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Fehlbisskorrekturen – Wenn eine Zahnspange allein nicht ausreicht

Bei angeborenen Fehlbildungen des Kiefers kann häufig nur ein kieferchirurgischer Eingriff helfen, um Funktion und Ästhetik zu verbessern. 

 

Seit neuestem schminkt sie sich sogar. Bis vor kurzem noch wollte die 17-jährige Katharina W. aus München nur eines: möglichst nicht auffallen. Durch eine angeborene Kieferfehlbildung litt sie unter einem zurückliegenden Unterkiefer mit fliehenden Kinn, das ihrem Gesicht immer einen beleidigten Ausdruck gab, wie sie fand. Eine alleinige kieferorthopädische Behandlung war bei Katharina W. nicht zielführend, um funktionelle und ästhetische Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen. So kam sie in Kontakt mit Dr. Loeffelbein, dem Experten für kieferchirurgische Korrekturoperationen, der sie schließlich in Zusammenarbeit mit ihrem Kieferorthopäden behandelt hat.

„Es gibt verschiedene skelettale Fehlbildungen, bei denen der Unterkiefer zurückliegt, das Kinn einsinkt oder sich im Mittelgesicht Falten bilden“, erklärt PD Dr. med. Dr. med. dent Denys J. Loeffelbein, Spezialist für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MFACE & Helios Klinikum München West). „Andersherum gibt es vorspringende Unterkiefer oder offene Bisse, z.B. wenn Kinder über das dritte Lebensjahr hinaus nuckeln und dabei die Vorderzähne so weit vorschieben, dass sich die Lücke nicht mehr schließt.“ Solche Fehlbildungen können nicht nur die Ästhetik negativ beeinflussen, sondern führen häufig auch zu funktionalen Einschränkungen des Kiefergelenks: Die Betroffenen haben Schmerzen, können nicht richtig abbeißen, kauen oder aber sie leiden unter einer Überbelastung der Zähne.“ In diesen Fällen ist neben einer kieferorthopädischen auch eine kieferchirurgische Korrektur erforderlich.

PD Dr. med. Dr. med. dent Denys J. Loeffelbein
PD Dr. med. Dr. med. dent Denys J. Loeffelbein

„Sandwich-Therapie“ ab 16 Jahre

Sobald bei Kindern ein gravierender Fehlbiss diagnostiziert wird, versucht man hier zunächst, konservativ zu korrigieren. Operationen kommen erst ab einem Alter von 16 Jahren bei Mädchen, bzw. 17 Jahren bei Jungen in Frage, erklärt Dr. Loeffelbein. Der normale Weg, die sogenannte „Sandwich-Therapie“, beinhaltet zunächst eine kieferorthopädische Korrektur. Danach erfolgt der kieferchirurgische Eingriff und anschließend erneut eine Feinjustierung durch den Kieferorthopäden. „Bei gravierenden Fehlbildungen operieren wir auch zuerst, im Sinne eines Surgery first- Konzeptes“, so der Kieferchirurg. „Dank der modernen Bildgebung können wir sowohl die knöchernen Strukturen darstellen als auch die Weichteile. Übereinander gelegt ergibt dies eine 3D-Aufnahme, auf deren Basis wir den Eingriff millimetergenau digital planen können.

Chirurgische Fehlbisskorrektur in Vollnarkose

Der Eingriff selbst erfolgt in der Regel während eines kurzen stationären Aufenthalts in Vollnarkose, wird auf Wunsch allerdings auch ambulant ausgeführt. Narben entstehen in der Regel keine, der Zugang erfolgt minimalinvasiv durch kleine Schnitte in der Mundhöhle. Um den Unterkiefer neu auszurichten, werden die Kieferknochen der Länge nach aufgetrennt und gegeneinander verschoben , wie zwei aufeinanderliegende Handflächen. Ein vorspringendes Kinn kann durch das Abtragen oder Versetzen von Knochenanteilen neu modelliert werden. „Früher wurden für solche Eingriffe noch vorsorglich Eigenblutspenden entnommen“, schmunzelt Dr. Loeffelbein. „Heute liegt das Risiko von kieferchirurgischen Eingriffen im unteren 1-Prozent-Bereich.” Die größte Hürde sei der Nerv im Unterkiefer. Im Oberkiefer müsse man gut auf zwei Arterien achten, so der erfahrene Kieferchirurg. Die exakte Planung und die Nutzung „intelligenter Knochensägen“, die tatsächlich nur knöcherne Strukturen schneiden, aber im Weichgewebe keinen Schaden anrichten, tragen ihren Teil dazu bei. Die neue Position von Kiefer oder Kinn wird durch Metallplatten fixiert. „Sechs bis zwölf Monate nach der Fehlbisskorrektur können diese wieder entfernt werden. Bei älteren Menschen, die keinen weiteren Eingriff wünschen, können diese auch im Körper verbleiben. Allerdings kann das Metall bei unseren Wintern in Nordeuropa als unangenehm wahrgenommen werden.“

Virtuelle Dysgnathie - Planung
Virtuelle Dysgnathie – Planung

Schmerzmittel nur für die ersten Tage

Wer fürchtet, nach einer chirurgischen Fehlbisskorrektur wochenlang auf Flüssignahrung angewiesen zu sein, dem gibt Dr. Loeffelbein Entwarnung: „Alles, was man am Gaumen zerdrücken kann, darf man auch essen. Schmerzmittel benötigen unsere Patienten nur während der ersten Tage. Zwei bis drei Wochen Pause sollten sich die Frischoperierten aber gönnen, ehe sie auf die Schulbank, an die Uni oder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.“ Wie Katharina W. sind die meisten froh und dankbar über ihr neues, harmonisches Profil. Einige von Dr. Loeffelbeins Patienten haben im Zuge der Fehlbissoperation gleich noch andere ästhetische Profil-Korrekturen, wie eine Kinn- oder Nasenkorrektur, vornehmen lassen, bzw. planen diese für die Zukunft. Der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg betont, dass sich längst nicht nur Jugendliche wegen einer Kieferfehlstellung operieren lassen. „Wir haben zunehmend Patienten im Alter von 40 Jahren und älter, bei denen die kieferorthopädische Versorgung in jungen Jahren noch nicht so weit verbreitet war wie heute oder die Kieferkorrektur zur Therapie einer obstruktiven Schlafapnoe (OSAS) durchführen lassen, um wieder besser atmen und schlafen zu können. Eine chirurgische Fehlbisskorrektur ist prinzipiell in jedem Alter möglich.“

 

Dieser Artikel zu einem Gesundheitsthema ist nicht für Selbstdiagnosen gedacht und kann eine ärztliche Diagnose nicht ersetzen.

Fotos: fotofrol /stock.adobe.com, MFACE – PD Dr. med. Dr. med. dent Denys J. Loeffelbein, Susanne Rose / Rose Medical Marketing,
Text: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

AJOURE´ Redaktion
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