Die Glücklichsten Menschen der Welt leben einer Studie zufolge in Nigeria. In einem Land also, wo der Durchschnittsmensch 2€ am Tag zum Leben hat. Wir Deutschen seien dagegen chronisch unglücklich. Aber wieso?
Wir genießen Wohlstand und Modernität, stabile Demokratie und gute Wirtschaft, Naturkatastrophen lassen uns weitestgehend in Ruhe, wir haben Arbeit, genug zu essen und eigentlich nichts zu Meckern. Und trotzdem tun wir es: Meckern. Es ist des Deutschen liebstes Hobby. Mehr noch als Gartenpflege und Versicherungen abschließen.
Meine Freundin zum Beispiel. Die ist ungelogen ständig am Heulen. Weil sie keinen Kerl findet, weil sie ihr Studium nicht hinkriegt, weil es bei McDonald’s keine Milkshakes mehr gab… und und und… Es ist kaum zu ertragen. „Macht dir das Leben überhaupt noch Spaß, wenn du bei jeder Kleinigkeit anfängst zu jammern?“ „Was soll ich denn sonst machen??“
Ja…was soll man als Mensch im Dauerunglück eigentlich machen? Kann man „Glücklichsein“ lernen? Gibt es dafür ein Rezept? Eine Step-by-Step-Anleitung? Andere schaffen’s ja auch, sich nicht ständig in irgendeine Ecke zu verkriechen, wenn’s im Leben mal unangenehm wird. „Heul nicht so viel“, hab ich ihr gesagt, „Zähl das, was du hast, und trauer nicht ewig dem hinterher, was dir fehlt.“ Wenn Menschen in Nigeria, Vietnam oder Ghana sich mit so gut wie nichts in den Händen zu den zufriedensten und glücklichsten Menschen zählen, wieso kannst du das dann nicht?
Manchmal stehen wir uns vielleicht zu sehr selbst im Weg
Alles, was wir tun, unser ganzes Leben und unser höchstes Ziel, ist daraufhin gerichtet, glücklich zu sein. Das Problem dabei ist: Glück ist viel subtiler als Unglück. Wir sehen das, was uns gut tut, unklarer als alles, was uns stört. Unglücklich sind wir dann, wenn wir nicht das kriegen, was wir wollen. Die Ironie an der ganzen Sache ist, dass wir immer das wollen, was wir nicht haben (können). Und das ist furchtbar traurig, denn auf diese Weise sorgen wir selbst dafür, uns chronisch unglücklich zu machen. Was uns im Gegenzug also glücklich macht? Mal die Augen zu öffnen. Sich auf das Gute zu konzentrieren und den Blick zu bekommen für das, was wir haben. Voraussetzung für das Glücklichsein ist nämlich zu allererst mal erkennen, dass es da ist. Und das ist eine Sache der Einstellung. Wir müssen uns verabschieden von der Opferrolle, um unser Leben aus der Sicht eines Gestalters zu betrachten, der sein Glück in der eigenen Hand hat.
Manchmal stehen wir uns vielleicht zu sehr selbst im Weg. Weil wir Dingen hinterherjagen, die vor uns davonrennen. Weil wir an Menschen und Situationen festhalten, die uns längst losgelassen haben. Weil wir immer mehr wollen und nie genug kriegen. Und dadurch unseren Sinn verlieren für das, was uns glücklich machen könnte.
Dabei sind es gerade die kleinen Dinge und die banalen Alltäglichkeiten, die wir möglicherweise nicht genug schätzen oder die uns vielleicht nicht bewusst genug sind. Es ist nicht der Lottojackpot, der uns Lebensfreude einbringt: Es ist gutes Essen und einen Tag ausschlafen, das letzte Paar High Heels in unserer Größe ergattern (während der SALE-Saison!!), Zeit zu haben für Dinge und Menschen, die wir lieben. Und es ist vor allem der Freund, den wir nachts um 3 anrufen können, wenn es uns schlecht geht, eine Freundin, die von Labello bis Unterwäsche alles mit uns teilt, eine Familie, die uns auffängt, wenn wir am Boden liegen.
Zum Abschluss noch ein furchtbar sentimentaler Spruch (weil’s einfach sein muss): Es gibt zwei Arten von Glücklichsein: Alles zu kriegen, was man will oder aber das zu schätzen, was man hat. Und da die menschliche Gier schier unendlich ist, ist nur eine von beiden wirklich umzusetzen.
In dem Sinne: Cheers, auf das Glücklichsein!
Foto: A Little Luck von JD Hancock via flickr.com, CC-BY 2.0