Mode- und Fashion-Hochburgen wie Paris oder London gelten als Aushängeschild für den europäischen Schuhmarkt. Aber auch in Ländern, die bisher nicht als Hotspot der Schuhindustrie gelten, gibt es immer mehr Unternehmen, die es verstehen, stylisches Schuhwerk zu entwerfen, auf Nachhaltigkeit zu achten und ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden. Kooperationen zwischen ortsansässigen und ausländischen Schuhherstellern können nicht nur unternehmerischen Erfolg generieren, sondern auch verschiedene Kulturen einander näherbringen.
Innovative Konzepte in Äthiopien
Auch in Afrika und speziell Äthiopien tut sich seit längerer Zeit etwas in Sachen Schuh- bzw. Sneakerindustrie. Unternehmen wie ENZI oder die äthiopische Unternehmerin Bethlehem Tilahun Alemu gelten als treibende Wirtschaftskräfte, ihrem Land eine führende Position auf dem internationalen Schuhmarkt zu verschaffen. Beispielsweise eröffnet SoleRebels, das Unternehmen von Tilahun Alemu, in diesem Jahr ein zweites Geschäft in Taiwan und plant 30 weitere Franchise-Läden rund um den Erdball. ENZI hingegen verfügt über eine Sneaker-Factory in Äthiopien und konnte in den letzten Jahren ein gut funktionierendes Business aufbauen.
Die äthiopische Schuhherstellung entwickelt sich trotz des auch in Afrika eingestürzten Marktes positiv. Gerade weil viele kleine Betriebe aufgrund des schwierigen Umfeldes ohne Arbeit dastehen, legen Unternehmen großen Wert darauf, ihren Mitarbeitenden vor Ort (bei denen es sich oft um junge Menschen handelt) so viel wie möglich zurückzugeben. Dabei gilt die Devise: Nachhaltig, cool und trotzdem wirtschaftlich!
Äthiopiens Schuhbranche will gerechte Arbeitsbedingungen und Entlohnung
Die Nachhaltigkeit in Produktionsstätten, angemessene Arbeitsbedingungen und vor allem eine gerechte Entlohnung sind Themen, die in Äthiopien leider nicht immer vorherrschen und oftmals nicht realisiert werden. Zahlreiche Unternehmen, vor allem Konzerne aus Industriestaaten, lassen in Drittländern produzieren und schenken diesen Themen nicht immer die notwendige Aufmerksamkeit.
Obwohl Äthiopien als ein Hotspot für billige Arbeitskräfte gilt, legen Unternehmen wie ENZI viel Wert darauf, dass Mitarbeitende sichere Arbeitsplätze vorfinden und für äthiopische Standards fair entlohnt werden. So möchte man vor allem jungen Menschen aufzeigen, dass der Wirtschaftsstandort Äthiopien in Zukunft wieder an Bedeutung gewinnt. Dafür muss allen voran die Unternehmenspolitik aussichtsreiche Möglichkeiten aufzeigen.
Es geht darum, Talente im Land zu halten. Kooperationen mit äthiopischen Unternehmen geben Locals vor Ort eine Perspektive und können dabei helfen, die seit Jahren beobachtete, verstärkte Auswanderung vor allem junger Leute zu verhindern. Durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze möchte man deshalb nicht nur den hohen Kosten, sondern auch den mit einer Flucht nach Europa verbundenen Gefahren entgegentreten.
Kooperation auf Basis von Nachhaltigkeit und hoher Qualität
Ein Beispiel für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen deutschen und äthiopischen Unternehmen ist die Kooperation, die das Berliner Label N91 Berlin (Teil der Shoepassion Group) im Laufe der nächsten Monate mit ENZI vorstellen wird. Im Rahmen einer langfristigen Zusammenarbeit soll eine jährlich wiederkehrende „Capsule Kollektion“ entstehen, die die kulturellen Merkmale zweier Nationen widerspiegeln und die Sneaker-Industrie hinsichtlich des Nachhaltigkeitsaspekts weiterhin wachrütteln soll.
Bei der Kooperation steht vor allem qualitativ hochwertiges Material an erster Stelle, dies wird durch stärkere Fasern sowie durch altes Leder erzielt. Dabei wird nur chromfreies Leder für die Schuhe weiterverarbeitet, das von natürlich verstorbenen Tieren stammt. Damit möchten die beiden Kooperationspartner ein Zeichen setzen und auf lange Sicht auch weitere Unternehmen dazu inspirieren, sich wichtigen Themen wie fairer Entlohnung und lokaler Herstellung zu widmen.
Foto: ENZI