Was ist eigentlich Oxytocin?
Den meisten Menschen dürfte es als „Kuschelhormon“ geläufig sein. Wissenschaftlich gesehen handelt es sich dabei aber um einen Neurotransmitter, der sich aus verschiedenen Aminosäuren zusammensetzt und fast überall im Körper „andocken“ kann. Das Hormon wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet. Die Wirkung auf den menschlichen Organismus lässt sich in etwa vergleichen mit der von Serotonin oder Dopamin. Es leistet so Einiges, das Oxytocin. Aber was genau?
Was kann Oxytocin?
Was war wohl zuerst da – das Kuschelhormon oder der Sex? Wissen wir nicht. Aber was wir sagen können, ist: Oxytocin wird vermehrt bei Zärtlichkeiten und auch Sex ausgeschüttet. Aber das ist längst nicht alles. Denn wenn nach der heißen Liebesnacht neun Monate später ein neues Leben das Licht der Welt erblickt, ist Oxytocin ebenfalls zur Stelle. Übersetzen lässt sich der Name mit „schnelle Geburt“. Na, klingelt es? Als man dieses Hormon im menschlichen Körper fand, bezogen sich die Forschungen zunächst auf werdende Mütter. Denn in deren Blutbahn finden sich raue Mengen davon. Oxytocin wird nämlich für den Milcheinschuss und die Wehen benötigt. Und wenn das Baby dann auf der Welt ist, sorgt es für die enge Bindung zwischen Eltern und Kind. Irgendwann hat man dann herausgefunden, dass das aber längst nicht nur auf die Frauenwelt zutrifft. Auch Männern kommt dieses „Wohlfühl-Hormon“ zugute. Es macht Väter ruhiger, stärkt deren Bindungsfähigkeit sowie soziale Intelligenz.
Wofür brauchen wir es?
Du denkst jetzt vielleicht: „Wofür brauche ich das jetzt genau, wenn ich nicht schwanger bin?“ Eine berechtigte Frage. Aber jeder von uns braucht dieses Hormon, denn:
- Es führt dazu, dass man sich anderen Menschen näher fühlt. Das soziale, konfliktfreie Miteinander wird gestärkt.
- Es wirkt sich positiv auf unser Wohlbefinden aus. Dabei entfaltet es eine ähnliche Wirkung wie Dopamin oder Serotonin, die uns ebenfalls zu guten Gefühlen verhelfen.
- Unser Immunsystem dankt es uns. Wer sich wohl fühlt, tut damit auch seiner Gesundheit etwas Gutes.
- Es wirkt Verhaltensauffälligkeiten entgegen. Das ist ein Grund, warum dieses Hormon zur Zeit für die Forschung von so großem Interesse ist.
- Es baut Stress ab. Wir fühlen uns den alltäglichen Aufgaben deutlich besser gewachsen, wenn genügend Oxytocin in unserer Blutbahn kreist.
- Unser Belohnungssystem wird aktiviert. Ähnlich wie bei Schokolade, nur ganz ohne Kalorien…
Wann schüttet der Körper das Hormon aus?
Besonders viel wird davon ausgeschüttet, wenn wir Zärtlichkeiten empfangen bzw. geben. Damit muss nicht unbedingt nur Sex gemeint sein. Auch der Umgang mit Tieren oder die Freude über erreichte Ziele kann dazu führen, dass unser Körper Oxytocin freisetzt. Daneben kann Meditation oder die Leidenschaft für ein schönes Hobby zu wahren Glücksgefühlen führen. Wer lieber schnelle Ergebnisse erzielen möchte, kann mittlerweile auch zu Nasensprays greifen, die das Hormon enthalten. Allerdings sind diese aufgrund der ungenauen Dosierung sehr umstritten, denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich stark auf bestimmte Mengen Oxytocin. Der Körper gewöhnt sich schnell an eine bestimmte Menge des Hormons. Dabei wirkt es auf unser Hirn ähnlich wie eine Droge. Irgendwann verlangt der Körper immer wieder danach.
Welche Vor- und Nachteile hat Oxytocin?
Wo Licht ist, ist leider auch immer Schatten. Das gilt auch für ein Hormon, dass man eigentlich mit purer Glückseligkeit in Verbindung bringt. Hier die Vorteile kurz zusammengefasst:
- Wirkt Angstgefühlen entgegen
- Stärkt die Bindung zu den Mitmenschen
- Löst Stress und Anspannung
- Soll bei bestimmten Formen von Autismus helfen (wissenschaftlich noch nicht im Detail erforscht)
- Steigert beim Sex die Lust
- Hilft bei Milcheinschuss und Wehentätigkeit
Die Nachteile sind derzeit noch wenig erforscht, aber trotzdem leider nicht von der Hand zu weisen:
- Da es vermehrt beim Sex ausgeschüttet wird, lässt sich eine vermeintlich heiße Nacht schnell mit Liebe verwechseln
- Je nach Konzentration im Blut kann es allerdings auch zu Neid oder Schadenfreude führen
- Jeder Mensch reagiert anders darauf, das macht es für die Wissenschaft so schwer zu erforschen
Fakt ist, wir alle brauchen es und jeder trägt es in sich. Und weißt du auch, wie du dir diese „legale Droge“ beschaffen kannst!
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