Die eineiigen Zwillingsschwestern Sandra und Anja Umann, führen das Berliner Modelabel Umasan. Ihre Kreationen sind so bekannt, weil es sich um das erste vegane High Fashion Label handelt. Umasan steht für ausgefallene Schnitte und Materialien der besonderen Art. Wer in ein Teil der Designerinnen investiert, dem wird ein hoher Tragekomfort garantiert. Die Sachen fühlen sich auf der Haut extrem gut an und das Design ist für jeden etwas, der auf der Suche nach Individualität ist und trotzdem täglich Tragbares möchte.
Vegane Mode aus der Hauptstadt
Nicht nur die Mode von Umasan ist besonders, auch die Gründerinnen sind ganz einzigartige Persönlichkeiten.
Während Anja Umann Modedesign studierte und als erfolgreiche Designerin in der High End Fashion- Branche u. a. für Strenesse, Wunderkind und am prägendsten für Yamamoto in Paris und Tokyo arbeitete – entschied sich Sandra Umann ihrer Passion für bildende Kunst und visuelle Medien auf einem anderen Weg zu folgen. Sie war Profi-Photographin und Creative Director für viele, zukunftsweisende globale Projekte.
Die Marke UMASAN ist viel mehr als Fashion, sie ist die Weltanschauung der Zwillinge: Ihr Ausdruck von Ästhetik, Nachhaltigkeit, veganer Lebensform und Achtsamkeit.
Wir hatten die Möglichkeit mit Sandra Umann, in ihrem Store zu sprechen. Der Store befindet sich in der Linienstraße im Herzen Berlins. Im Laden wurde ebenfalls mit Materialien aus der Natur gearbeitet und nachdem wir uns die Kleidung angesehen haben, nehmen wir an einem massiven Holztisch Platz. Die Tür geht auf und vor uns steht eine zierliche, fast elfengleiche Frau: Sandra Umann. Ihr Wesen erfüllt den gesamten Raum mit Ruhe und Ausgeglichenheit. Wir sind sofort fasziniert und angesteckt von ihrer Aura. Als wir mit dem Interview beginnen und sie auf die erste Frage antwortet leuchten ihre Augen hell auf. Sandra spricht mit voller Leidenschaft und von ganzem Herzen von ihrer Arbeit und ihrem Leben.
AJOURE im Interview mit UMASAN
Liebe Sandra, danke für deine Zeit. Wir freuen uns sehr, dich heute treffen zu können. Sag mal, wieso habt ihr euch eigentlich für Mode entschieden?
Gute Frage. Ich glaube es ist eine Leidenschaft, die sich irgendwann entwickelt hat. Wir haben in jungen Jahren im stillen Kämmerchen bereits unsere eigenen Sachen angefertigt. Bis zu dem Zeitpunkt als meine Schwester sich dafür entschieden hat, tatsächlich Modedesign zu studieren. Ich wiederum habe mich der Photography gewidmet. Erst später als Anja dann etwas Eigenes gegründet hat, bin ich da mit reingerutscht.
Deine Schwester Anja hat für Yohij Yamamoto gearbeitet. Die japanische Schnittführung ist auch bei Umasan deutlich zu erkennen. Was ist der Grundgedanke hinter eurem Label?
Ja genau. Die japanische Schnittführung kommt aus der Tradition des Kampfsports und dadurch lässt die Kleidung einfach mehr Bewegungsfreiheit zu. Das italienische Schnittsystem ist dagegen ja eher slim, sehr gefitted und lässt nur wenig Komfort zu. Das ist bei der japanische Schnittführung eben anders. Auch von der Ästhetik her ist bei uns sehr viel aus dem Japanischen zu sehen, weil uns das schon immer fasziniert hat. Dazu kommen noch die Materialien, welche vegan sind. Das heißt alles ist sehr hautfreundlich und nachhaltig. Wir arbeiten ausschließlich mit Pflanzenfasern, zum Beispiel Eukalyptus oder Buchenholz. Der nachhaltigste Stoff ist Tencel. Dieser Stoff ist wesentlich zukunftsweisender in der Produktion und funktionaler als ökologische Baumwolle.
Eure Kollektionen bestehen meist aus Stücken in den Farben schwarz oder grau. Wie kommt das? Hat das etwas mit der Verwendung der veganen Stoffe zu tun?
Nein, mit dem Stoff hat das gar nichts zu tun. Die Wahl der Farben hängt mit unserer Einstellung und Philosophie zusammen. Im Fokus stehen Zeitlosigkeit und Entschleunigung. Wir möchten Produkte schaffen, die trendunabhängig und zurückhaltend sind. Der Fokus liegt eher auf der Form und Silhouette. Unsere Stücke sollen mit Allem kombinierbar sein.
Vegan zu leben ist momentan aber schon ein Trend. Wieso fertigt ihr gerade vegane Mode an?
Ja das stimmt. Als wir gestartet sind war vegan zu leben allerdings noch nicht im Trend. Da wurden wir tatsächlich noch als Exoten belächelt. Die Idee zur veganen Mode entstand aus dem eigenen Lifestyle heraus. Wir leben seit circa acht Jahren vegan und haben speziell in der Mode einen Mangel an veganer Ware festgestellt. Auch eine gewisse Form von Ignoranz, hingegen einer allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung, hat die Modebranche vorzuweisen.
Im Juli startet hier in Berlin erneut die Mercedes Benz Fashion Week. Wie sehen eure Tage kurz vor dem Start aus?
Ohja da haben wir viel Stress. Obwohl man uns ja nachsagt, dass wir extrem gelassen wirken. Dennoch ist es ein wahnsinniges Pensum an Arbeit, welches zu bewältigen ist. Man muss ja auch bedenken, wir sind als Start Up noch ein kleines Team und das heißt für jeden Einzelnen anpacken, lange Tage und extrem viel Arbeit. Uns ist es aber wichtig, dass bei all dem Stress der Spaß auf keinen Fall verloren geht.
Eure letzte Show war sehr emotional und fesselnd. Dürfen wir uns darauf wieder freuen?
Es wird auf jeden Fall wieder etwas ganz Besonderes. Wir sind schon mitten in den Vorbereitungen. Es wird aber anders als im Januar, also nicht wieder mit Tänzern, aber eine Performance wird es trotzdem geben. Seid gespannt…
Wir freuen uns schon sehr auf eure Show. Sandra, wenn du rückblickend darüber nachdenkst: Würdet ihr alles nochmal genauso machen?
Ja, würden wir. Wir haben in der Vergangenheit sicherlich einige Fehler gemacht.
Aus jedem einzelnen Fehler lernt man und nur so ergibt sich der persönliche Weg.
Rückblickend muss ich sagen: Wäre das Eine nicht gewesen, dann wäre etwas Anderes nicht gekommen. Von daher bin ich sehr dankbar für jeden Schritt den wir gemacht haben. Wichtig ist, dass man immer mal wieder reflektiert und schaut wie man weiter voran kommt und was man gelernt hat. Wir sind sehr zufrieden.
Welche Tipps könnt ihr Nachwuchsdesignern geben?
Ich glaube das Wichtigste ist, dass man nicht nur kreativ ist. Modedesigner zu sein, bedeutet eben nicht nur Künstler zu sein. Leider lernen das die Meisten nicht im Studium. Die Kreativität ist eigentlich nur ein geringer Teil der Arbeit. Man muss die Wirtschaftlichkeit beherrschen, mit Zahlen umgehen und allumfassend denken. Es ist wichtig nicht nur an die Fertigstellung der Kollektion, sondern auch Weiter zu denken. Wie kann ich mein Label marktfähig machen, um auch langfristig die Kunden zu erreichen. Man designt ja nicht für sich alleine, sondern man möchte natürlich auch, dass es Andere tragen und eine Botschaft damit weiter geben.
Jetzt hast du bereits erwähnt, dass man als Designer eine bestimmte Botschaft vermitteln möchte. Welche drei Worte fallen dir spontan ein, wenn du an Umasan denkst?
Innovativ, nachhaltig und individuell. Individuell bezieht sich sowohl auf uns und die Kollektion, als auch auf unseren Träger, also unsere Zielgruppe.
Ihr habt vor kurzem einen weiteren Store in der neuen Concept Mall Bikini Berlin eröffnet. Wollt ihr noch größer werden in Zukunft?
Natürlich, wir wollen größer werden und für eine größere Masse erreichbar sein. Internationalisierung spielt bei uns eine große Rolle. Wir sind jetzt schon nicht mehr nur am deutschen Markt vertreten, sondern auch über die Grenzen hinaus. Beispielsweise in Italien, Amerika und Asien haben wir Vertriebspartner und auch dort möchten wir mit eigenen Stores voran gehen.
Ihr seid eineiige Zwillngsschwestern, also Hand aufs Herz. Seid ihr immer einer Meinung?
Nein sind wir nicht. Aber zwei Dinge sind entscheidend: Erstens gibt es dieses blinde Verständnis. Wir verstehen einander ohne Worte. Und Zweitens, wenn man Konflikte hat, dann werden diese auf einer anderen Ebene gelöst. Das sind kurze Auseinandersetzungen bei denen niemand nachtragend ist, sondern es ist nach wenigen Minuten klar, dass einfach alles wieder in Ordnung ist. Jeder hat seine eigene Meinung und das ist auch völlig okay.
Ihr ergänzt euch wahrscheinlich auch großartig, oder?
Unglaublich, ja! Wir ergänzen uns perfekt und auf der anderen Seite, weiß man aber auch, dass man die Andere zu hundert Prozent ersetzen kann. Es ist unwahrscheinlich wichtig, wenn man solch ein Projekt startet, dass ein hohes Maß an Zuverlässigkeit vorhanden ist.
Die Umann Schwestern: Großartige Frauen die nicht einfach Mode machen. Nein, viel mehr geben sie uns ein Stück ihrer Weltanschauung preis und erlauben uns etwas ihrer Persönlichkeit zu spüren.
Wenn herausragende Persönlichkeiten die eigene Mode entwerfen, dann entsteht so etwas Besonderes wie Umasan.
Die Individualität und die Klarheit mit der Anja und Sandra durch die Welt gehen, spiegelt sich auch in ihrer Mode wieder. Wer mit solch einem hohen Maß an Leidenschaft und Liebe eine Sache tut, kann eben Großes erreichen. Für uns war es so großartig, diese Emotionen hautnah erleben zu dürfen und einen Teil dieser Atmosphäre mitnehmen zu können. Wir freuen uns schon darauf, die Schwestern und ihre eindrucksvolle Couture, spätestens bei der Fashion Week wiederzusehen.
AJOURE wünscht Sandra, Anja und ihrem Label Umasan weiterhin soviel Erfolg für die Zukunft!
Fotos: Tobias Bojko