StartLifestyleErfolg & MotivationVon Bedauern zu Veränderung: Reue zeigen und positiv nutzen

Von Bedauern zu Veränderung: Reue zeigen und positiv nutzen

So manches im Leben bedauern Menschen. Doch Bedauern bedeutet noch lange nicht, dass du unter denselben Bedingungen nicht wieder genauso entscheiden würdest. Bedauern verweht oft schnell. Es wird oft verdrängt. Doch ein Gefühl des Bedauerns kann die Vorstufe von Reue werden. Reue tritt meist in der Folge eines zu häufig ignorierten Bedauerns ein. Allerdings bedauern manche Menschen lebenslang ungutes Verhalten.

Manch leidenschaftliche Esserin bedauert beispielsweise, dass sie erneut beim Versuch gescheitert ist, Übergewicht abzubauen. Das bedeutet in der Regel, dass der Diät-Versuch halbherzig unternommen wurde. Die Betroffenen futtern lieber weiter. Sie nehmen den Kampf gegen ihr Übergewicht nicht ernsthaft auf. Es kann sein, dass sie diese Haltung später bereuen müssen.

Was ist Reue eigentlich?

Reue ist ein starkes Gefühl. Diese Form des Bedauerns geht deutlich tiefer. Sie kann sich auf vermeintlich falsches Handeln oder Nicht-Handeln bzw. Unterlassungen beziehen. Die Reue über ein konkretes Handeln ist häufiger anzutreffen. Sie gipfelt oft in Selbstbeschuldigungen. Betroffene leiden unter dem Gefühl, versagt oder einen unverzeihlichen Fehler begangen zu haben.

Wer echte Reue empfindet, entschuldigt sich. Er bemüht sich, sein Verhalten zu ändern oder möchte einen durch ihn verursachten Schaden wieder gut machen. Es kommt vor, dass die Reue sich auf etwas bezieht, was du gerne anders gehandhabt hättest. Das hast du allerdings nicht getan. Deshalb wirst du möglicherweise lebenslang bereuen, eine Fehlentscheidung getroffen zu haben. In diesem Fall wird die Reue jedoch zum Hemmnis für deinen weiteren Lebensweg.

Du steckst vielleicht über Jahre im Gefühl der Reue fest. Du klammerst dich an sie, statt deine damalige Entscheidung zu verarbeiten und mit den eingetretenen Folgen leben zu lernen. Mach dir bewusst: Jede Entscheidung wird unter bestimmten Bedingungen getroffen. Gleiches gilt potenziell für jede Fehlentscheidung. Ob es tatsächlich eine falsche oder eine unangemessen vorgebrachte Entscheidung war, erweist erst die Zukunft. Und selbst wenn nicht: Das Kind ist längst in den Brunnen gefallen.

Die interessante Frage ist, ob die Betroffenen das Gefühl der Reue zum Anlass nehmen, eine innere Umkehr einzuleiten, um zukünftig nach klügeren Kriterien zu entscheiden. Die Alternative wäre, lebenslang mit dem tiefen Bedauern über eine vermeintliche Fehlentscheidung zu hadern und sich damit fertigzumachen.

Wie könnte jemand Reue zeigen?

Oftmals bereut jemand sein Handeln, seine unbedachten Worte, eine vorschnell getroffene Entscheidung. Eine Frau bereut vielleicht die Scheidung von ihrem Ehemann, dessen Seitensprung sie ihm nicht verzeihen konnte. Vielleicht hätte sie kulanter sein müssen, weil sie ihren Mann für all seine guten Eigenschaften liebte. Zudem bestand vielleicht nicht die Gefahr, dass er sie verlässt. Oft genug waren auch die Kinder im Spiel, die schuldlos ins Kreuzfeuer gerieten.

Seltener bereuen Menschen Dinge, die sie unterlassen haben, obwohl sie diese hätten tun können oder müssen.

Zunächst einmal musst du zu deiner Reue stehen. Du solltest erkennen, warum du so gehandelt hast, was deine Motive waren und warum deine Entscheidung dir damals als richtig vorkam. Du solltest prüfen, ob charakterliche Schwächen oder vorschnelle Schlüsse auf deiner Seite den Grund dafür gelegt haben, dass alles so gekommen ist.

Erkanntes Fehlverhalten kann geändert werden. Oft stehen Menschen sich selbst am meisten im Weg. Du kannst deine Reue zeigen, indem du dich für dein Handeln entschuldigst. Tu das, ohne Vorwürfe an die Gegenseite zu adressieren. Tu es ohne die Erwartung, dadurch alles Schiefgelaufene rückgängig machen zu können. Vermutlich haben sich inzwischen einige Dinge verändert. Vertrauen ging verloren. Akzeptiere alle Folgen deines Fehlverhaltens oder deiner Versäumnisse.

Wie kann das Gefühl der Reue dich weiterbringen?

Das Gefühl der Reue kann dir zeigen, wo du an dir arbeiten musst. Reue kann genutzt werden, um in der Zukunft ein anderes Verhalten an den Tag zu legen. Insofern ist Reue ein sehr tiefes und positives Gefühl, das dich zur inneren Umkehr aufruft. Dabei ist wichtig, zu erkennen, worauf genau sich die Reue bezieht.

Möglicherweise bereust du zum Beispiel nicht, die Scheidung eingereicht zu haben. Doch du bereust vielleicht, unter welchen Umständen du das getan hast und dass du einen Rosenkrieg begonnen hast, der deine Kinder von dir entfernt hat. Es kann Jahre dauern, bis du diesen Fehler wieder auegeglichen und ihr verlorenes Vertrauen zurückgewonnen hast. Doch das Gefühl der Reue motiviert dich, alles zu tun, was machbar ist, um deine Fehler wieder gutzumachen. Ob es perspektivisch möglich ist, ist aber eine andere Frage.

Wie kannst du trotz aller Reue positive Ansätze finden?

Folgende Vorschläge können hilfreich, um aus dem Gefühl der Reue etwas zu ziehen, was dich weiterbringt.

1. Wiedergutmachungsversuch oder Schadensminderung

Bemühe dich um Wiedergutmachung oder Schadensminderung – zumindest, soweit es möglich ist. Auch wenn es nicht mehr möglich ist, teile deine Gedanken und Gefühle mit den Betroffenen. Rede dich nicht heraus. Rede nichts schön. Sei schonungslos ehrlich. Erwarte keine Gegenleistung. Bitte um Vergebung.

2. Mach eine Therapie oder einen Entzug

Wenn du Defizite und ungelöste Konflikte in dir entdeckst, die du alleine nicht beheben kannst, geh zu einem Therapeuten. Gleiches gilt, wenn du vergangene Traumata nicht verarbeitet hast. Wenn du unter ihnen leidest oder wenn sie dein Verhalten bis heute bestimmen und beeinflussen, suche dir qualifizierte Hilfe, damit du mit diesen Belastungen zukünftig besser umgehen kannst.

3. Erkenne den Gewinn in deinem Situation

Du hast dir beispielsweise jahrelang erlaubt, deine Familie durch Selbstmitleid, Aggressivität und unangemessenes Verhalten zu belasten. Dadurch hast du die Zuneigung und das Vertrauen von Partner und Kindern verspielt. Aber du hast dadurch erkannt, dass dein Karrierestreben dich aggressiv gemacht und gestresst hat. Du hast dir daraufhin einen anderen Job mit weniger Stress, weniger Termindruck und weniger Verantwortung gesucht.

4. Nimm eine realistische Haltung zum Geschehen ein

Verliere dich nicht in Träumen und Vorstellungen von dem, was hätte sein können oder in deiner Vorstellung sein müsste, weil du Reue empfindest. Schau dir die Situation realistisch an. Erkenne, dass du der Verursacher all dessen warst – und nun mit den Folgen leben lernen musst. Der historische Buddha machte bereits vor 2.500 Jahren seine Mitmenschen auf die Bedeutung von selbst gelegten Ursachen und daraufhin eingetretenen Wirkungen aufmerksam.

5. Triff in Zukunft bewusstere Entscheidungen

Wer unter Stress oder im Streit im Affekt handelt, ist selten überlegt und reflektiert. Triff wichtige Entscheidungen erst nach reiflichem Nachdenken und mit Abstand von der belastenden Situation. Mach dir die möglichen Folgen deiner Entscheidung bewusst. Sprich mit anderen über deine Probleme.

6. Nutze das späte Erwachen, um neue Wege zu wagen

Reue kommt meistens zu spät. Der Fehler wurde bereits gemacht – und oft nicht nur einmal. Die Folgen deiner unguten Entscheidungen sind bereits eingetreten. Nutze das Gefühl echten Bedauerns, um dein Selbstbild infrage zu stellen. Erkenne den Wert, den dieses für dich hatte. Hat dein Selbstbild dir wirklich gedient? Oder bist du gar nicht diejenige, als die du dich inszeniert hast? Das Leben ist eine Reise, auf der wir täglich neu mit uns beginnen können. Daraus kannst du Gewinn ziehen.

7. Reue leitet im besten Fall inneres Wachstum ein

Wenn du Reue empfindest, kommt die Erkenntnis des falschen Handelns, des übergriffigen Verhaltens oder des Weghörens zu spät. Was nun folgt, nennen die Buddhisten Erwachen. Im buddhistischen Sinne bedeutet Erwachen, dass daraus Einsicht erfolgt – nicht aber, dass Schuld auf andere abgewälzt wird, um das eigene Versagen zu schmälern.

Steh zu dem, was du versäumt oder getan hast, kompromisslos und vollumfänglich. Egal, was es war. Du kannst daran reifen. Wachse über den Menschen hinaus, der du bist. Verpflichte dich innerlich, niemals wieder so erbärmlich, kleinlich oder aggressiv zu sein. Erkenne deine Aufgabe darin, ein besserer Mensch zu werden. Davon profitieren alle. Du selbst am meisten.

8. Reue dient der Persönlichkeitsentwicklung

Ganz genau. Es dient nicht der Selbstzerfleischung oder dem Schwelgen in Schuldzuweisungen an andere. Sie dient der Selbsterkenntnis, aber nicht dem Rechtfertigen eines Rachefeldzuges gegen jene, die einen die Folgen seines Handelns und Nicht-Handelns erleben lassen. Diese Menschen können zu Lehrmeistern werden. Sie dienen uns als Spiegel, damit wir erkennen können, wie wir uns verhalten und wer wir sind.

Wer tiefe Reue empfindet, zeigt Größe. Er unterlässt es, die Verantwortung für das Geschehen auf andere abzuwälzen. Selbst wenn andere nicht ganz unbeteiligt waren, dass es so gekommen ist, übernimmst du vorbehaltlos die Verantwortung für den Anteil, den du zu der Situation beigetragen hast. Überlass das Erwachen weiterer Betroffener ihnen selbst.

9. Reue erfordert am Ende Vergebung

Nach jeder tiefen Einsicht über das eigene Versagen erfolgt die Reue. Sie erfordert, dass du dir selbst und allen anderen Beteiligten vergibst, damit du wachsen kannst. Jahrelange Schuldgefühle lähmen dich. Beginne den Prozess der Veränderung deines Denkens, Fühlens und Verhaltens mit dem ersten Schritt: der Erkenntnis, dass du nicht der Mensch bist, der du sein wolltest.

Verweile gedanklich im Bedauern, dass du dich über dich selbst getäuscht hast. Doch statt im Bedauern und dem Gefühl des Versagens steckenzubleiben, schöpfe daraus Kraft. Du kannst über diese Version deiner Selbst hinauswachsen. Gelegentlich zu versagen, ist menschlich. Niemand ist davon frei. Steh wieder auf und richte deine Krone. Arbeite an den Themen, die das Leben und das aktuelle Geschehen dir aufgegeben haben. Sieh dich nicht als Versagerin an, sondern als jemanden, der aus Fehlern lernt.

Foto: Halfpoint / stock.adobe.com
Quellen: esquire.de; wemynd.de

AJOURE´ Redaktion
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