„Ich brauche eine Pause von dir“ ist nicht wirklich ein Satz, den man von seinem Partner hören möchte. Aber genau dieser ungeliebte Satz kann retten, was man vielleicht schon als hoffnungslos angesehen hat. Ob eine Beziehungspause auch für deine Partnerschaft sinnvoll ist und was es dabei zu beachten gilt, das klären wir alles jetzt!
Wie bei vielen Veränderungen, gilt auch für die Beziehungspause: bleib offen. Wenn du der Sache schon mit Vorurteilen begegnest, ist das Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Dein Umfeld suggeriert dir vielleicht, dass eine Pause der Anfang vom Ende ist. Damit mögen deine Freunde entweder Recht haben oder aber auch total danebenliegen. Die Pause kann genauso gut der Anfang von etwas Neuem sein. In jedem Fall verschafft sie Klarheit.
Wer sich nach einer Pause füreinander entscheidet, hat gute Chancen, aus alten Mustern ausbrechen zu können und die Beziehung auf eine neue, bessere Art wieder beginnen zu lassen. Wem die Pause gezeigt hat, dass er oder sie ohne den Partner besser dran ist, der hat auch einen Gewinn davongetragen, auch wenn der sich am Anfang eher nach Verlust anfühlt.
Gründe, die für eine Beziehungspause sprechen
Kein Ausblick
Hast du das Gefühl, dass ihr euch im Kreis dreht? Sehnst du dich nach dem großen next step? Vielleicht möchtest du gerne eine gemeinsame Wohnung, Heirat, Kinder. Dein Partner macht aber keinerlei Anstalten, eure gemeinsame Zukunft zu gestalten. Dann kann eine Pause guttun, um herauszufinden, ob das Zögern berechtigt oder nur eine schlechte Angewohnheit ist. Wenn ihr merkt, dass ein Leben ohneeinander nicht das Richtige für euch ist, dann sind die Schritte in eine gemeinsame Zukunft viel leichter zu gehen.
Kein Vertrauen
Ein Vorfall, sei es ein Seitensprung oder eine Lüge überschattet euer Glück und du kannst nicht mehr richtig vertrauen? Dann nimm dir die Zeit, die du brauchst, um das Vertrauen wiederaufzubauen. Das funktioniert in einer Pause oft besser als im Beziehungsalltag.
Keine Quality Time
Ihr seid gefangen im Alltagstrott, jeder hat seine Termine, am Wochenende muss auch noch der Haushalt geschmissen werden und im Job ist auch mal wieder Land unter. Da passiert es schnell, dass man die Partnerschaft als eine Selbstverständlichkeit ansieht, die man nicht pflegen muss. Du ahnst es schon, das ist ein gefährlicher Trugschluss. Egal, wie lange ihr schon zusammen seid, jede Beziehung braucht Hingabe und Pflege. Wenn dir momentan aber alles zu viel ist und du einfach nicht die Zeit und Muße findest, dann gönn dir die notwendige Pause, um danach mit frischem Elan durchzustarten.
Keine Kompromisse
In letzter Zeit geht dir dein Partner nur noch auf die Nerven. Schon wenn er kaut, könntest du am Tisch eine Szene machen. Sein bester Freund will übers Wochenende zu Besuch kommen und du nimmst Reißaus? Ihr findet keinen gemeinsamen Nenner mehr, du bemerkst, dass du mehr und mehr dein eigenes Ding durchziehen willst? Dann fehlt dir offenbar der nötige Abstand. Geh ein paar Schritte zurück und schau dir deinen Partner aus sicherer Distanz an. Kannst du noch erkennen, warum du dich damals in ihn verliebt hast? Auch hier hilft die Pause, um deine Erkenntnisse sacken zu lassen.
Der Grund, der gegen eine Beziehungspause spricht
Nachdem wir dir nun ein paar Gründe genannt haben, die eine Beziehungspause sinnvoll machen, nennen wir dir jetzt den einen, der dagegenspricht: Du hast innerlich schon gekündigt. Wenn du weißt, dass es nichts mehr zu retten gibt, dann zieh es nicht unnötig in die Länge. Die Beziehungspause hat nicht zuletzt deswegen ihren schlechten Ruf, weil viele sie als Sprungbrett zum Schlussmachen nutzen. Sie ziehen den Schrecken ohne Ende dem Ende mit Schrecken vor. Das ist zwar verständlich, aber auch ziemlich feige und unfair. So hart es ist, mit jemandem Schluss zu machen, es ist viel schlimmer, demjenigen falsche Hoffnungen durch eine Pause zu geben.
Beziehungspause: Die Spielregeln
Auch wenn der Inhalt ernst ist, die Parallelen zu einem Spiel liegen auf der Hand: Ihr seid die Spieler, es gibt klare Regeln und eine Spielanleitung und am Ende hoffentlich Gewinner. Schauen wir uns die Regeln näher an.
Die Dauer
Wir orientieren uns an den Profis, Paartherapeuten raten zu zwei bis fünf Monaten Beziehungspause. Obwohl das auch noch ein recht breiter Rahmen ist, hilft es dir wahrscheinlich weiter, wenn du an eine 14-tägige Pause gedacht hast. Mach die Pause nicht zu kurz, du brauchst Zeit, dich an die Umstellung zu gewöhnen, zwei Monate können da schon knapp bemessen sein. Mach die Pause aber auch nicht zu lang, denn in einem halben Jahr kann viel passieren und man lebt sich auseinander. Ob es jetzt knapp zwei Monate oder dreieinhalb oder vier Monate und eine Woche sind, das legt ihr fest. Wichtig ist nur, dass euch die Dauer im Vorfeld bewusst ist und beide Partner damit einverstanden sind.
Die Anderen
Hiermit meinen wir nicht, jene anderen, die sich wahrscheinlich ohnehin die Schnute über euch zerreißen werden, sondern die anderen, die vorher tabu waren. Öffnet ihr diese Tür und erlaubt euch gegenseitig erotische Abenteuer mit anderen? Wie weit dürfen diese gehen? Wollt ihr es überhaupt voneinander wissen? Alles kann, nichts muss – außer der Absprache, die muss tatsächlich sein. Die kann ja ziemlich offen sein, nach dem Motto, jeder darf tun und lassen, was er will, solange das ausschließlich während der Beziehungspause stattfindet. Vielleicht passt zu euch aber auch eine sehr detaillierte Anleitung, von allem, was erlaubt ist und verboten. Ganz klar, es ist eure Beziehung, es ist eure Pause, ihr bestimmt, was sein darf.
Der Kontakt
Hier haben die Paartherapeuten auch eine sehr klare Meinung dazu: Zumindest in der ersten Zeit muss absolute Funkstille herrschen. Das ist aber auch einleuchtend, wie will man denn Abstand gewinnen, wenn der Partner sich dreimal täglich meldet oder noch schlimmer – man selbst ständig das Gefühl hat, man müsste sich melden. Legt direkt zu Beginn der Pause die Ausnahmen fest, die einen Kontakt erlauben und noch wichtiger – legt ein Datum für den ersten Kontakt fest. Dieses Datum kann gerne bereits innerhalb der ersten Wochen der Pause liegen, damit man Fragen, die aufgekommen sind, gleich klären kann. Der nächste Kontaktaustausch kann sich hingegen etwas Zeit lassen.
Die Pause mit Kindern
Für Eltern ist eine Beziehungspause sicherlich nochmal eine ganz andere Herausforderung. Hier sind mehr Parteien beteiligt, die Absprachen müssen viel präziser und noch offener gehalten werden. Aber auch mit Kindern ist eine Beziehungspause möglich. Wichtig ist es, dass die Kinder in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können und die Eltern diejenigen sind, die sich mit einer neuen Bleibe anfreunden müssen. Das kann auch abwechselnd geschehen, ganz wie es für die Familie praktikabler ist. Wenn die Eltern den Kindern erklären, warum die Pause probiert wird und sich auch währenddessen offen für Fragen zeigen, dann sollten die Kinder nicht der hemmende Faktor sein.
Beziehungspause beendet: Was jetzt?
Die Pause ist vorbei, Gedanken sind gesammelt und Erkenntnisse gewonnen – schön, was machen wir jetzt? Im romantischen Idealfall habt ihr euch neu ineinander verliebt, festgestellt, dass ein Leben ohne den Partner nicht schön ist und seid voller Tatendrang, aus der Beziehung das Beste herauszuholen. Herzlichen Glückwunsch, jetzt muss diese Euphorie noch in den Alltag gerettet werden. Wer sich aber nach der Pause bewusst für den Anderen entscheidet, der ist meist auch gewillt, Arbeit zu investieren.
Falls ihr während der Pause gemerkt habt, dass ihr ohneeinander eigentlich glücklicher seid… dann ebenfalls herzlichen Glückwünsch. Das Leben ist zu kurz, um in einer Beziehung zu verharren, die nicht glücklich macht.
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