Zack und weg. Gerade war dein (potenzieller) Partner noch an deiner Seite, ihr hattet eine wunderbare Zeit miteinander und in deinem Empfinden wurde auch eure Kommunikation dem Prädikat „allererste Sahne“ gerecht. Und auf einmal ist der Mann wie vom Erdboden verschluckt, reagiert auf keinen deiner Versuche wieder mit ihm Kontakt aufzunehmen und du bist völlig verblüfft?
Klarer Fall eines Phänomens, das es nicht erst seit heute gibt, das aber im Zuge der letzten Jahre deutlich zugenommen hat: Das Ghosting.
Was ist Ghosting überhaupt?
Ein „Ghost“ ist beispielsweise dein Partner, ein dir sehr nahestehender Freund oder der Mann, den du letztens kennengelernt und durchaus attraktiv und interessant gefunden hast. Aber auch einer, der sich nicht die Mühe macht, eure Beziehung offen und ehrlich zu beenden. Sondern ohne klar ersichtlichen Grund wie aus dem Nichts auf Nimmerwiedersehen verschwindet.
Dabei verzichtet er sogar auf eine so kurze und knappe Trennungserklärung wie eine SMS. Zudem hast du keinerlei Möglichkeit, ihn noch einmal in irgendeiner Art und Weise zu erreichen und die Angelegenheit zu klären.
Ein entsprechendes Verhalten erlebst du in den meisten Fällen an der Schnittstelle von freundschaftlich-normalem Kontakt und Beginn der Beziehung. Was aber nicht bedeutet, dass der Mann, auf den du ein Auge geworfen hast, dir nicht auch später noch abhandenkommen kann. Das ist allerdings seltener der Fall.
Was sind die Ursachen für das Ghosting?
In der Regel ist das Ghosting Ausdruck einer gewissen Form von Konfliktscheue aufseiten des Mannes: Er hat schlicht und ergreifend Angst davor, dir mitzuteilen, dass aus dir und ihm kein Paar wird. Dabei musst du nicht einmal unsympathisch oder unattraktiv sein. Er hat einfach das Gefühl, dass es nicht passt und dass er dir damit auf den Schlips treten wird. Also ignoriert er die Tatsache, dass er mit dir auch ganz sachlich-produktiv über diesen Umstand reden könnte.
Darüber hinaus hat er offensichtlich ein falsches Verständnis von gelungener Kommunikation: Natürlich ist es nicht der angenehmste Teil der Beziehung, wenn einer von euch beiden dem anderen mitteilen möchte, dass ihr in Zukunft besser kein Paar mehr sein werdet. Immerhin steht dieser Vorgang doch in Konflikt zu dem harmonisch-stressfreien Beziehungsideal, dem durchaus viele Männer anhängen.
Sein Eindruck, dass du das Motto „keine Antwort ist auch eine Antwort“ schon verstehen wirst, macht den ganzen Sachverhalt aber natürlich nicht besser.
Ein weiterer Aspekt ist ein verzerrtes Verständnis von Verbindlichkeiten. Selbstverständlich seid ihr nicht zwangsweise ein Paar, weil ihr zwei gemeinsame Dates hattet und euch beim zweiten Mal genauso gut oder noch besser als bei der ersten Verabredung verstanden habt. Möglicherweise unterschätzt er deine Lockerheit in dieser Hinsicht und meint, sich so schnell wie möglich aus der Affäre ziehen zu müssen – obwohl er mit dir darüber wahrscheinlich ohne Weiteres sprechen könnte.
Oft spielt zudem eine immer selbstverständlicher gewordene „hire-and-fire“-Mentalität wie beim Online-Dating eine Rolle. In der Konsequenz überträgt er sein Verhalten aus der virtuellen Welt ohne weiter nachzudenken in die Realität.
Das Ergebnis ist aber immer dasselbe:
Er ist schlagartig weg und du fragst dich, wie du dich nun am besten verhältst.
Im ersten Schritt solltest du herausfinden, woran du tatsächlich bist:
Eine völlige Kommunikationsstille ist im Hinblick aufs Ghosting tatsächlich verdächtig – du solltest jedoch keinesfalls zu früh zu sehr panisch werden. Nicht jeder Mann, der sich einen halben Tag nicht meldet, wird früher oder später zum Ghost. Sehr wahrscheinlich hat er nur kurzfristig alle Hände voll zu tun. Auch bietet es sich immer an, einen Mann nicht zu sehr mit Nachrichten zu bombardieren. Die meisten genießen vielmehr die Chance, auch von ihnen selbst aus mit dir in Kontakt zu treten.
Anders sieht es natürlich aus, wenn du ihn innerhalb von zwei bis drei Tagen auf keinem Kommunikationsweg erreichst und er sich auch von sich aus in der nächsten Zeit nicht mehr meldet.
Dann dürfte er sich wohl auf ewig verabschiedet haben – und für dich gilt ab diesem Zeitpunkt: Hake ihn ab und nimm es nicht allzu persönlich. Selbstverständlich bedeutet es zunächst einen Knacks für deine Gefühle, wenn dir jemand auf diese unfaire Art und Weise begegnet. Das ist verständlich und braucht eine gewisse Verarbeitungszeit.
Denke jedoch immer daran, dass ein Mann, der beim Hauch einer möglichen Verbindlichkeit oder eines Problems die Flinte ins Korn wirft, kein Partner auf Augenhöhe ist. Sondern eher einem Kindergartenkind, maximal einem pubertierenden Jugendlichen ohne Konfliktlösungspotenzial, entspricht – und er damit bestimmt nicht deine Kragenweite hat. Oder?
Ansonsten bleibt nur noch die Frage, wie du in Zukunft mit dieser Erfahrung umgehen willst. Im Prinzip gibt es keine Sicherheit, dass dir nicht noch einmal etwas Ähnliches passiert. Aber keine Sorge: Nicht alle Männer sind so, im Gegenteil! Wenn du doch erfahren solltest, dass dein neuer Kontakt schon einmal als Ghost aufgefallen ist, kannst du immer noch die Finger von ihm lassen. Und solange du selbst ehrlich bist, wenn es einmal zwischen dir und deinem (neuen) Schwarm doch nicht so passt, ist alles im grünen Bereich.
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