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Warum Stille für unser Gehirn so wichtig ist

Die Welt, in der wir leben, ist eine sehr hektische und laute. Auf der Straße tobt der Verkehr, im Fernsehen wirst du durch permanente Werbung zum Kauf eines Produkts animiert und beim Gang in den Supermarkt beschallen dich Musik, klapprige Einkaufswägen und das Gerede anderer Menschen. Einen Ort der Stille zu finden wird immer schwieriger, dabei ist genau das für deine Gesundheit von enormer Bedeutung. Wir zeigen dir, warum.

Deshalb ist es so schwierig, Stille zu finden

Stille versteckt sich nicht, vielmehr sind es die Menschen, die sich vor ihr verstecken. Es bedarf Stärke und Mut, die Rastlosigkeit aufzugeben und sich der Ruhe zu stellen, während alle anderen Menschen in Hektik und Stress ihren Alltag zu bewältigen versuchen. Indem du dich ihnen mit deiner Ruhe entgegenstellst, gibst du ihnen den Rhythmus vor und unternimmst den Versuch, ihre Welt etwas zu „entschleunigen“. Du lädst sie dazu ein, sich auf die wesentlichen Dinge des Lebens zu konzentrieren. Anders zu sein als die meisten Menschen erfordert Selbstvertrauen, deshalb ist es so schwer, Stille zu finden. Die meisten haben Angst vor ihr.

Warum Stille für dein Gehirn so wichtig ist

Es gibt viele verschiedene Gründe, warum du deinem Gehirn auch einmal eine akustische Auszeit gönnen solltest. Neben dem Effekt der plötzlichen Entspannung, die eintritt, wenn es dir gelingt dich voll und ganz der Stille zu widmen, treten noch zahlreiche weitere positive Aspekte auf, die dafür sprechen, regelmäßig einen ruhigen Ort aufzusuchen und abzuschalten.

Stille nimmt Anspannung und lindert Stressgefühle

In deutschen Medien hörst du ständig von Klagen über die Luftverschmutzung durch Kohlenstoffdioxid, doch hast du irgendwann einmal von jemandem gehört, der sich über Luftverschmutzung durch Lärm moniert hat? Vermutlich hast du deshalb noch nichts davon gehört, weil Luftverschmutzung durch Lärm nicht die natürlichen Ressourcen der Erde beeinflusst, sondern „nur“ den Menschen. Nachweislich verursacht Lärm nämlich Stress. Laute Umwelteinflüsse setzen in deinem Gehirn die sogenannte Amygdala in Gang, die wiederum mehr und mehr Stresshormone, das Cortisol, freisetzt. Die Folge sind Stressgefühle, Anspannung und im schlimmsten Fall Krankheiten wie beispielsweise Burnout. Dem gegenüber steht die Stille. Es reichen bereits zwei Minuten Lautlosigkeit am Tag, um deinem Gehirn eine Auszeit zu geben und sich zu entspannen. Und so ganz nebenbei senkt regelmäßige Stille auch noch den Blutdruck.

Regeneration der Sinne

Deine Ohren sind permanent auf Empfang ausgerichtet und das ist ein Problem. Allerdings ist das ein Problem aller Ohren und nicht nur deiner. Sie nehmen rund um die Uhr Geräusche auf, leiten sie an dein Gehirn weiter und dieses stuft die Geräusche dann ein. Nähert sich ein Auto? Schreien die Kinder auf dem Spielplatz vor Freude oder Angst? Diese Vorgänge kannst du nicht bewusst kontrollieren, selbst im Schlaf und mit Ohrstöpseln arbeitet dieses System weiter. Umso erfrischender ist es für deine Ohren und dein Gehirn, wenn du bewusst einen Ort aufsuchst, an dem es absolut still ist. Es wird dir wie eine Erfrischung vorkommen und deine Sinne regenerieren.

Kreativitäts – und Konzentrationssteigernd

Der Mensch ist, wozu ihn die Erfahrung gemacht hat und in manchen Situationen ist es erforderlich auf ebendiese Erfahrung zurückzugreifen, um beispielsweise Lösungsideen für neue Aufgaben zu entwickeln. Das ist allerdings kaum möglich, wenn dein Gehirn ständig von außen stimuliert wird. Erst dann, wenn du an einem Ort der Stille bist, völlig ohne äußere Reize wie Lärm oder Gerüche, kann sich dein Gehirn lossagen und aus dem emotionalen Vollen schöpfen. Dieser dann erreichte Zustand nennt sich auch „Ruhezustandsnetzwerk“ (Default Mode Network) und bezeichnet Hirnregionen, die nur dann arbeiten, wenn du in einer Situation völliger Reizlosigkeit bist. In anderen Worten: Setzt du dich einmal an einen ruhigen, nicht überrannten Platz im Park, an dem Ruhe herrscht, wirst du feststellen, dass dir womöglich Antworten auf Fragen kommen, die du dir schon längere Zeit gestellt hast.

Gehirnzellenwachstum

Der deutsche Schriftsteller Paul Keller schrieb einst: „Der Weg zu allem Großen geht durch die Stille“ und stellte damit eine Behauptung auf, die sich Jahre später bewahrheiten sollte. Gehirnzellen wachsen in der Stille. Ergeben hat das eine Studie aus dem Jahr 2013, die eigentlich einen ganz anderen Unterschied herauskristallisieren wollte. Stattdessen stellte sie fest, dass zwei Stunden Lautlosigkeit am Tag die Hirnregion wachsen lassen, die dafür zuständig ist, dass du Dinge verstehen, lernen und dir merken kannst. Gemeint ist der Hippocampus. In anderen Worten: Stille lässt es nicht nur zu, dass du dich besser konzentrieren kannst, sie macht dich gewissermaßen auch schlau.

Wie die Stille finden?

Es ist kein Hexenwerk Stille zu finden. Nimm dir einfach jeden Tag eine gewisse Zeitspanne, die dein Tagesplan verkraftet. Je mehr, desto besser ist es natürlich für deinen Körper und deinen Geist. Idealerweise liegt diese Zeit in den Morgen- oder Abendstunden, wo nicht sehr viel los ist. Suche dir dann einen Platz, an dem es absolut still ist. Dieser Ort kann dein Balkon sein, wenn er nicht gerade zu einer Hauptstraße hinaus zeigt. Es kann aber auch eine Parkbank sein, ein Plätzchen im Wald oder dein Sofa im Wohnzimmer. Wenn du Sorge hast, deine Ruhe könnte jäh gestört werden, suche einen Ort auf, an dem Ruhe vorgeschrieben ist wie z. B. eine Bibliothek. Welches Plätzchen du dir auch immer suchst, nimm dir die Zeit, jeden Tag ein paar Minuten in völliger Stille zu verbringen und einfach nichts zu tun.

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Foto: Dave and Les Jacobs / Getty Images

AJOURE´ Redaktion
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