Die Auswüchse unserer Konsumgesellschaft macht vielen Menschen zu schaffen. Das minimalistische Lebenskonzept findet immer mehr Anhänger und funktioniert nach dem Prinzip, dass das persönliche Lebensglück und die Lebenszufriedenheit eben nicht von der Anhäufung immer mehr materieller Güter gesteigert werden kann. Ganz getreu nach dem Motto weniger ist mehr. Immerhin besitzt jeder Mensch in Mitteleuropa durchschnittlich 10.000 verschiedene persönliche Dinge.
Minimalismus ist viel mehr als ein Trend, denn wer sich bewusst von Dingen getrennt hat, lebt danach oft dauerhaft viel befreiter und intensiver. In unserer Gesellschaft scheinen die Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung beinahe grenzenlos, doch dadurch sind viele Menschen auch überfordert. Dies ist mitunter ein schleichender Prozess, den du gar nicht als solchen wahrnimmst.
Minimalismus ist ein langfristig angelegtes Lebensstilkonzept
Es sind oft unbewusste Ängste, die dich in deinem Inneren steuern und dir vorgaukeln, dass du immer die neueste Mode besitzen sollst oder nur dann dazu gehörst, wenn du jedem schnelllebigen Trend folgst. Diese Beliebigkeit hat oftmals Auswirkungen, dass wir die wirklich wesentlichen Dinge in unserem Leben zunehmend aus dem Blick verlieren. Minimalismus ist die Chance, sich wirklich auf die wesentlichen Dinge des Lebens zu konzentrieren, unsere wirklichen Leidenschaften und Träume zu verwirklichen. Der Weg dahin ist nicht unbedingt einfach, aber lohnenswert. Es ist längst nicht damit getan, einfach nur seine Wohnung zu entrümpeln und dann zur Tagesordnung überzugehen.
Die minimalistische Lebensweise behält das Wesentliche im Blick
Vielmehr beinhaltet Minimalismus auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion, um dann daraus die richtigen Schlüsse für sich zu ziehen. Für die meisten Menschen ist es sehr schwierig, sich dem Einfluss der konsumorientierten Überflussgesellschaft ganz zu entziehen. Niemand sollte auch von heute auf morgen zum radikalen Minimalisten werden, sondern das Konzept verfolgt die Macht der kleinen Schritte. Wer sich nur mit allerlei materiellen Dingen schmückt, um damit vielleicht Freunde oder seine Nachbarn zu beeindrucken oder nur durch Modeläden shoppt, verliert schnell den Blick für das Wesentliche im Leben aus den Augen. Denn es sind nur die Ablenkungen dieses modernen Lebens, die das innere Bewusstsein für ein glückliches Leben nicht zur Entfaltung kommen lassen. Nicht jedem Trend hinterher laufen, sondern eigene Prioritäten setzen.
Deshalb ist Minimalismus auch in allererster Linie eine Arbeit an sich selbst, an seiner inneren Geisteshaltung. Gemäß dem psychologischen Grundsatz „wie innen so außen“ musst du zuerst deinen Geist, deine Seele entrümpeln, damit das Äußere nachzieht. Minimal Leben, aber maximal entspannen, das bedeutet mehr Ruhe, mehr Zeit, weniger Stress, weniger Dinge und natürlich im Regelfall auch mehr Geld, weil du eben nicht mehr jedem Trend hinterherläufst und denkst alles Mögliche besitzen zu müssen. Es gibt eine ganze Palette von Möglichkeiten, die dir helfen werden, dein persönliches Leben spürbar zu erleichtern. Dafür musst du keine Wunder vollbringen, sondern dich einfach auf diesen wunderbaren Prozess einlassen.
Viele Dinge werden nur aus einer Laune heraus gekauft, nicht benötigt
Es kann damit beginnen, dass du vor jedem Kauf kurz hinterfragst, ob du die Dinge wirklich benötigst, oder ob du nur einer Laune zum Shoppen nachgibst. Du willst die Dinge also einfach nur haben, obwohl du sie überhaupt nicht brauchst. Du gibst viel Geld aus, aber schon nach wenigen Wochen hat sich die Freude über den Erwerb eines Kleidungsstücks oder eines Gegenstands schon wieder gelegt und das Ding verschwindet im Schrank oder in der Ablage. So geht es nachweislich mit 90 % aller Dinge, die gekauft werden. Sollten kleinere Einkaufswünsche auch drei Monate später immer noch auf der Einkaufsliste erscheinen, dann kannst du den Art-ikel getrost kaufen. Bis dahin übe dich in Geduld und du wirst merken, dass viele Artikel, die du einst begehrt hast, von deiner Liste verschwinden.
Veränderungen schriftlich fixieren, um sie im Unterbewusstsein zu verankern
Alles, was schriftlich aufgezeichnet wird, macht Eindruck in unserem Unterbewusstsein und hilft bei der Umsetzung von Vorhaben. Das gilt auch und gerade für den Minimalismus als Lebenskonzept. Setz dich also hin, nimm dir Bleistift und Papier und mache dir einen Wochenplan. Schreib dir beispielsweise auf, welche Dinge du kochen möchtest und welche Zutaten dafür benötigt werden. Diese Vorgehensweise ist Gold wert, denn du kannst in etwa abschätzen, was dich der Einkauf kosten wird. Außerdem tust du auch noch etwas Gutes für die Umwelt, denn durch die gute Planung werden weniger Nahrungsmittel schlecht. Ebenso solltest du niemals hungrig einkaufen gehen.
Minimalisten lassen sich nicht länger von Werbung manipulieren
Die meisten Minimalisten gehen aus Prinzip nur mit Bargeld einkaufen. Diese Vorgehensweise hat sich bewährt, auch wenn du zwangsläufig vielleicht nicht weniger Geld ausgibst, aber es fühlt sich eben ganz anders an, als Plastikgeld. Hilfreich ist es auch, ein eigenes Wochenlimit für die verschiedenen Lebensbereiche schriftlich festzulegen. So hast du genau den Überblick über deine wöchentlichen Ausgaben nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für Kleidung oder Konsumartikel. Erspare dir so viel wie möglich Werbung in deinem Leben, diese wirkt sehr manipulativ und ist oft so ausgerichtet, dass sie sehr schnell ins Unterbewusstsein vordringt und uns zu Spontankäufen verleitet. Von einem erheblichen Teil der allgegenwärtigen Werbung kannst du dich bereits verabschieden, indem du auf deinem Briefkasten ein Schild mit der Aufschrift „Bitte keine unadressierten Werbeprospekte und keine Gratis-Zeitungen“ anbringst.
Nicht genutzte Gegenstände spätestens nach zwölf Monaten entsorgen
Falls du eine Leseratte bist, kann es lohnenswert sein, sich in der nächsten Bücherei anzumelden. Es ist ganz erstaunlich, welche große Auswahl in den meisten Ortsbüchereien geboten wird. Das Ausleihen von Büchern spart mit der Zeit nicht nur eine Unmenge an Geld, sondern auch Zeit, die du ansonsten mit dem Entstauben von Bücherregalen verbringen müsstest. Um den Minimalismus
richtig zu leben, ist erst einmal ein Ausmisten deiner Wohnung erforderlich. Notiere dir dabei Gegenstände auf einer 12-Monatsliste. Von jedem Gegenstand, den du in dem Zeitraum von 12 Monaten nicht verwendet hast, kannst du dich getrost für immer verabschieden. Mit der Zeit wirst du ein Bewusstsein dafür entwickeln, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen.
Ein Umzug in eine kleinere Wohnung sorgt oft für eine bessere Struktur
Wenn du viel mit dem Computer arbeitest, solltest du im Sinne deines neuen minimalistischen Lebensstiles für eine gesäuberte Desktopoberfläche sorgen. Das ist wie ein gesäuberter virtueller Schreibtisch. Wer vom Minimalismus erst einmal überzeugt ist, trägt sich früher oder später vielleicht mit dem Gedanken, in eine kleinere Wohnung umzuziehen. Außerdem solltest du deine Abos analysieren, welche du davon wirklich benötigst oder von welchen du dich einfach nur berieseln lässt. Wir Deutschen gelten als überversichert. Lasse deine Versicherungen deshalb von einem unabhängigen Versicherungsmakler dahingehend überprüfen, ob diese wirklich notwendig sind. Wer überflüssige und überteuerte Versicherungen, die oft sogar mehrfach vorhanden sind, kündigt, trennt sich von unnötigem Ballast und hält die Kosten niedrig.
Das Internet bietet Unterstützung für den minimalistischen Lebensstil
Eingefleischte Minimalisten legen den Fokus auf Qualität, nicht auf Quantität. Es lohnt sich daher beispielsweise, auf ein teures begehrtes Kleidungsstück zu sparen. Du kannst dabei auch im Blick behalten, dir nur solche Kleidungsstücke, Möbel oder Elektrogeräte anzuschaffen, die unter guten Umweltbedingungen und menschlichen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden. Es ist wichtig, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und nicht unnötig in alten Erinnerungen zu schwelgen. Wer sich dennoch nicht trennen kann, könnte verstaubte Fotoalben einscannen und digital abspeichern. Das Internet bietet heute viele Möglichkeiten zum Tausch, zum Ausleihen oder für Sharing. Du musst dir keinen neuen Rasenmäher kaufen, wenn du nur einmal im Jahr deinen Rasen mähst.
Energietankstellen nutzen, um Minimalismus zu etablieren
Nicht zuletzt gehört zum Minimalismus aber auch, seinen Kopf wirklich aufzuräumen und von den Erwartungen anderer oder der Konsumgesellschaft frei zu werden. Wo dabei deine eigenen Grenzen liegen, kannst nur du selbst entscheiden. Alles was dir nicht gut tut, sind Energieräuber, die du getrost hinter dir lassen solltest. Stattdessen schaffe dir Energietankstellen wie Musikhören, Schwimmen, Laufen, Lesen oder Yoga.
Ein vermeintlich sicherer Arbeitsplatz muss nicht auch bedeuten, dass es ein guter Arbeitsplatz ist. Deine körperliche und psychische Gesundheit sollten stets den Vorrang einnehmen und mit der Zeit bekommst du ein Gespür auf allen Lebensebenen dafür, was dir gut tut und was eben nicht. Und von Dingen, die dir nicht gut tun, solltest du dich umgehend und konsequent trennen.
Fotos: AndrejaBudjevac , tulcarion, ArthurHidden, Kwanchai_Khammuean, KatarzynaBialasiewicz/iStock.com