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Wie du deine Zeit verlangsamen kannst

Die Wahrnehmung von Zeit ist eine sehr merkwürdige Angelegenheit. Sie scheint nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch in verschiedenen Situationen völlig unterschiedlich abzulaufen. So ist uns etwa als Kind ein Jahr viel länger erschienen und die Zeit schein viel langsamer zu vergehen. Die Wochen der Sommerferien kamen einem vor wie Monate und ein neues Schuljahr wie eine völlig andere Realität. Insgesamt war von einem Weihnachten zum nächsten quasi ein ganzes Leben gelebt worden.

Heute fühlt sich zwar immer so an, als würden die Urlaubstage zwischen den Fingern zerrinnen, während an einem ungeliebten Arbeitstag die Minuten wie Stunden vergehen. Dennoch sagen wir meistens kurz vor Weihnachten: „Es kommt mir vor, als wäre das letzte Weihnachten erst ein paar Wochen her.“

Die Schwierigkeit mit der Zeit ist dabei ganz einfach: Unser eigenes Empfinden davon, wie die entsprechende Zeitspanne verbracht wird, macht den Unterschied aus. Die Anzahl von Eindrücken und Empfindungen, die unser Gehirn verarbeitet, ist ausschlaggebend dafür, wie schnell die Zeit nach unserem Empfinden vergeht. Passiert also in einem Jahr sehr viel Neues, wie Urlaube, neue Freunde, viele Informationen usw., dann vergeht diese spannende Zeit für uns gefühlt sehr schnell.

Denken wir jedoch im Nachhinein darüber nach, haben wir so viel zu verarbeiten, dass uns die Zeitspanne subjektiv sehr erfüllt vorkommt. Anders herum ist es mit Zeiten, in denen wir gelangweilt und nicht sehr angeregt von äußeren Eindrücken sind. Diese Stunden oder Tage, in denen immer das Gleiche passiert, kommen uns ewig vor, während wir in ihnen feststecken. Sind sie jedoch vergangen, können wir kaum glauben, dass etwa schon wieder ein Jahr herum ist, weil es nach unserem Empfinden nicht wirklich ausgefüllt war.

 

Die Entstehung von Zeitempfinden

Denken wir noch einmal an die Zeit als Kind zurück: Damals kam einem ein Jahr endlos vor, denn es ist ja immer so viel Neues passiert. Ein Kind verarbeitet noch täglich unzählige neue Eindrücke und Erfahrungen, das Gehirn entwickelt pausenlos neue Verknüpfungen und lernt dazu. Diese Entwicklungen sorgen dafür, dass einem Kind selten langweilig ist und die vielen neuen Informationen strecken das Zeitempfinden in die Länge.

Man könnte meinen, dass auch das Leben eines erwachsenen Menschen sehr ausgefüllt ist, denn man steht ja ständig unter Stress, hat mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen und ist den ganzen Tag über gefordert oder sogar überfordert. Dennoch laufen auch sehr viele Zeitspannen automatisch ab, ohne dass wir es realisieren. Es gibt eine Menge Routinen und erlernte Abläufe in unserem Alltag und dadurch Zeiten, die vorübergehen, ohne dass wir sie aktiv erleben. Wir fahren die selben Strecken, gehen in die selben Supermärkte, treffen die selben Menschen. Und unsere Wahrnehmung ist dabei ganz wesentlich abgestumpft. Wir haben die meisten Eindrücke aus unserer Umwelt schon so oft gesehen, dass wir sie nicht mehr verarbeiten müssen, um sie einordnen zu können. All die Automatismen und Gewohnheiten in unserem Alltag sorgen dafür, dass nicht mehr ständig neue Verbindungen im Gehirn entstehen und die Tage relativ ähnlich vergehen. Diese Zeiten erscheinen im Rückblick unwichtig, wir erinnern uns nur verschwommen an sie und sie kommen uns sehr kurz vor.

 

Die eigene Zeit subjektiv verlangsamen

Es gibt zum Glück einige Möglichkeiten, sich wieder auf die eigene Wahrnehmung der Zeit zu besinnen und sie besser zu nutzen. Je lebendiger die Zeit des eigenen Lebens genutzt wird und je aktiver und emotionaler sie verbracht wird, desto länger erscheint sie auch. Das Geheimnis ist, sich selbst immer wieder durcheinander zu bringen, vertraute Bahnen und Muster zu verlassen und die eigene Zeit aktiver zu gestalten, statt sie verrinnen zu lassen. Dabei geht es nicht darum, sich in Stress zu versetzen und den Tag möglichst vollzupacken. Stress ist nicht anregend für das Gehirn, sondern überlastend, so dass einem die Zeit zwar sehr knapp, aber nicht gut genutzt erscheint. Diese Tipps können dabei helfen, die eigene Zeit subjektiv zu verlangsamen:

 

Neues lernen

Eine neue Sprache, ein Handwerk, ein Instrument oder eine künstlerische Tätigkeit sind wunderbar geeignet, Zeit sinnvoll zu nutzen und auszufüllen. Es entstehen neue Verbindungen im Gehirn, die aktiv und kreativ machen. Hat man Freude dabei, vergeht die Zeit zwar gefühlt sehr schnell, aber rückblickend erscheint sie einem gut genutzt und durchbricht unsere gewohnten Zeitmuster. Vor allem an die Anfangszeit, in der das Neue noch ungewohnt und herausfordernd ist, erscheint einem im Nachhinein sehr erfüllt. Und sobald das Neue zum festen Bestandteil des Lebens wird und nicht mehr herausfordert, ist es an der Zeit, wieder etwas Anderes zu probieren.

 

Neue Orte und Menschen entdecken

Ebenso gut geeignet sind frische, neue Eindrücke durch das Entdecken von Orten und Erleben von Menschen. Vor allem durch vielseitige Reisen wird das möglich, wenn man also nicht jeden Urlaub am selben Ort verbringt. Man kann aber auch neue Restaurants besuchen, sich unter andere Kulturkreise mischen und einfach im Alltag andere Menschen kennenlernen. Durch anregende neue Kontakte wird das Leben ausgefüllt von Eindrücken und Informationen, wodurch auch das Erinnerungsvermögen positiv beeinflusst wird. Diese Horizonterweiterungen sind Gold wert für das positive psychische Zeitempfinden.

 

Erinnerungen lebendig halten

Bewusstes Erinnern und Tagträumen wird als gut genutzte Zeit empfunden. Wer sich Zeit nimmt, um sich in erlebte Situationen und Lebensphasen zurückzuerinnern, der ist seinem eigenen Empfinden nach sehr aktiv: Es kommen Erinnerungen an Gerüche, Geräusche und Gefühle zusammen, die Erlebnisse wieder lebendig werden lassen. So lassen sich längst vergangene Zeiten wieder so realistisch durchleben, als wäre es gestern erst passiert. Es kommt dann oft vor, dass man nach 5 Minuten zurück in der Realität erwacht und das Gefühl hat, als hätte man einen zweistündigen Film angesehen.

 

Routinen durchbrechen

Vertraute Abläufe und Umgebungen geben zwar ein Gefühl von Sicherheit, aber sie regen das Gehirn leider überhaupt nicht an. Wenn Routinen geändert und (geringe) Risiken eingegangen werden, können auch noch so kleine Abenteuer dafür sorgen, dass die eigene Lebenszeit wieder erfüllter erscheint. Ob es nun ein anderer Weg zur Arbeit ist, eine neue Wohnung, oder eine andere Ernährung. Die Aufregung des Unbekannten erfrischt und aktiviert den Geist und schafft gleichzeitig neue Erinnerungen, die in langweiligen Zeiten des Alltags durch Tagträume erneut durchlebt werden können.

 

Spontaneität spart Lebenszeit

Wer viel Zeiten seines Lebens damit verbringt, über die richtigen Entscheidungen nachzugrübeln, der hat oft das Gefühl, diese Zeit verschwendet und verloren zu haben. Letzten Endes entscheidet man sich sowieso und bekommt die Stunden des Grübelns dann nicht zurück. Die spontanen Entscheidungen aus dem Bauch heraus sind oft intuitiv die richtige Wahl und sorgen gleichzeitig dafür, dass keine kostbare Lebenszeit verschwendet wird. Selbst wenn die Entscheidung einmal nicht optimal getroffen war, ist im Nachhinein die aktiv gelebte Zeit mit ihren positiven wie negativen Erfahrungen lang andauernder und erfüllter als die passiv vergrübelte Zeit.

 

Achtsamkeit im Alltag

Sich selbst in Achtsamkeit zu üben ist nicht nur gut für eine wertschätzende Haltung und mehr Entspannung im Alltag. Es führt auch dazu, dass die Lebenszeit länger erscheint und langsamer verstreicht. Wenn man mit allen Sinnen und der vollen Aufmerksamkeit bei dem ist, was man gerade tut – sei es eine Mahlzeit, ein Gespräch, ein Spaziergang in der Natur, etc. – dann ist auch das Gehirn sehr aktiv und wachsam und nimmt mehr Eindrücke auf als bei Tätigkeiten, die ganz nebenbei, achtlos und lieblos verrichtet werden.

 

Foto: Massonstock / Getty Images

AJOURE´ Redaktion
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