, steht die Frage, wie man wahrgenommen wird, auf der anderen die Überlegung, mit welchen Leuten man sich umgeben hat.

 

Fotos: sakkmesterke / stock.adobe.com; Andrea Piacquadio / Pexels

AJOURE´ Redaktion
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