StartLifestyleKolumneKolumne: Panik vor dem ersten Date – was steckt dahinter?

Kolumne: Panik vor dem ersten Date – was steckt dahinter?

In der heutigen Zeit ist ein Date schneller ausgemacht als eine Pizza bestellt. Tinder macht’s möglich! Während man hier nur fröhlich zur Seite wischt, muss beim Italiener um die Ecke zuerst noch die Nummer gewählt werden. Verrückt! Von dieser unglaublich innovativen Partnersuche habe ich bewusst schon immer Abstand genommen. Ich bestelle lieber Pizza, da hab ich mehr davon. Vielleicht nicht ganz so figurfreundlich wie Sex, aber irgendwie menschlicher. Ich möchte nicht, dass fünf Männer in der U-Bahn darüber diskutieren, ob der Smartphonebesitzer bei meinem Bild jetzt nach rechts oder links wischen soll. Aber jedem das Seine!

Während ein Großteil der deutschen Bürger also regelmäßig dem Dating-Wahnsinn nachgeht, gibt es auch einen stetigen Wachstum an Dating-Phobie. Die Angst vor dem ersten Aufeinandertreffen mit dem anderen Geschlecht. Woran das liegt? Ich habe ein bisschen recherchiert und auch in den eigenen Schubladen nach Antworten gesucht. Generell hat sich das Beziehungsleben in den vergangenen Jahren stark verändert. Monogamie scheint für viele mehr und mehr ein Fremdwort zu werden. Diverse Internetplattformen und Apps bieten ausreichend Gelegenheiten, in anderen Gewässern zu fischen. Ein Festmahl an freilaufenden Singles und untreuen Partnern.

So einige mussten hiermit schon Erfahrungen sammeln und lehnen neue Bekanntschaften, aus Angst vor weiteren Enttäuschungen, erst einmal ab. Zieht sich dieser Selbstschutz über mehrere Monate hin, dann kann es tatsächlich passieren, dass man das Daten verlernt. Das sichere Auftreten von früher ist irgendwo auf der Strecke verloren gegangen. Die Panik vor einer Blamage treibt viele dazu, das Treffen kurzfristig abzusagen. Ein Phänomen, von dem ich schon des Öfteren gehört habe und das ich tatsächlich auch irgendwie nachvollziehen kann.

Wenn der Prinz zum Frosch wird

Nicht der einzige Grund, weshalb erste Treffen kurzfristig abgesagt werden. Sind wir mal ehrlich: die meisten Bekanntschaften entstehen heute doch übers Internet. Das erste Date wird per Enter-Taste besiegelt. Oftmals folgt kurz darauf das große Erwachen. Irgendwie ist das Gegenüber doch nicht so vielversprechend, wie es im Chat den Anschein gemacht hat. Und irgendwie sind da auch optisch ein paar Diskrepanzen. „Auf den Fotos sah er irgendwie größer aus!“. Nur eines von so vielen möglichen Szenarien. Ja, das World Wide Web kann in vielerlei Hinsicht nahrhaften Boden für Lügen und Fehlinterpretationen bieten. Der Lebenslauf wird ein wenig gepimpt, schlagfertige Antworten mal eben schnell gegoogelt und das Profilbild durch Facetune gejagt. Dann sitzt man da – im Kino oder im Café – und überlegt, sich wie man aus der Nummer am Schnellsten wieder rauskommt. Der wohl klassischste Auslöser für die Dating-Phobie.

Ist die erste Annäherung zur Abwechslung doch mal erfolgreich, können auch schlabbernde Küsse oder schlechter Sex noch die ausschlaggebende Wende bringen. Und ruckzuck wird der Prinz zum Frosch. Nur selten nimmt das Elend nach solch einem Treffen auch direkt ein Ende. In vielen Fällen fängt es jetzt erst an, kompliziert zu werden. Während man selbst recht schnell herausgefunden hat, dass es nicht so recht passen will, ist das Gegenüber gerne mal anderer Meinung. Zeit mit klaren Worten oder ausbleibenden Nachrichten Herzen zu brechen. Kein schönes Unterfangen!

Aber es muss nicht immer so laufen. Manchmal findet man lediglich keine gemeinsame Basis. Man mag den anderen, kann sich aber eher eine Freundschaft, als eine Beziehung mit ihm vorstellen. Mit den Jahren entwickelt man eben ein Idealbild des perfekten Partners. Eine Checkliste, die beim ersten Date stets am Start ist und gedanklich bei jedem Wort und jeder Bewegung abgehakt wird. Oder eben auch nicht. Man ist festgefahren und lässt sich nur selten auf etwas ein, was auf den ersten Blick nicht mindestens die 70% Hürde überschreitet. Hat man eine Vielzahl solcher Dates hinter sich gebracht, ziehen viele den Schwanz ein. Und so ist es kein Wunder, dass das nächste Date schon vorab von negativen Gedanken beherrscht wird. Wenn es denn überhaupt stattfindet!

Die Angst zu verlieren, statt zu gewinnen

In meinem Fall waren es aber zwei andere Gründe, weshalb ich mich in den vergangenen Jahren nur sehr selten auf ein Date eingelassen habe. Als vielbeschäftigte Frau war es mir oftmals schlichtweg zu anstrengend, mich mit „fremden Männern“ oder Internetbekanntschaften zu treffen. Nach drei langen Beziehungen hat es mich genervt, immer wieder von 0 anzufangen. Man schreibt wochenlang, um dann beim ersten oder zweiten Date festzustellen, dass bei einem von beiden einfach kein Funke überspringen will. Reset-Knopf und wieder von vorne.

Hauptsächlich war für meine Dating-Phobie aber der Freiheitsverlust ausschlaggebend. Ich selbst war immer glücklicher Single! Nach diversen Fehlgriffen habe ich beschlossen, mein eigenes Leben zu führen. Über zwei Jahre habe ich gemacht, wonach mir der Sinn war – ohne Rücksicht auf Verluste. Als Single hat man nichts zu verlieren! Man muss sich nicht absprechen, muss keine Rücksicht geben oder mit einem schlechten Gewissen kämpfen. Zu jedem Zeitpunkt habe ich es geliebt, frei und spontan sein zu können.

Und trotzdem begegnet man Menschen, die einen irgendwie anziehen. Sobald die Sache jedoch ernster wurde, habe ich mich zurückgezogen – aus Angst, mehr zu verlieren als zu gewinnen! Ich hatte mir eine Komfortzone aufgebaut, in der es mir gut ging und in der Diskussionen, Tränen und ständige Kompromisse ein Fremdwort waren. Niemals zuvor hatte ich in zwei Jahren so viel Glück, Spaß und Freude am Leben. Und so hatte ich bei jeder Bekanntschaft von vorne herein die Bedenken, dass ich dieser Luxusgüter beraubt werden könnte. Womöglich wäre das bei keinem davon tatsächlich der Fall gewesen, aber ich wollte es erst gar nicht herausfinden. Zu oft habe ich in Beziehungen festgehangen, in denen Einschränkungen an der Tagesordnung waren. Warum also darauf ankommen lassen, wenn man doch eigentlich ein sehr zufriedenes Leben führt?!

Du siehst, es gibt die unterschiedlichsten Gründe für eine Dating-Phobie. Sicher habe ich hier auch lange nicht alle davon aufgeführt. Ein Geheimrezept gibt es zur Bekämpfung leider auch nicht. Ich für meinen Teil habe beschlossen, auf Treffen mit Internetbekanntschaften zu verzichten und mich dem echten Leben und den zufälligen Begegnungen zu widmen. So macht Kennenlernen nämlich viel mehr Spaß! Man hat keine Erwartungen, sondern lässt sich einfach überraschen. Und manchmal, da muss man einfach über seinen Schatten springen und dem inneren Schweinehund den Mittelfinger entgegen strecken. Dann kann man sogar wirklich noch dazu gewinnen!

Fotos: Diana Debatin

Diana Debatin
Diana Debatinhttps://laviedeboite.com/
Diana Debatin ist eine vielseitige Kolumnistin und erfahrene Trade Marketing Managerin in der Beautybranche. Mit ihrer fundierten Ausbildung als Mediengestalterin für Bild & Ton bringt sie ein tiefes Verständnis für visuelle Ästhetik und audiovisuelle Medien in ihre Arbeit ein. Wohnhaft zwischen Mannheim und Karlsruhe, schöpft sie Inspiration aus der kulturellen Vielfalt dieser Region. Ihre Leidenschaften umfassen Mode, Beauty, Festivals, kulinarische Entdeckungen und Interior Design, Themen, die sie in ihren Kolumnen lebendig und anschaulich zum Ausdruck bringt.

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