StartLifestyleUmweltDie geplante Obsoleszenz: Tipps gegen den gewollten Verschleiß

Die geplante Obsoleszenz: Tipps gegen den gewollten Verschleiß

Kennst du das? Gerade ist die Garantie für deinen Drucker abgelaufen und ausgerechnet jetzt treten die ersten Fehler auf! Eine Anfrage beim Händler bezüglich einer Reparatur endet mit der Empfehlung, besser ein neues Gerät zu kaufen. Der Grund: Der Neukauf ist billiger als die Reparatur und die Technik außerdem noch auf dem Stand von vor zwei Jahren. Völlig veraltet! Ein Argument, das im ersten Augenblick zu überzeugen weiß. Mit ein bisschen Glück übernimmt der Händler sogar die Entsorgung, ansonsten bieten viele Hersteller bequeme Rücknahmeservices an.

Auf diese Weise geht der Wandel deines gar nicht so alten Druckers zum Elektroschrott völlig harmonisch und zu deiner vollen Zufriedenheit über die Bühne. Nach der ersten Erleichterung über den schnellen Ersatz kommst du aber vielleicht doch ins Grübeln: Wird der neue Drucker die Garantiezeit überstehen? Wie ist es möglich, dass ein Neugerät günstiger als die Reparatur des alten ist? Gibt es viele solcher Fälle? Wir haben uns informiert und sind auf ein Phänomen gestoßen, das als geplante Obsoleszenz bezeichnet wird.
 

Die Entwicklung einer Wegwerfgesellschaft

Der Begriff Obsoleszenz beschreibt grob gesagt einen Prozess der Alterung oder Abnutzung, an dessen Ende ein Produkt nicht mehr funktionsfähig ist. Im Fall der geplanten Obsoleszenz wird dieser Prozess auf verschiedene Weise gezielt vom Hersteller beschleunigt. Ziel ist es immer, die Kunden zu Neukäufen anzuregen. Eingesetzt werden verschiedene Strategien. Die Beeinflussung der Lebensdauer erfolgt entweder durch Eingriffe in das Gerät und seine Funktionalität oder durch das Erschaffen von neuen Trends, die den Wunsch nach einem neuen Modell auslösen.

Neben hohen Reparaturkosten, die günstigen Neugeräten gegenüberstehen, können auch fehlende Treiber, nicht mehr hergestelltes Zubehör oder ungünstig verarbeitete Bauteile Auslöser für eine verkürzte Lebensdauer sein. Modetrends lösen die sogenannte psychische Obsoleszenz aus. Indem unter anderem die Hersteller von Smartphones, Flachbildschirmen oder E-Books in kurzer Taktung neue Modelle anbieten, werden die voll funktionstüchtigen Vorgängermodelle obsolet und durch die neuen ersetzt.

Das Problem der geplanten Obsoleszenz, in welcher Form auch immer sie auftritt, besteht gar nicht unbedingt in der Benachteiligung der Konsumenten. Ihnen stehen ja neue, günstige Produkte als Alternative zur Verfügung. Das Problem der Obsoleszenz besteht darin, dass sich aus ihr die sogenannte Wegwerfgesellschaft entwickelt hat. Durch die Kurzlebigkeit der Produkte landen diese immer schneller im Müll. Die damit verbundenen Abfallberge belasten, ebenso wie die Transporte der Waren aus den Produktionsländern, unsere Umwelt.

Es wird häufig bestritten, dass es eine geplante Obsoleszenz überhaupt gibt. Vielmehr soll die Obsoleszenz fahrlässig verursacht worden sein. Der Unterschied besteht in der Motivation des Herstellers. Hat er die Lebensdauer des Produkts tatsächlich bewusst durch beispielsweise den Einbau mangelhafter Bauteile geplant? Oder hat er deren Verkürzung lediglich durch eine bewusst günstige Art der Herstellung billigend in Kauf genommen? Zumindest in einigen Fällen könnte es so sein, denn es gibt durchaus auch günstige Produkte mit einer erstaunlich hohen Lebensdauer.

Wie aber lässt sich das Problem mit der Obsoleszenz umgehen? Besteht die Möglichkeit, auch mit kleinem Geldbeutel ein hochwertiges Elektrogerät mit langer Lebensdauer zu erwerben? Ist es wirklich unmöglich, die Reparatur zu einem vernünftigen Preis zu bekommen? Wir haben uns auf die Suche nach Antworten gemacht und dabei einige Tipps und Tricks zusammengetragen, mit deren Hilfe ihr mit großer Wahrscheinlichkeit länger Freude an euren Produkten haben werdet.
 

1. Kaufe beim Händler deines Vertrauens

Zugegeben – es ist nicht immer einfach, den Versuchungen der „Großen“ zu widerstehen. Aber versuche doch mal, deine Einkäufe auf die Läden in deiner Umgebung zu verlegen. Dort kannst du vor Ort mit den Sachen hantieren und sie dir gegebenenfalls vorführen lassen. Mit der Zeit wirst du auf diese Weise ein gutes Netzwerk an Läden in deinem unmittelbaren Umfeld haben und immer eine gute, kompetente Beratung mit Blick auf deine tatsächlichen Interessen erhalten.
 

2. Schnäppchen suchen, statt Ramsch kaufen

Qualität hat ihren Preis. Suche deshalb bei Elektrogeräten lieber gezielt nach Sonderangeboten bekannter Hersteller oder kaufe Werkgeräte, anstatt unrealistisch günstige Angebote wahrzunehmen. Falls du etwas mehr investieren kannst, leiste dir ein „Businessgerät“. Modelle für die professionelle Nutzung in Unternehmen sind häufig hochwertiger verarbeitet, da sie für eine stärkere Beanspruchung konstruiert werden.

Vermeide auch bei Verbrauchsgegenständen superbillige Artikel. Kein Unternehmen kann „Ein-Euro“-Artikel in einer vernünftigen Qualität und zu angemessenen Arbeitsbedingungen produzieren. Die verwendeten Materialien sind oft nicht für den langfristigen Gebrauch geeignet und zum Teil weder gesundheits- noch umweltverträglich.
 

3. Gar nicht so einfach: manche Trends ignorieren

Vor allem elektrische Geräte werden in immer kürzeren Abständen in immer besseren Versionen angeboten. Das Smartphone mit verbesserten Features, die du dir nicht entgehen lassen darfst, oder die neue Waschmaschine, mit der du extrem viel Energie sparen kannst. Prüfe doch mal, ob die neuen Features einen erkennbaren Mehrwert für dich haben oder wie lange es dauern würde, bis die neue Waschmaschine sich rechnet. Und lasse dir nicht einreden, das sei egoistisch: Auch zur Herstellung und Entsorgung einer Waschmaschine wird Strom verbraucht.

In der Mode spielen aktuelle Trends eine noch viel wichtigere Rolle. Unendliche Mengen an Kleidungsstücken werden täglich produziert, häufig unter wenig erfreulichen Umständen. Deshalb hat sich eine Bewegung entwickelt, die sich Slow Fashion nennt. Die Idee ist, auch mit kleinem Geldbeutel aktuelle und nachhaltig produzierte Mode tragen zu können. Wie das geht? Markenware gibt es mittlerweile fast überall als Secondhandware zu kaufen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, Kleider online zu leihen oder eine Kleidertauschparty mit anderen Modemädchen zu besuchen.
 

4. Ratgeber, Kundenbewertungen, Prüfzeichen: Vorabrecherchen lohnen

Einfach losgehen und ein elektrisches Gerät kaufen machen wohl die wenigsten. Aber wie wär’s denn, mal eine Seite extra gegen geplante Obsoleszenz zu besuchen? Der ehrenamtliche Verein „Murks? Nein Danke! e.V.“ listet auf www.fb.com/murks.nein.danke Tipps zur Vermeidung von Obsoleszenz und auf murks-nein-danke.de als Murks gemeldete Produkte. Eine weitere Meldestelle ist die Webseite des HTV-Testhauses, das Produkte ohne geplante Obsoleszenz kennzeichnet. Auf beiden Webseiten kannst du auch selbst Geräte melden, die dir wegen der geringen Lebensdauer aufgefallen sind.

Zusätzlich ist es sinnvoll, sich im Internet Kundenbewertungen anzusehen. Dort finden sich fast immer welche mit wertvollen Hinweisen. Achte vor allem auf längere Rezensionen, die auf Details im Betrieb des Geräts eingehen und vergleiche die Aussagen. Auf diese Weise kannst du dir in der Regel ein verlässliches Bild machen. Trage selbst etwas bei und teile deine negativen, aber auch positiven Erfahrungen.
 

5. Teure Reparaturen? Selber machen und Leute treffen!

Die Reparatur ist teurer als der Neukauf? Probiere doch einmal ein Repair Café aus! Im Jahr 2009 gründete die Niederländerin Martine Postma das erste in Amsterdam. Mittlerweile gibt es sie auch bei uns in jedem Bundesland: gesellige Treffpunkte, an denen Menschen aus der Nachbarschaft zusammentreffen und einander kostenlos bei der Reparatur defekter Geräte helfen. Das schont nicht nur den Geldbeutel und die Umwelt, sondern bringt vor allem die Menschen zueinander.

 

Foto: gilaxia / Getty Images

AJOURE´ Redaktion
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