Nach einem Jahrzehnt auf dem Markt hat sich die E-Zigarette fest in der öffentlichen Wahrnehmung verankert. Regelmäßig wird das Dampfen auch in den Massenmedien thematisiert. Die Berichterstattung variiert jedoch stark je nach Quelle und führt oft zu Verwirrung. Doch stellt sich die Frage: Ist die E-Zigarette lediglich ein vorübergehender Trend oder entwickelt sie sich zu einem langfristigen Lebensstil?
Die Geschichte und Motivation hinter E-Zigaretten
Herbert A. Gilbert entwarf 1963 den ersten Prototyp einer elektronischen Zigarette. Dieses Gerät erzeugte Nikotindampf, ohne Tabak zu verbrennen, fand jedoch nie den Weg auf den Markt und blieb weitgehend unbekannt.
Erst viele Jahrzehnte später, im Jahr 2003, kam es zu einem Wendepunkt in der Geschichte der E-Zigaretten. Hon Lik, ein chinesischer Geschäftsmann und Raucher, der den Tod seines Vaters durch Lungenkrebs erlebt hatte, entwickelte die moderne E-Zigarette. Seine Erfindung, gedacht als sicherere Rauchalternative, gewann schnell an Beliebtheit und verbreitete sich zügig in Asien und Europa. In den Jahren darauf wurden die Technologie und das Angebot an E-Zigaretten-Produkten stetig erweitert und verbessert.
Wie der Blick auf die Fakten zur E-Zigarette zeigt, steht das Thema Harm Reduction, also die geringere Schädlichkeit im Vergleich zur herkömmlichen Tabakzigarette, auch heute im Vordergrund.
Dampfen vs. Rauchen – das sind die grundlegenden Unterschiede
Beim herkömmlichen Rauchen wird Tabak verbrannt. Dabei entsteht Rauch, der über 4.800 verschiedene Chemikalien enthält, darunter gesundheitsschädliche Stoffe wie Blausäure, Formaldehyd und Kohlenmonoxid. Im Gegensatz dazu findet beim Dampfen keine Verbrennung von Stoffen statt. Es wird lediglich eine Flüssigkeit im Verdampfer erhitzt. Diese Flüssigkeit ist gemeinhin als Liquid bekannt. Der Dampf besteht hauptsächlich aus Nikotin, Aromastoffen, Glycerin und Wasser.
Trotz der Anerkennung des Dampfens als weniger schädliche Alternative zum Rauchen weisen wissenschaftliche Studien darauf hin, dass auch diese Methode gesundheitliche Risiken birgt. Im Vergleich zum Rauchen von Zigaretten ist die Schadstoffbelastung jedoch deutlich geringer.
Die wachsende Nutzerbasis schafft neuen Lebensstil
In Deutschland greifen derzeit etwa 2 Millionen Menschen regelmäßig zur E-Zigarette, wobei die meisten davon frühere Raucher sind. Eine Untersuchung von Prof. Peter Hajek vom Londoner Wolfson Institute of Preventive Medicine aus dem Jahr 2019 belegt, dass Dampfen eine effektivere Methode zur Raucherentwöhnung darstellt als beispielsweise Nikotinpflaster. Dies wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass das Dampfen die Haptik, das soziale Verhalten und die Routine des Rauchens imitiert. Diese Ergebnisse wurden durch eine neuere Studie der Queen Mary University bestätigt. Die Möglichkeit, über E-Zigarettenliquids die Nikotinzufuhr schrittweise zu verringern, unterstützt zusätzlich den Entwöhnungsprozess.
Für viele Nutzer ist die E-Zigarette mehr als nur ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand; sie ist zu einem Lifestyle geworden. Es hat sich eine lebendige und engagierte Dampfer-Community entwickelt, die regelmäßig Veranstaltungen wie die Dampfermesse Hall of Vape in Stuttgart besucht.
Diese Tipps vereinfachen den Umstieg
Beim ersten Zug an einer E-Zigarette fällt vielen Nutzern sofort der Unterschied zu einer herkömmlichen Zigarette auf. E-Zigaretten erfordern ein langsames, gleichmäßiges Inhalieren. Schnelles, kräftiges Ziehen wie bei Tabakzigaretten führt in der Regel zu einem unangenehmen Geschmack.
Das Beibehalten bekannter Gewohnheiten kann den Wechsel zum Dampfen vereinfachen. Eine übliche Raucherpause kann problemlos mit einer Dampfpause getauscht werden, und auch die gewohnte Zigarette zum Kaffee oder nach dem Essen lässt sich leicht durch ein paar Züge aus der E-Zigarette ersetzen.
Ein weiterer Vorzug des Dampfens ist die breite Palette an verfügbaren Geschmacksrichtungen. Sollte ein Liquid nicht zusagen, kann einfach zu einem anderen Geschmack gewechselt werden. Viele erfahrene Dampfer halten sogar zwei E-Zigaretten bereit, um je nach Tageszeit zwischen verschiedenen Aromen wie Kaffee am Morgen und einem süßeren Liquid am Nachmittag zu wechseln.
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