Seit dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd bei seiner Festnahme in Minneapolis ist das Thema Rassismus im Alltag zu einem zentralen Fokus am Ort des Geschehens und in der ganzen Welt geworden. Die Polizei wollte George Floyd wegen eines angeblich gefälschten 20 Dollar Scheins verhaften. Doch nachdem ein Beamter über acht Minuten lang auf seinem Nacken kniete, verstarb der Familienvater.
Der Fall ging international durch die Medien und ganz sicher ist auch an dir nicht vorbei gegangen, dass der Fall George Floyd kein Einzelfall war. Viel mehr war er die Spitze eines seit Jahrhunderten bestehenden Eisbergs aus Rassismus und kategorischer Benachteiligung andersfarbiger Menschen in den USA. Und auch wenn wir nicht die USA sind, sollte jetzt niemand wegschauen. Ein guter Weg, wie du selbst Teil der Lösung werden kannst, ist Bildung. Damit du mehr über die Geschichte der Afroamerikaner und ihrer Probleme lernen kannst und dir so eine bessere Meinung zu den aktuellen Geschehnissen bilden kannst, haben wir für dich zehn Filme und Serien herausgesucht, die das Thema Rassismus aufgreifen.
Der 13.
Diese Emmy-gekrönte Dokumentation aus dem Jahr 2016 behandelt den 13. Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung. Mit diesem Artikel wurde die Sklaverei im Jahr 1865 in den Vereinigten Staaten offiziell abgeschafft, doch alte Denkmuster blieben weiterhin erhalten. Diese bewegende Dokumentation über die Geschichte des Rassismus in den USA beschäftigt sich besonders mit dem amerikanischen Gefängnissystem, in dem sich bis heute überproportional viele Afroamerikaner inhaftiert sehen. Der Film ist auf Netflix verfügbar.
Malcolm X
Ebenfalls auf Netflix ist die Dokumentation Malcolm X zu finden, die sich mit dem Leben und Schaffen des gleichnamigen amerikanischen Bürgerrechtlers auseinandersetzt. Der Vater von Malcolm wird bereits in jungen Jahren von Mitgliedern des rassistischen Ku-Klux-Klans ermordet. Malcolm verfällt der Kriminalität bis er sich schließlich dem Islam zuwendet und beginnt, nach einer Pilgerfahrt für die Gleichberechtigung aller Menschen einzutreten. Im Jahr 1965 wird auch Malcolm X Opfer eines Mordanschlags, jedoch nicht, ohne vorher in die amerikanische Bürgerrechtsgeschichte eingegangen zu sein.
Mudbound
Der Film „Mudbound“ beschäftigt sich mit dem Rassismus in den USA nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Dabei dreht sich die Handlung um die weiße Familie McAllan und die schwarze Familie Jackson, die beide in prekären Verhältnissen von der Landwirtschaft leben. Nach dem zweiten Weltkrieg kehren die Männer der beiden Haushalte zurück und beginnen sich anzufreunden. Eine Freundschaft zwischen einem weißen und einem Afroamerikaner ist zu dieser Zeit nicht gern gesehen und so erfahren sie gemeinsam das doppelte Maß, mit dem die Gesellschaft zu dieser Zeit misst. Dee Rees und Virgil Williams schrieben gemeinsam das Screenplay für diesen Film. Er wurde für den Oscar in den Kategorien Bester Filmsong, Beste Kamera und Beste Nebendarstellerin nominiert.
Seven Seconds
Diese Serie trifft den Nerv der aktuellen Zeit vielleicht sogar etwas zu gut, denn sie wurde nach der ersten Staffel bereits nicht mehr fortgeführt. Die Handlung von „Seven Seconds“ dreht sich um einen Polizisten in der Stadt Jersey City, der gemeinsam mit seinen Kollegen versucht, den Tod eines afroamerikanischen Jungen zu verschleiern. Dabei bekommst du nicht nur einen Einblick in die Maschinerie des amerikanischen Justizsystems, sonst erfährst auch das Leid der Mutter des Jungen hautnah. Du findest die Serie „Seven Seconds“ auf Netflix.
TIME: The Kalief Browder Story
Auch diese Dokumentation beschäftigt sich mit dem Verhältnis des amerikanischen Justizsystems zu den afroamerikanischen Bürgern. In dem Film geht es um das Leben und den Tod des afroamerikanischen Jungen Kalief Browder, der im Alter von 16 Jahren wegen eines Rucksackdiebstahls verhaftet wird. Seine Familie kann sich die etwa 2900 € betragende Kaution für seine Freilassung nicht leisten und Kalief wird drei Jahre lang auf der New Yorker Gefängnisinsel Rikers Island eingesperrt. Davon verbringt er zwei Jahre in Einzelhaft. Die tragisch endende Dokumentation wird als eine der „unangenehmsten, aber wichtigsten Dokumentationen der heutigen Zeit“ beschrieben.
I am not your Negro
Der US-Schriftsteller James Baldwin galt als einer der bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts und als Sprachrohr seiner Zeit. Der Film „I am not your Negro“ orientiert sich an einem unvollendeten Manuskript Baldwins, in dem mit außerordentlicher Sprachgewalt Bezug auf die Geschehnisse seiner Zeit nimmt. Er äußert sich über das Verhältnis von Schwarzen und Weißen, über Rassismus, Rassentrennung und den Kampf für Gleichberechtigung. Der Film hat Gänsehautpotential und wird in der deutschen Fassung von Rapper Samy Deluxe gesprochen. Eine Vielzahl von originalen Interviews und Aufnahmen aus dem Archiv bereichern „I am not your Negro“ zusätzlich.
A Class Divided
„A Class Divided“ ist eine schon etwas ältere, aber nichtsdestotrotz valide Frontline Reportage, in der eine Schulklasse im Mittelpunkt steht. In ihr führt die Lehrerin und Bürgerrechtlerin Jane Elliott ein Experiment über Vorurteile und Diskriminierung durch, bei dem Schüler aufgrund ihrer Augenfarbe unterschiedlich gut oder schlecht behandelt wurden. Das Experiment zeigt auf beängstigende Weise, wie institutionelle Ausgrenzung zur Änderung des Miteinanders führt. Waren die Schüler zunächst eine friedliche Klasse, so werden sie durch das Experiment zu diskriminierenden und gemeinen Schülern. Du kannst dir „A Class Divided“ auf Netflix anschauen.
The Rape of Recy Taylor
Dieser Film ist nichts für schwache Nerven. In „The Rape of Recy Taylor“ wird nicht nur das Problem des Rassismus, sondern auch der in der Gesellschaft der USA immer noch vorhandene Sexismus thematisiert. Im Jahre 1944 wird die Afroamerikanerin Recy Taylor auf dem Heimweg vom Gottesdienst von sechs weißen Männern gekidnappt und mehrfach missbraucht. Obwohl die Männer ihre Tat sogar gestehen, werden sie vom Gereicht nicht verurteilt. In den Augen des Gerichts ist Recy Taylor eine Prostituierte, die mit den Männern schlafen wollte, beides eindeutige Lügen. Der Dokumentarfilm arbeitet das Geschehene auf. Gleichzeitig wirft er Licht auf die Frage, inwiefern die Hautfarbe der Menschen dazu beiträgt, wie sie in der Öffentlichkeit gesehen und behandelt werden.
Speak Up
Angesichts des tragischen Mords an George Floyd sind die Augen größtenteils auf die USA gerichtet, wenn es um Rassismus und Diskriminierung geht. Doch auch in Europa haben Menschen mit anderer Hautfarbe vielerorts zu kämpfen: mit Vorurteilen, Ausgrenzung und Rassismus. In „Speak Up“ kommen zahlreiche französische Darsteller mit afrikanischen Wurzeln zu Wort und berichten über ihre Erlebnisse im Alltag.
Detroit
Der Film „Detroit“ nimmt dich mit in die gleichnamige amerikanische Großstadt im Sommer 1967. Nachdem die Polizei eine hauptsächlich von Afroamerikanern besuchte Bar durchsucht, kommt es zu einem der bisher größten Aufstände in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Eine Handvoll von Protagonisten verschanzt sich einem Motel, das daraufhin von der Polizei gestürmt wird. Diese verhaftet die Personen und foltert sie anschließend. Der ebenfalls afroamerikanische Wachmann Melvin Dismukes kann dem Geschehen nur hilflos zusehen. In „Detroit“ erfährst du beim Zusehen am eigenen Leib, wie sich die Ohnmacht und Hilflosigkeit der Afroamerikaner im Umgang mit der Polizei anfühlt. Ein gelungener Film, aber definitiv nichts für schwache Nerven.
Wir hoffen, dir gefällt unsere Zusammenstellung von zehn Filmen und Serien, in denen du etwas über Rassismus und Diskriminierung lernen kannst. Die meisten unserer Vorschläge sind, auch aufgrund es allgemeinen Ernstes des Themas, weniger für einen leichtverdaulichen Film zwischendurch geeignet und führen häufig zu Gesprächsbedarf. Unser Vorschlag: mach doch einen Filmabend mit deiner Familie oder deinen Freunden. So könnt ihr gemeinsam mehr über dieses wichtige Thema lernen und euch im Anschluss über das Gesehene austauschen.
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