Unsere Musik kommt von der digitalen Playlist, den Überblick über die eigene digitale Bilderflut haben nur noch die wenigsten und die Einladung zum anstehenden Geburtstag versenden wir in wenigen Sekunden per Mail oder WhatsApp. Ach, die schöne neue Technik-Welt könnte man meinen. Könnte man. Denn immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst für den zeitweiligen Ausstieg aus digitalen Sphären und entdecken stattdessen wieder die Reize des analogen Zeitalters. Egal ob Vinyl, Brettspiele oder Einladungskarten per Post, fast alle Aspekte des modernen digitalen Lebens kannst du im analogen Format (wieder)entdecken – und damit den Vorzügen der alten Technik auf die Spur kommen. Doch was macht die Faszination des Analogen aus? Und über welche analogen Möglichkeiten solltest du unbedingt nachdenken? Wir gehen dem Trend zum Analogen auf den Grund.
Vinyl:
Musikalische Freuden mit unvergleichbarem Charme
Schallplatten waren gestern? Mit diesem Irrglauben räumen die aktuellen Zahlen der Branche nachhaltig auf. Die Hersteller von Plattenspielern und Schallplatten verzeichnen seit einigen Jahren deutlich steigende Absätze. Die Faszination der scheinbar veralteten Technik liegt dabei gerade im Gegensatz zwischen analog und digital. Anstatt auf Knopfdruck jeden beliebigen Song abspielen zu können, musst du vom Auflegen der Platte bis zum Platzieren der Nadel mehrere Schritte vollziehen, um deine Musik genießen zu können. Ob der gewünschte Titel überhaupt verfügbar ist, hängt zudem von deiner Sammlung oder dem Sortiment im Plattenladen ab. Gerade das Suchen und Stöbern in Kombination mit dem praktischen Tun, bevor die ersten Töne erklingen, machen Schallplatten so beliebt.
Einladungen und Briefe per Post verschicken:
Persönlich, verbindlich und zeitlos gefragt
Ja, eine digitale Nachricht ist binnen Sekunden geschrieben und genauso schnell beim Empfänger angekommen, während das Briefe schreiben Mühe kostet und das fertige Werk mindestens einen Tag bis zum Ziel braucht. Doch gerade in diesen Fakten liegt auch die besondere Anziehungskraft der analogen Variante. Wer einen persönliche Einladungskarte in den Händen hält, spürt unweigerlich die Wertschätzung des Adressaten. Mit einer selbst verfassten und gestalteten Einladung – ganz besonders zu einem runden Geburtstag – kannst du in Zeiten der Unverbindlichkeit und Schnelllebigkeit einen bewussten Gegenpol setzen und deine Botschaft stattdessen persönlich überbringen. Egal ob Einladung oder Brief an die beste Freundin, ein Brief hinterlässt einen weitaus bleibenderen Eindruck als jede digitale Nachricht.
Analoge Fotografie:
Zurück zur Wertschätzung für jedes Bild
Ein Schnappschuss mit dem Handy ist schnell gemacht – und gerade darin sehen Fans der analogen Fotografie den Nachteil der modernen Technik. Ist das Foto direkt auf dem Bildschirm zu sehen, geht das freudige Warten auf das hoffentlich gelungene Ergebnis und damit auch die Hochachtung vor dem einzelnen Bild verloren. Ganz anders sieht es mit der analogen Kamera aus: Hast du den Film voll geknipst, musst du ihn zuerst zum Entwickeln bringen und siehst erst Stunden oder Tage später, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Und mit der Sofortbildkamera blickst du minutenlang freudig auf das Foto, das langsam erscheint. Die fertigen Bilder hältst du nun wiederum direkt in den Händen und hast damit etwas zum Anfassen, das noch Jahre später zum ausgiebigen Betrachten in gemütlicher Runde einlädt.
Kalender oder Journal schreiben:
Gedanken ordnen beim Schreiben von Hand
„Natürlich habe ich mir den Termin notiert, aber irgendwie ist er trotzdem in Vergessenheit geraten …“ Kennst du solche Situationen? Dann geht es dir wie vielen Menschen, die trotz vieler digitaler Alternativen regelmäßig zu Stift und Zettel greifen. Das handschriftliche Aufschreiben von Terminen und Gedanken fördert erwiesenermaßen die Verankerung im Gedächtnis und hilft dabei, die vielfältigen Impulse des Tages zu ordnen und zu verarbeiten. Beim Schreiben von Hand bist du zudem gezwungen, deine Gedanken zu präzisieren und gelangst auf diese Weise oft sogar zu neuen Erkenntnissen.
Brettspiele:
Analoge Spielfreuden für Jung und Alt
Immer neue Spielekonsolen, Spielformate, Apps und Zubehörteile drängen auf den elektronischen Spielemarkt – und dennoch erleben Brettspiele derzeit einen nicht endenden Boom. 2016 wurden mehr als 40 Millionen analoge Spiele und Puzzles verkauft und die Hersteller freuten sich über zweistellige Umsatzzuwächse.
Was aber macht den Zauber des klassischen Brettspiels aus? Wer selbst sein Glück am Würfelbecher versucht oder in die fantastischen Welten moderner Spiele eintaucht, kommt den zahlreichen Geheimnissen schnell auf den Grund: Beim gemeinsamen Spiel genießen die Mitspieler besondere Momente der Zusammengehörigkeit, stellen sich von Angesicht zu Angesicht der spielerischen Herausforderung, fiebern bei Glück und Pech der anderen hautnah mit, beweisen je nach Spiel Intelligenz, vorausschauendes Denken oder auch Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz – und stehen am Ende der Spielrunde zumeist mit strahlendem Lächeln vom Tisch auf. Das breite Themenspektrum der Spielwelten von Hexen über historische Schauplätze bis hin zu futuristischen Welten hält dabei für jeden Geschmack etwas bereit. Oder möchtest du es lieber mit Klassikern wie Monopoly versuchen? Mitspielen lohnt sich in jedem Fall!
Bücher:
Eintauchen in fremde Welten auf klassische Art
Rein theoretisch sind gedruckte Bücher in Zeiten der E-Reader schlicht überflüssig. Aber kannst du dir einen gemütlichen Leseabend mit Blick auf ein digitales Display vorstellen? Sollte dir das Schwierigkeiten bereiten, geht es dir wie zahlreichen Leseratten, die nach wie vor aus Überzeugung zum gedruckten Buch greifen. Das im wahrsten Sinne des Wortes greifbare Buch zum Umblättern erzeugt beim Vor- und Selberlesen eine ganz andere Wirkung als der digitale Ersatz – und verströmt damit eine Magie, der sich begeisterte Leser nicht entziehen können. Trotz leicht sinkender Absatzzahlen in den vergangenen Jahren sagen Experten dem klassischen Buch daher eine solide Zukunft voraus.
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