Der Klischeesatz schlechthin, wenn es um das Beenden einer Beziehung geht! Immer wieder ausgesprochen und von Vielen verhasst. Fünf Worte, die auch ich bereits in den Mund genommen, aber ebenso selbst schon zu hören bekommen habe. Mittlerweile vermeide ich es zwar diese auszusprechen, habe sie in den meisten Fällen aber stets im Hinterkopf. Es steht nicht zur Diskussion, dass es sicher das Letzte ist, was eine verflossene Liebschaft in diesem Moment hören möchte, aber was ist an dem Gedanken eigentlich so falsch?! Wieso muss es denn immer damit enden, dass man das Gegenüber mit Verachtung und vulgären Beleidigungen bestraft? Schlammschlacht Deluxe infolge von gebrochenem Herzen und verletztem Stolz. Unter diesen Voraussetzungen ist es vollkommen verständlich, dass eine gescheiterte Beziehung nicht direkt in eine Freundschaft übergehen kann. Es ist also durchaus gerechtfertigt, sich Zeit zu nehmen, Abstand zu gewinnen und das Geschehene zu verarbeiten.
Das Arschloch und die Alte
In meinen Augen liegt genau hier das Problem. Die Meisten von uns möchten nicht verarbeiten, sondern schlichtweg vergessen. Gefühlsphasen werden verdrängt, statt durchlebt. Es wird nicht mehr versucht bestimmte Handlungen nachzuvollziehen. Zu viel Auseinandersetzung! Was diesem Elend am besten entgegenwirken kann? Feindseligkeit! Das wohl bekannteste Schutzschild der Menschheit. „Ersetze die große Liebe durch den blanken Hass und du kannst dich wieder in Sicherheit wiegen.“ Aber entspricht das wirklich der Wahrheit oder zögert man den Gesamtprozess mit dieser Einstellung am Ende nicht sogar noch mehr heraus?! Ist man ehrlich zu sich selbst, muss man sich eingestehen, dass man nicht nur anderen, sondern vor allem auch der eigenen Person etwas vormacht. Hass entsteht in der Regel aus verletzten Gefühlen und zeugt nicht davon, dass diese verarbeitet wurden. Lerne ich also einen Mann kennen, der seine Ex erbarmungslos in den Dreck zieht, ist mit ziemlicher Sicherheit auch immer noch Liebe im Spiel.
Like mich am Arsch!
So viele Frauen und Männer verlieren nach der Trennung jeglichen Respekt zueinander. All die schönen Momente und gemeinsamen Stunden sind, mit der meist vernünftigen Entscheidung sich zu trennen, vergessen. Mehr noch, sie werden durch Kaltherzigkeit und Zorn abgelöst und machen ergo auch die glücklichen Erinnerungen zunichte. Als erste Reaktion folgt das Entliken auf Instagram und Facebook, sowie das Blockieren auf WhatsApp. Wow, welch Todesstoß! Ich möchte selbstbewusst behaupten, dass mir nie eine Trennung leichtgefallen ist, sie auch nicht immer auf rationalen oder vernünftigen Entscheidungen basierte und von mir trotzdem immer gleich aufgenommen wurde. Erwachsen und mit Abstand. Warum einen Menschen, den ich liebte, der mich liebte und mit dem ich intime Momente teilte demütigen? Der Schmerz mag oft tief sitzen, doch gehört zu einem Scheitern auch immer ein beidseitiger Schuldanteil.
Auch mal an die eigene Nase fassen
Ich selbst habe zum Großteil meiner Ex-Partner noch immer ein gutes Verhältnis. Das bedeutet nicht, dass wir in regelmäßigen Abständen miteinander abhängen oder uns gegenseitig in den Himmel loben. Natürlich gab es für die scheiternde Beziehung bei jedem einzelnen seine guten Gründe. Gründe, die man auch nach außen hin nicht verschweigen muss. Man kann diese sehr wohl kommunizieren, auch wenn sie eigentlich niemanden etwas angehen! Dabei muss man den anderen aber auch nicht in die Pfanne hauen. Denn sind wir ehrlich, meist basiert die entstandene Enttäuschung eher auf einzelnen Handlungen, statt der ganzen Person. Manchmal sogar lediglich auf einer unterschiedlichen Entwicklung der Lebenswege, Ziele und Persönlichkeiten. Die Beziehung muss also irgendwann auch mal ihre guten Seiten gehabt haben, sonst hätte man sie wohl nie geführt. Wenn doch, dann liegt es wohl eher an der eigenen Dummheit, dass man sich diesem Unterfangen nicht bereits früher entledigt hat. Dafür dem anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, zeugt nicht unbedingt von Charakterstärke.
Trenne dich von Gefühlen, nicht von Menschen!
Auch ich wurde von dem ein oder anderen Partner betrogen und müsste lügen, wenn ich behaupten würde, es hätte mich nicht verletzt. Natürlich ist es kein schönes Gefühl von einer geliebten Person enttäuscht zu werden. Ein gebrochenes Herz kann einen über Monate in die Knie zwingen. Aber was bringen Selbstmitleid und Hasstiraden? Nichts! Stattdessen kann man in solchen Situationen auch gewinnen! Was? Beispielsweise ein Gesprächsthema für die nächste Party, ein paar Erfahrungen und eventuell auch einen guten Freund. Vielleicht ist Freundschaft aber auch zu viel gesagt. In der heutigen Kolumne geht es mir vielmehr darum, sich bei kreuzenden Wegen noch in die Augen sehen zu können. Man sollte nie vergessen, dass da irgendwann mal Liebe im Spiel war. So habe ich gescheiterte Beziehungen genutzt, um sowohl an mir, als auch meiner Einstellung zu arbeiten. Viele Fehlgriffe hatten tatsächlich auch ihr Gutes und ich habe stets versucht, jedem davon in die Augen zu sehen! Manchmal früher, manchmal später! Mit ein Grund, weshalb ich mit den Jungs auch heute noch das Glas heben kann. Sogar mit den „Arschlöchern“. Viele mögen nun denken, ich bin ein naives Mädchen! In meinen Augen zeugt es allerdings von Größe, über den Dingen zu stehen und nicht den Menschen, sondern den Gefühlen in den Arsch zu treten. Nicht in Form von Hass, sondern lediglich einer gesunden Gleichgültigkeit!
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