„Männer machen das. Männer trinken Bier.“ Über diese zwei Sätze, die ich neulich gehört habe, könnte ich mich stundenlang amüsieren. Denn die Worte waren so bestimmt formuliert, dass ein ganz klarer Gruppenzwang durchschimmerte.
Männer trinken also Bier. Gut, dass wir das schon mal geklärt hätten. Nur neuerdings weiß ich auch, dass noch lange nicht jeder Mann das Getränk auch mag, es aber trotzdem hinunterspült. Macht es diesen Menschen denn etwa automatisch unmännlich, wenn er auf das plakativ männlichste Getränk des Universums irgendwie nicht so richtig steht?
Nehmen wir an, da sitzen zehn Männer in einer Kneipe, um sich das Champions-League-Finalspiel anzuschauen. Hand aufs Herz: Sitzt da einer, der sich die Weinkarte bringen lässt?
Genau so könnte man das Spiel umdrehen. Zehn Frauen sitzen zusammen, um zum gefühlt dreihundertfünfundsiebzigsten Mal die erste Staffel von Sex and the City zu sehen – wird da eine von ihnen den herumgehenden Prosecco ablehnen? Wahrscheinlich, ja, eine. Die ist aber die Ausnahme und hat auch eigentlich so gar nicht wirklich Lust auf Beziehungsprobleme und überzogene Kreditkarten.
Trotz allem herrscht innerhalb Geschlechtergruppen ein latent aufdringlicher Gruppenzwang, dem man manchmal so automatisch angehört, dass es höchstens das Unterbewusstsein mitbekommt. Das fängt bei rosa und blau an und hört dort auf, dass manche Elternpaare auf grau umschwenken, um dem Kind einen vollkommenen Freiraum zu geben, damit es sich früh genug entscheiden kann, ob es als Männlein oder Weiblein durch die Welt hüpfen möchte.
Spaß beiseite. Der Mädelskram und das Stammtischgelaber sind so urtypische Verhaltensweisen, dass man meinen könnte, sie würden mit dem Storch persönlich gebracht werden. Beides sind Formen von Zugehörigkeit – Verhaltensweisen, über die wir uns definieren können, wenn wir mal wieder auf der Suche nach der eigenen Identität sind. Das merke ich beispielsweise daran, dass ich mich ganz oft Serien wie The Mindy Project oder eben der geliebten Carrie widme, wenn ich weiblichen Input von außen brauche. Wenn ich mich wieder rundum wohl fühlen möchte. Und wenn ich mich in den Charakteren selbst erkennen will.
Das wird bei Männern nicht anders sein. Minus dem Punkt, dass sie das nie zugeben würden. Also trinkt man vielleicht ab und an auch mal ein Bier, obwohl man ihm einen Wein vorziehen würde, um sich keine halbgaren Machosprüche anhören zu müssen. Man unterliegt für kurze Zeit dem Gruppenzwang, um sich zugehörig und gut zu fühlen. Vielleicht auch manchmal einfach, um nicht aufzufallen und in der Menge untertauchen zu können.
„Männer machen das. Männer trinken Bier“. Der Spaßvogel sollte allerdings aufpassen, sich nicht hinter seinen Worten zu verstecken. Denn schwierig wird es für Männer, wenn sie vor sich selbst etwas zugeben müssen, wovon sie selbst gar nicht so begeistert sind. Die neue Vorliebe oder Abneigung könnte ja ein derart unmännliches Bild auf sie werfen. Man muss doch Mann sein, wenn man Mann ist.
Aber müssen muss niemand was. Und zu sich und seiner aus einer Männerrunde hervorstechenden Individualität zu stehen, kann manchmal verdammt sexy sein.
Stößchen, äh, Prost.
Foto: Anika Landsteiner