Minus drei Grad, eisblauer Himmel über Berlin und Weihnachten steht vor der Tür. Was könnte es also an so einem Tag besseres geben, als sich mit Mina Tander, nur einen Tag nach ihrem Geburtstag, zum Kaffee zu verabreden!? Mina, die seit über 20 Jahren aus der deutschen Film- und Fernsehwelt nicht wegzudenken ist, hatte ein arbeitsreiches und erfolgreiches Jahr 2018 und auch für 2019 stehen alle Zeichen auf Erfolg. Wir wollten wissen, was es über die neue Staffel von „Berlin Station“ zu erzählen gibt, worauf Zuschauer sich in den neuen Episoden von „jerks“ gefasst machen dürfen und auch, was es mit dem im März 2019 startenden Kinofilm „Rocca – verändert die Welt“ auf sich hat. Wie sie Weihnachten feiert und ihr Business-Life und die Familienaufgaben unter einen Hut bekommt, verraten wir dir jetzt.
HAPPY BIRTHDAY nachträglich, liebe Mina. Du hast ja gestern erst Geburtstag gehabt und wurdest junge 40 Jahre alt. Hast du schön gefeiert?
Dankeschön. Und ja, ein bisschen gefeiert habe ich auch. Es war sehr schön. Ich mag Geburtstage sehr. Ebenso Weihnachten, denn das sind in meinen Augen Tage, an denen man den Alltag einfach einmal hinter sich lassen darf und an denen es möglich ist, einfach etwas Schönes zu tun und die Zeit mit seiner Familie zu genießen – und ich habe eine sehr große Familie. Ich gönne mir dann auch die Freiheit, einmal nicht auf E-Mails zu antworten oder das Telefon auch mal klingeln zu lassen, ohne rangehen zu müssen. Ich feiere mich also nicht selbst, sondern freue mich über die Zeit, die ich an diesem Tag mit Familie und Freunden verbringen darf.
Also feiert ihr Weihnachten auch im großen Kreis?
Sonst eigentlich ja und die letzten fünf Jahre kamen immer alle zu uns. Aber dieses Jahr fahren mein Mann, meine Tochter und ich an die Nordsee – auf eine einsame Insel, wo nicht einmal Autos fahren. Einfach abschalten und ein paar ruhige Tage verbringen. Ich muss nur noch zusehen, wie ich das Thema „Weihnachtsbaum“ erledigt bekomme, denn meiner Tochter ist ein Baum ziemlich wichtig. Und aktuell habe ich noch keine Ahnung, wie ich das realisiert kriege. Aber mir wird sicherlich etwas einfallen, denn ein paar Tage habe ich noch Zeit.
Am 5.12. startete auf Netflix die dritte Staffel der US-amerikanischen Spionage-Serie „Berlin Station“, in der du wieder eine knallharte Agentin spielst. Was dürfen die Zuschauer bei den neuen Folgen erwarten?
Generell ist es so, dass die politischen Geschehen noch härter als in den anderen beiden Staffeln auf die Agenten der Berlin Station prallen. Diese müssen damit natürlich lernen umzugehen und am Ende des Tages so etwas wie einen dritten Weltkrieg verhindern. Was meine Figur angeht, ist es so, dass die Zuschauer dieses Mal eine andere Seite von mir kennenlernen werden. Eine weiche und verletzliche Seite sozusagen. Allerdings nicht nur – denn ich bleibe eine harte Agentin, zumindest im Beruf.
Die Macher von „Berlin Station“ wollten ja auch, dass du deinen deutschen Akzent beibehältst, während du Englisch sprichst. Was hat diese Tatsache für einen Hintergrund?
In der Tat sollte ich anfangs einen leichten deutschen Akzent haben. Ursprünglich war gar nicht geplant, dass meine Figur so lange dabei sein würde. Als es dann allerdings doch weiter für mich ging, war es dem Sender wichtig, dass mein Akzent so subtil wie möglich ist, denn das amerikanische Publikum kann sich mit einer durchgehenden Figur besser identifizieren, beziehungsweise besser „andocken“. Wenn eine Figur auf einmal auftaucht und einen sehr starken Akzent hat, dann stünde diese zu sehr für sich selbst. Ich kann schon verstehen, dass es bei durchgehenden Rollen immer im Rahmen sein sollte, sodass es sehr verständlich bleibt, allerdings finde ich auch, dass Akzente einen großen Charme haben und mich persönlich lenkt es nicht ab.
Berlin ist immer öfter Schauplatz großer Filme aus aller Welt. Was ist es denn, was deiner Meinung nach Berlin so attraktiv für u.a. amerikanische Serien macht?
Einerseits wegen den finanziellen Zuschüssen, um es mal ganz nüchtern zu sagen. Die neue Staffel haben wir in Ungarn und Umgebung gedreht und ich habe festgestellt, dass das deutsche Team, das für Amerika gearbeitet hat, das beste Team war, mit dem ich je zusammenarbeiten durfte. Die Amerikaner wissen es glaube ich auch zu schätzen, wie gut die Teams hier bei uns sind. Abgesehen von diesen ganzen trockenen Gründen habe ich das Gefühl, dass Berlin einfach sehr interessant ist. Für junge Leute, sowie für ältere, für nationale und internationale Künstler und Filme, aber auch die Mischung aus aktueller und vergangener Geschichte sind Gründe hierfür. Weiterhin hat Berlin dieses „nicht-fertig-sein“ und das interessiert auch sehr viele. Die Kollegen, mit denen ich gedreht habe, lieben Berlin. Sie mochten auch Budapest, aber sie haben unserer Hauptstadt wirklich nachgetrauert. Bei der letzten Staffel waren meine Kollegen ganze sechs Monate am Stück in Berlin und kannten nach kurzer Zeit angesagtere Läden als ich nach 15 Jahren Berlin. Die haben sich irgendwo informiert und wussten einfach alles. Die geheimsten Läden, die besten Bars, die coolsten Locations. Es war unfassbar.
Das Schöne bei der letzten und der kommenden Season ist, dass tatsächlich echte Freundschaften entstanden sind, denn wir arbeiten das dritte Jahr in Folge zusammen und verbringen am Set viel Zeit miteinander. Und Freundschaften wie diese halten auch bis über das Ende einer Serie hinaus und das ist etwas sehr Schönes.
Ist es denn heutzutage, in Zeiten von Netflix, Maxdome und Amazon, eher erstrebenswert in Serien mitzuspielen, als in Filmen?
Serien sind heute anders angesehen als früher. Es ist ja auch so, dass Serien, egal aus welchem Land, innerhalb kürzester Zeit um die Erde gehen, denn sie können überall gestreamt werden. Beispielsweise „Dark“ oder „You Are Wanted“. Auf der einen Seite haben wir also diese hilfreichen Streamingdienste, die besonders für Serien trumpfen können, aber auf der anderen Seite ist es auch so, dass es schon etwas anderes ist, ob man eine Serie oder einen Film dreht. Zumindest, was die Presse angeht, denn ich habe das Gefühl, dass die klassische Presse und Printmedien erst dann auf den Zug der Serie aufspringen, wenn diese bereits super erfolgreich ist. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber diese sind selten. Meine absolute Lieblingsserie läuft auf Amazon und heißt „The Affair“. Ich liebe diese Serie! Die beiden Hauptdarsteller Dominik West und Ruth Wilson, die in Großbritannien und den USA super erfolgreich sind, habe ich persönlich noch nie in einer deutschen Zeitschrift gesehen und das, obwohl auch diese Serie unglaublich erfolgreich ist. Hier fiel mir dann auf, dass es in Deutschland eine gewisse Diskrepanz zwischen medialer Präsenz über Presse und medialer Präsenz im Fernsehen gibt. In den USA zu Beispiel ist das wieder anders. Hier gibt es Serienstars, die komplett durch die Decke schießen.
Deutschland schämt sich fremd und liebt es. Die Rede ist von der Maxdome-Erfolgsserie „jerks“, die in Zusammenarbeit mit Pro7 produziert wurde. Hier zeigen sie die Abgründe der beiden Freunde Fahri Yardim und Christian Ulmen, die sich ständig in peinliche Situationen bringen. Du hattest hier ebenfalls Gastauftritte und die neue Staffel ist bereits fertig eingedreht. Wirst du öfters zu sehen sein oder bleibt es bei Gastauftritten?
Ein bisschen mehr bin ich tatsächlich zu sehen, aber insgesamt doch relativ wenig. Ich habe Christian auch gesagt, dass er mir bitte für das nächste Mal etwas Absurdes für die Rolle schreiben soll, denn meine ist absichtlich immer etwas verkrampft und spießig. Sie findet es ganz schlimm, dass ihr Mann ihr fremdgegangen ist und dann direkt mit Andreas Bourani zusammengekommen ist. Sie schwingt einfach immer die Moralkeule.
Was würdest du sagen, ist es, dass die Leute so an „jerks“ fesselt? Ist es diese peinliche Berührtheit, die einen nicht wegschauen lässt? Immerhin ist es auf Maxdome die erfolgreichste deutsche Serie ever.
Ich glaube, der erste Grund könnte sein, dass die beiden (Yardim und Christian) sich so zum Idioten machen und dies sehr sympathisch rüberkommt. Alles, was in der Serie behandelt wird, hat einen wahren Kern und berührt die Leute unangenehm, was man lieber unter der Decke lassen würde. Und dies wird dann überspitzt. Das macht es grotesk und man fühlt sich ertappt. Diese Kombination funktioniert einfach und ich finde Christian wirklich genial, denn er hat etwas genommen, was es faktisch gibt und hat dies einfach auf die Spitze getrieben.
Am 21. März 2019 startet der Film „Rocca – verändert die Welt“. Hauptdarstellerin ist die kleine Luna Maxeiner, die eine Elfjährige spielt. Du bist auch mit dabei. Was kannst du uns über deine Rolle erzählen? Und worum geht’s in dem Film?
Es ist eigentlich eine moderne Pippi Langstrumpf-Geschichte. Dieses Mädchen hat besondere Fähigkeiten. Nicht wie bei Pippi, die sehr stark war, aber sie kann zum Beispiel mit Situationen umgehen, die außergewöhnlich sind. Ihr Vater ist Astronaut und auf der Raumstation selbst hat sie ein Astronautentraining absolviert und kann dadurch Dinge, die die meisten Erwachsenen nicht können. Daher kommt auch der Name für den Film „Rocca – verändert die Welt“. Ich spiele hier eine Lehrerin, die ein Vertrauensverhältnis zu Rocca aufbaut. Aber viel mehr darf ich noch nicht erzählen.
Wie schaffst du den Spagat zwischen all den Drehs und der Familie?
Das geht gut, da mein Mann und ich beide noch Mütter haben, die uns extrem helfen. Ohne diese beiden könnten wir das nicht so machen. Manchmal ist es kompliziert, aber am Ende des Tages finden wir immer eine gute Lösung, mit der alle zufrieden sind. Ich nehme mir aber tatsächlich sehr viel Zeit für mein Kind, auch wenn es auf dem Papier immer so aussieht, als wäre ich ständig weg. Ich bin ehrlich gesagt sehr viel bei ihr und das ist für mich auch die absolute Priorität.
Was steht denn 2019 auf deiner Lebens-To-do?
Es wird ähnlich wie 2018, denke ich. Ich bin dieses Jahr viel gereist. Ich habe mich aber auch etwas um eine meiner besten Freundinnen kümmern müssen, die zurecht etwas sauer auf mich war, da ich etwas verbockt hatte und selbst merkte, dass es so nicht weitergeht. Aber das habe ich alles wieder hingebogen. Ich möchte im nächsten Jahr etwas weniger planen und mehr spontan machen, was mit Kind immer etwas schwierig ist, aber wir werden es versuchen. Mütter wissen, was ich meine. Du bist mit Kind, Job und Ehemann einfach die ganze Zeit am Mitdenken und am Planen und du hast diesen Mastermind der Familie. Das ist vielleicht ein Frauending, habe ich so das Gefühl, Männer sehen manches meist doch lockerer. Ende des Jahres möchte ich dann noch nach Argentinien, um meine Stiefschwester besuchen. Dort bin ich noch nie gewesen und darauf freue ich mich sehr.
Liebe Mina, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Wir wünschen dir schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Fotos: Jeanne Degraa