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Kolumne: Wenn Sugardaddys salonfähig werden…

Ich habe am Wochenende einen Film geschaut, in dem Diane Keaton eine Konversation mit Jack Nicholson darüber führt, dass Singlemänner ab einem gewissen Alter (40+), die jüngere Freundinnen haben, oftmals Anerkennung aus eigenen Reihen geschenkt bekommen – während Frauen, die einen jungen Mann daten, schief beäugt werden.
Ist das so?

Ja, ich glaube, das ist so. Alleine schon deswegen, weil es keinen weiblichen Hugh Hefner gibt.

Das Klischee vom reichen Sugardaddy, der heute das und morgen jenes It-Girl durchfüttert, ist längst gesellschaftsfähig. Während Frauen bei diesem Thema mit den Augen rollen, schauen die Männer oftmals voller Neid, allerdings eben auch Anerkennung, auf das Paar.

Seitens der Frauen wird der ältere Herr schnell kategorisiert, beispielsweise als jemand, der eine Midlifecrisis durchlebt oder nicht erwachsen werden möchte oder eben seinen Stand in der Gesellschaft ausnutzt, um das zu kriegen, was angeblich alle Männer wollen:
Einen jungen Hüpfer, der eben noch hüpft.

Hugh Heffner auf Beutefang
Hugh Heffner auf Beutefang

Aber lassen wir mal das Klischee des wohlhabenden Daddys zuhause und schauen uns an, dass es auch ohne Kohle und nennenswerten Lebensstand Männer gibt, die sich bewusst in den blutjungen Reihen umschauen. Wird das irgendwie negativ gewertet? So wirklich nicht. Seine Außerwählte findet ihn unglaublich sexy und junggeblieben und gibt bei ihren Freundinnen damit an, die unreifen Burschen einfach mal auszulassen. Während seine Freunde ihn fragen, wie er das anstellt, mit diesem jungen Ding. Vielleicht werden die Beiden manchmal belächelt und der Beziehung ein sehr baldiges Happy-End zugesprochen. Das war’s dann aber auch.

Wenden wir uns den Damen zu. Eine Frau, die in die Jahre gekommen ist oder – wie sie es formulieren würde – in ihren besten Jahren verweilt, dazu aber alleinstehend ist, schlüpft oftmals automatisch und sehr unfreiwillig in die Rolle der alten Jungfer. Freundinnen haben stets den inneren Drang, sie verkuppeln zu müssen und fremde Menschen fragen sich, warum „diese tolle, unabhängige Frau niemanden findet, der ihr das Wasser reichen kann“? Tja, man macht sich irgendwie Gedanken hoch zehn, sobald die Rollen vertauscht sind.
Eine Frau, die Lust auf einen jüngeren Mann hat? Da seh’ ich sofort mögliche Überschriften der Klatschpresse, die da lauten:

„Sie hat ihn sich geangelt – und er ist 21 Jahre jünger!“ oder „Was muss sie kompensieren?“ oder „Braucht sie wirklich diesen Toyboy, um das Glück zu finden?“ Man weiß es nicht, man munkelt aber.

Unter’m Strich finde ich, dass Alter keine Rolle spielt. Wenn sich Menschen verlieben, die Jahrzehnte trennt, dann ist es eben so. Schlimm an der Sache ist nur, wenn das Ganze einem Zweck dient und Gefühle nie im Spiel sein werden. Und, seien wir mal ehrlich, das ist leider oft der Fall. Denn dass sich zwei Menschen suchen und finden, die aus komplett verschiedenen Zeiten kommen, anders denken und an verschiedenen Punkten im Leben stehen, ist verdammt selten. Man beachte die Promibeziehungen, die keine Altersgrenzen kennen und schon geschieden sind, bevor die Gute überhaupt zum Altar hinunterschreitet. Da ist die gemeinsame Zukunft nicht mehr als der Schnee von gestern.

So oder so scheint es mir, dass Singlefrauen, die alleinstehend, jedoch unabhängig sind, einschüchternd auf so manche Männer wirken. Vielleicht greift sie ja nur deswegen auf einen Vito-Schnabel-Verschnitt zurück, möchte aber eigentlich in den Armen eines ihr ebenbürtigen Herren liegen?

So lange ein Mann mit dem Alter immer attraktiver wird, beziehungsweise, nein, solange es Frauen gibt, die das so sehen, wird den Hugh Hefners dieser Welt weiterhin brav zugenickt und die Frau Mitte 50 verkuppelt, bis sich die Balken biegen.

Fotos: Anika Landsteiner; Hugh Hefner von Alan Light (Flickr) via cc by 2.0

Anika Landsteiner
Anika Landsteinerhttps://anikalandsteiner.de/
Anika Landsteiner wurde 1987 geboren und arbeitet als Autorin und Journalistin. Ihr Fokus liegt dabei auf gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, Tabuthemen, Feminismus und Popkultur. Als Kolumnistin nimmt sie uns mit auf ihre gedanklichen Reisen und gibt uns immer wieder neue Denkansätze.

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