Der Geschmackssinn ist einer unserer vielleicht genialsten Sinne. Etwas schmecken zu können ist eine wunderbare Kunst und ein großes Geschenk zugleich. Erinnere dich nur an deine letzte Erkältung. Die Nase war verstopft und die Zunge belegt, egal ob du einen süßen Tee oder eine bittere Medizin geschluckt hast, du hast beides geschmacklich nicht voneinander unterscheiden können.
Dies ist nicht nur ärgerlich, sondern auch sehr irritierend. Wenn du nichts schmecken kannst, wird dir zudem ein großer Teil der Lust am Essen genommen.
Wie entsteht der Geschmackssinn?
Im Mund befinden sich alleine am Zungenrücken und am Gaumen mehr als 10.000 Geschmacksknospen. Diese sind in Papillen gegliedert, die sowohl für das Erkennen der Textur, aber auch für das Schmecken selbst verantwortlich sind.
Die Geschmacksrezeptoren auf der Zunge können die Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig und herzhaft, auch unter dem Begriff umami bekannt, erkennen. Zusammen mit den Geschmacksfühlern, welche die Konsistenz erkennen und mit dem Geruchssinn, ergibt sich bereits ein komplexes Bild. Hinzu kommt weiter die Optik. Auch diese spielt eine große Rolle, ob wir ein Gericht als himmlische Verführung, als ganz okay, oder als nicht schmackhaft einordnen.
Dieses Zusammenspiel wird an das Gehirn weitergeleitet. Manche Geschmacksrichtungen und Aromen verankern sich so fest im Gehirn, dass wir auch in Zukunft starke Assoziationen mit diesem Geschmack verbinden. So kann zum Beispiel der Geschmack von Apfelkuchen sofort ein Gefühl von Geborgenheit auslösen. Der bittere Rosenkohl oder der weiche und salzige Kohleintopf erzeugt jedoch negative Erinnerungen und sofort musst du an die Schulkantine mit ihrem muffigen Geruch denken.
Unser Geschmackssinn ist somit etwas ganz Wunderbares. Ohne diesen Sinn wäre jede Mahlzeit lediglich ein Essen, durch das wir unsere benötigte Energie gewinnen. Da wir aber einen ausgeprägten Geschmackssinn besitzen, können wir genießen, und eine tolle Mahlzeit kann zu einem rauschenden Fest der Sinne werden.
Warum ist der Geschmackssinn so wichtig?
In früheren Zeiten war der Geschmackssinn sogar überlebenswichtig. Die Menschen wussten noch nicht, welche Nahrungsmittel wirklich gut für den Körper sind. Durch den Geschmackssinn konnten giftige Lebensmittel, aber auch verdorbene Speisen erkannt werden. Hier arbeitet der Geschmackssinn als eine Art Frühwarnsystem.
Die unterschiedlichen Geschmacksrichtung lassen bereits gut auf die Beschaffenheit und die Eigenschaften der Lebensmittel schließen. Früher konnten dadurch giftige Nahrung schnell erkannt werden. Nicht genießbare oder gar giftige Lebensmittel präsentieren sich häufig mit einem bitteren Geschmack. Der verführerische umami Ton in Nahrungsmitteln ließ die Menschen wichtige Proteine erkennen. Umami macht Lust auf mehr und so wurde durch diesen Geschmack sichergestellt, dass dem Körper ausreichend Eiweiß zugeführt wurde.
Die sauren Nuancen ließen Menschen früher erkennen, ob die Nahrung bereits verdorben war. Auch noch unreifes Obst und Gemüse konnte durch säuerliche und bittere Aromen erkannt werden. Die Lust auf Salziges bedeutet meist, dass der Körper dringend die enthaltenen Mineralstoffe benötigt. Auf süße Aromen sprechen fast alle Menschen gleich positiv an. Die süße Geschmacksrichtung suggeriert dem Organismus zudem, dass in diesem Lebensmittel viel und schnell verfügbare Energie enthalten ist.
Süß, sauer, salzig, scharf und umami – warum manches Essen so genial schmeckt
Warst du im letzten Urlaub von den simplen Speisen in Thailands Garküchen fasziniert, oder haben dir die köstlichen Dhals in Indien die Sinne geraubt? Warst du fasziniert von den simplen, aber grandiosen Saucen in Mexiko?
Warum schmecken in manchen Ländern so einfache Speisen so herrlich? Das liegt daran, dass die traditionelle Küche dieser Länder stets alle fünf Geschmacksrichtungen in einem Gericht vereinen.
Ein thailändischer Salat oder ein Curry muss immer süße und saure, salzige, scharfe und bittere Komponenten haben. Dies gilt auch für die indische, die mexikanische und auch die orientalische Küche.
Selber kochen leicht gemacht
Du bist nun hinter dieses Geheimnis gekommen. Jetzt ist es nur mehr ein kleiner Schritt, und du kannst auch zu Hause diese tollen Gerichte zaubern. Der reiseverrückte Meisterkoch Alex Wahi, der zudem indische Wurzeln hat, hat genau diese Küche perfektioniert.
In seinem Kochbuch „WAHI – süß, sauer, salzig, scharf“ widmet er sich genau diesem Thema. Lerne auch du, diese ausgewogenen und ausbalancierten Speisen aus aller Welt nachkochen. In diesem Kochbuch findest du genau diese Rezepte. Doch keine Angst, hier warten keine exotischen und fremden Speisen, deren Namen du nicht aussprechen kannst und deren Zutaten du nicht kennst.
Alex Wahi verbindet mit seinen Rezepten die Geheimnisse der Garküchen aus aller Welt, mit den traditionellen und zeitgemäßen Gerichten, die einfach nachzukochen sind. Freue dich auf moderne Rezepte, die garantiert für ein Fest der Sinne stehen.
Kann guter Geschmack erlernt werden?
Wie auch bei stilistischen Fragen, ist auch der Geschmackssinn ein Sinn, der von vielen Elementen geprägt wird. Laut zahlreichen Studien beginnt diese Prägung bereits im Mutterleib. Babys, deren Mütter in der Schwangerschaft viele Bananen, Karotten oder andere Produkte in großen Mengen gegessen hatten, wiesen auch später genau diese spezifischen Vorlieben auf.
Weiter geht es mit der kulinarischen Prägung in der Familie. Wird im Familienkreis täglich frisch gekocht, kommen lediglich natürliche Produkte auf den Tisch, wird sich auch später kaum eine Vorliebe für Fertigprodukte entwickeln. Wer als Kind jedoch immer nur Convenience Produkte isst, der ist auch später auf diese Geschmacksrichtung konditioniert.
So funktioniert dies beinahe mit allen Lebensmitteln. Wird in der Familie stets viel Rosenkohl gegessen, gehören Grapefruits und Leber zu den gängigen Nahrungsmitteln und speist die gesamte Familie liebend gerne Labskaus oder Spinat, so werden diese Speisen auch im späteren Leben in der Regel gerne gegessen.
Kombiniert mit Gefühlen ist diese frühe Prägung immens wichtig. Gerichte, die als Kind als unangenehm empfunden wurden, werden auch dem Erwachsenen später eher weniger gut schmecken. Verbindest du mit einem Gericht jedoch angenehme Erlebnisse, so wird diese Speise immer zu deinen Leibgerichten zählen.
Umgekehrt bedeutet dies aber auch, dass sich der Geschmackssinn auf gewisse Art und Weise trainieren lässt. Vorlieben und auch Abneigungen lassen sich sogar relativ einfach erlernen oder vergessen.
Liebst du auch alles immer immens süß und verwendest du viel zu viel Zucker? Ist dir jeder Tee zu bitter und benötigst du für deine Kuchen immer die doppelte Menge Zucker? Ist für dich die natürliche Süße aus Früchten nicht süß genug? Das kannst du ziemlich einfach in den Griff bekommen und ändern.
Dafür musst du lediglich zwei Wochen auf jeglichen Zucker verzichten. Das ist zwar eine kleine Challenge, aber nach diesen 14 Tagen bist du deinen Jieper auf Zucker ziemlich sicher los.
Nach diesen zwei Wochen nimmst du dir ein Stück Obst, das dir gewöhnlich viel zu wenig süß war. Beiße nun genussvoll in dieses Stück Obst und lasse es dir richtig auf der Zunge zergehen. Du wirst eine wahre Geschmacksexplosion erleben und die geballte Ladung Fruchtzucker wird deine Geschmacksnerven küssen.
Gerichte, die du bis jetzt nicht so gerne gehabt hast, kannst du ebenfalls in vielen Fällen lieben lernen. Hier kannst du mit der Verknüpfung von Emotionen arbeiten. Nehmen wir einfach den von vielen bis ins Alter gehassten Spinat als Beispiel. Bereite dir in Zukunft einen schönen cremigen Spinat aus frischen Spinatpflanzen zu. Verfeinere ihn mit tollen Gewürzen und einem Schuss Kokossahne. Richte den Spinat auf einem tollen Teller an und lass ihn dir in angenehmem Ambiente schmecken. Nachdem du dies einige Male zelebriert hast, wirst du plötzlich eine Vorliebe für diese Gemüsespeise entwickeln. Bei sehr vielen Gerichten, Lebensmitteln und Geschmacksrichtungen hilft diese Verbindung mit positiven Gefühlen und einer besonderen Umgebung.
Auch durch permanentes Probieren kannst du dir eine Vorliebe für ein gewisses Lebensmittel antrainieren. Magst du zum Beispiel Brokkoli so gar nicht gerne, möchtest ihn aber öfters essen, da er so gesund ist? Dann greife immer wieder, konsequent und kontinuierlich zu diesem grünen Gemüse. Bereite dir dazu den Brokkoli immer wieder in den unterschiedlichsten Varianten zu. So kannst du lernen, den gesunden Brokkoli zu lieben. Denke dabei auch immer an eine optisch schöne Präsentation und lass dir den Brokkoli auch immer wieder in gemütlicher Runde mit lieben Freunden schmecken.
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