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Jeanette Biedermann: „Es war eine Frage der Zeit, bis auch dieses Thema musikalisch aus mir herauswollte“

Vor drei Jahren legte Jeanette den Grundstein zum neuen Album „DNA“, denn so lange ist es bereits her, dass sie den ersten Song dafür schrieb. Eine ganze Weile hat sie keine Musik mehr gemacht, um sich dann aber mit Pauken und Trompeten frisch erwachsen emporzuheben. Besonders ein Song auf ihrem Album hat eine sehr besondere Bedeutung für sie, denn Jeanette verarbeitet mit der Musik einfach alles, was ihr passiert – und ihr passiert vieles. So war sie gerade bei „Sing meinen Song“ und auch ihre nächste Tour steht vor der Tür.

Vor einigen Jahren noch wäre Jeanette ständig über ihre Grenzen gegangen, um allem gerecht zu werden, heute aber ist eines der wichtigsten Dinge in ihrem Leben ihre Lebenserfahrung, die sie in den weniger guten oder sehr stressigen Zeiten beschützt. Auf was ihre Fans sich freuen können, wie sie mit der vielen Arbeit umgeht und was hinter dem Song „Deine Geschichten“ steckt, hat sie uns im Interview erzählt.

Dein DNA Solo-Album ist gerade erschienen. Was geht in dir vor? Wieviel Arbeit steckt im Album und wie ist es dir von der ersten Idee bis zur fertigen Produktion so ergangen?

Ich habe vor knapp drei Jahren das erste Lied für das Album „DNA“ geschrieben. Meine Band „Ewig“, mit der ich die letzten 8 Jahre unterwegs war, liegt im Moment auf Eis, da Christian in unserer gemeinsamen Band-Geschichte zweifacher Vater geworden ist und sich im Moment ausschließlich seiner Kinder widmen möchte. Ich verstehe das sehr gut, dennoch war es erstmal ein tiefes Loch, in das sowohl ich als auch Jörg gefallen ist. Wir haben erstmal keine Musik mehr gemacht. Irgendwann wusste ich, wenn ich will, dass es musikalisch weitergeht, muss es aus mir heraus geschehen. Ich bin also musikalisch daraus wieder neu erwachsen. Der erste Song, den ich fürs Album geschrieben habe, heißt „Solotrip“. Dieser Song hat bei mir wirklich einen Knoten platzen lassen und alles prasselte aus mir raus. Und von diesem Moment an hat mich Jörg großartig bei diesem Album unterstützt und mir so viel Input gegeben. Er hat alle Gitarren-Arrangements gemacht, alle Gitarren gespielt, wir haben wunderbare Songs zusammen geschrieben, unter anderem „Deine Geschichten“ und er hat gemeinsam mit Jules Kalmbacher, Jens Schneider und Daniel Flamm tolle Produktionen gemacht. Es war eine lange Reise bis hierher.

Das Album ist sehr privat und geht einem unter die Haut, gerade beim Song „Deine Geschichten“, der über deinen Vater handelt. Wir wissen, dass du sehr schwer mit seinem Tod zu kämpfen hattest. Was kannst du uns dazu erzählen?

Ich verarbeite durch Musik viele Dinge. Es war also eine Frage der Zeit, bis auch dieses Thema musikalisch aus mir herauswollte. Ich habe mich irgendwann gefragt, was mir seit seinem Tod am allermeisten fehlt. Und das sind ganz einfach seine Geschichten. Ich wollte meiner Familie und mir mit diesem Song wieder ein bisschen Hoffnung schenken, dass wir mit einem Lächeln an ihn und seine Geschichten denken können. Wir müssen die Geschichten unserer Liebsten weitererzählen, damit sie am Leben bleiben. So ist es mit unserer Geschichte an sich: sie muss erzählt werden, damit sie lebendig bleibt.

Wir sehen dich aktuell in der Sendung „Sing meinen Song“, in der deine Musiker-Kollegen auch alte und neue Lieder von dir singen. Was ist das für ein Gefühl für dich?

Ich war tatsächlich für einen kurzen Moment sehr erstaunt, wieviel Zeit doch schon vergangen ist. Und wieviel ich gemeinsam mit meinen Leuten erlebt habe! Es war eine wunderbare Zeitreise, die mich hier in die Gegenwart zu meinem neuen Album „DNA“ geführt hat. Das war eine ganz besondere Zeit! Meine Kollegen von Sing meinen Song haben mir auch viel Kraft gegeben, um selbstbewusst auftreten zu können. Es ist schön, sich mit Kollegen auszutauschen. Denn viele Dinge empfindet man ähnlich und fühlt sich somit hier und da nicht so allein mit so mancher Erfahrung und Empfindung.

Vor zehn Jahren hattest du einen großen Tiefpunkt, sowohl künstlerisch als auch körperlich bist du extrem an deine Grenzen gegangen. Nun bist du gerade bei „Sing meinen Song“, kommst mit deinem neuen Album, das sicherlich jede Menge Zeit und Arbeit gekostet hat und gehst im Januar auf Tour. Hast du aus dem damaligen Trubel ein Fazit gezogen, damit dir so etwas nicht mehr passiert?

Ich achte mehr auf mich! Nehme mir meine Pausen und gehe nicht ständig über mein absolutes Limit. Das habe ich früher anders gemacht. Aber heute weiß ich es besser. Die Natur hat es so eingerichtet: Wir müssen immer wieder unsere Kräfte aufladen, weil sie auch immer wieder verschwinden. Insofern muss man diese Art „Kräfte-Sterblichkeit“ akzeptieren:)

Vor 10-15 Jahren war der Social-Media-Hype noch nicht absehbar und man hatte bestimmt mehr Privatsphäre als heute. Heute wird jeder überall schnell gefilmt, oder man filmt sich selbst, um Präsenz zu zeigen. Wie gehst du damit um?

Für mich als Musikerin ist es wunderbar, einen so engen Kontakt mit meiner Community zu halten. Das ist der einzige Grund, aus dem ich in den sozialen Netzwerken bin. Um meinen Leuten nah zu sein, um ihnen Informationen und Nachrichten übermitteln zu können. Insofern mache ich es gerne für sie, aber am Ende natürlich auch für mich, da ich mich sehr über all die wunderbaren Kommentare und Feedbacks meiner Leute freue. Sie geben mir immer wieder Kraft!

Jeanette  Biedermann im Interview

Nach so vielen Jahren im Business kannst du unseren jungen Lesern Tipps geben, auf was man immer achten sollte, damit man nicht tief in ein Loch fällt?

Ich glaube wichtig ist, dankbar zu sein für das, was man hat. Und diese Dankbarkeit nie zu vergessen. Aber das Wichtigste ist: immer tief in sich reinzuhören, ob das, was man tut, einem guttut.

Was würdest du sagen, was der Unterschied zwischen der Jeanette vor 10-15 Jahren und der Jeanette heute ist?

Lebenserfahrung!

Dir ist es besonders wichtig, ehrlich und authentisch zu sein und trägst deshalb kein oder kaum Make-up. Welchen Hintergrund hat dein Denken?

Ich bin einfach echt! Und möchte mich auch so zeigen. Das heißt aber nicht, dass ich nicht hier und da auch mal geschminkt bin. Aber es ist eben für mich in der Öffentlichkeit kein Dogma. Ich lasse einfach den Moment den Moment sein, und mich in diesem Moment so sein, wie ich nun mal in diesem Moment bin. Ich glaube, entscheidend ist, sich wohl zu fühlen und zu verstehen, dass andere Menschen das spüren und sehen wollen, und nicht vor eine Mauer gestellt werden wollen, die aus irgendeinem Image besteht. Diese Ehrlichkeit bedarf natürlich eines großen Mutes. Den habe ich mit 20 auch noch nicht besessen, sondern dieses Selbstbewusstsein kommt im Laufe der Zeit. Ich kann nur allen jungen Mädchen da draußen raten, traut euch, echt zu sein, traut euch, ehrlich zu sein! Denn das ist es, worauf es ankommt. Die Menschen, um die es sich lohnt, wollen genau nur das sehen und nichts anderes.

Ab 20. Januar tourst du durch 13 deutsche Städte und Wien. Was ist es für ein Gefühl, nach so vielen Jahren wieder auf so eine große Tour zu gehen?

Ich freue mich wahnsinnig! Und platze bald vor Energie dafür! Ich freu mich so, gemeinsam mit meinen Leuten Musik zu machen und in eine gemeinsame Atmosphäre abzutauchen. Es wird so ein bisschen wie eine kleine Zeitreise. Denn ich werde natürlich auch alte Jeanette-Songs spielen, in einem neuen Gewand, so wie ich sie heute empfinde. Aber die Geschichten bleiben die alten. Ich werde Ewig-Songs spielen und natürlich die ganz neuen. Ich habe zum Teil Leute, die seit der ersten Stunde dabei sind, die jede Platte haben und alles erlebt haben. Ich habe Leute, die mir Nachrichten schreiben und sagen, du warst der Soundtrack zur Geburt meines Kindes oder meiner Hochzeit. Es sind so viele neue Leute dazugekommen, die direkt einen Einblick in die ganze Geschichte bekommen. Ich freu mich so sehr alle zu sehen… Das wird wunderbar!

Du bist in deinem Business ja ein „alter Hase“ und hast sicherlich schon vieles erlebt. Doch wann war das letzte Mal, dass du etwas zum ersten Mal erlebt hast?

Das ist eine wundervolle Frage! Eben diese stelle ich in meinem Song „Dumme Gedanken“ auch… Da muss ich drüber nachdenken und verrate die Antwort dann auf meiner Tour 🙂

 

Fotos: Helen Sobiralski

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AJOURE´ Redaktion
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