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Er sagt, er braucht Zeit: Was steckt dahinter und was kannst du tun?

Es gibt so gewisse Sätze im Leben, die uns Frauen des Öfteren etwas aus dem Konzept bringen. Zu diesen Sätzen zählt ganz gewiss die Aussage eines Mannes: „Ich brauche Zeit.“ Was damit wirklich gemeint ist, bleibt oft zunächst im Ungenauen, was zur allgemeinen Verwirrung weiter beiträgt. Irgendwie ist das so eine Aussage, in der alles und nichts steckt und die durchaus Potential für alle erdenklichen Horrorszenarien mit sich bringt.

Warum wir aber bei einem solchen Satz nicht direkt in Panik geraten sollten, und was er mit dieser Aussage tatsächlich gemeint haben könnte, das beantworten wir dir in diesem Artikel.

Der persönliche Wunsch nach etwas mehr Zeit ist keine Seltenheit

Männer sind oft sehr pragmatisch. Und sie streben beruflich danach, die Karriereleiter emporzusteigen. In der Folge bleibt wenig Zeit für andere Aktivitäten und das Privatleben. Dabei vergessen einige, dass der Tag nur vierundzwanzig Stunden hat. Die unterschiedlichen Ansprüche, die an solche Menschen herangetragen werden, können zu Anspannungen und Stress führen.

Wächst der Druck immer mehr, ist der rein praktische Wunsch „nach mehr Zeit“ absolut nachvollziehbar. Jeder möchte einmal durchatmen, um wieder zu Kräften zu kommen. Wenn also ein Mann sagt, er braucht mehr Zeit, dann steckt oft tatsächlich ganz nüchtern genau der Wunsch nach Erholung und etwas Abstand zum Alltag dahinter. Ohne dabei weitere Interpretationsspielräume zu lassen oder den zeitlichen Aspekt auf die Partnerschaftsebene beziehen zu wollen.

Du hast ihm seine Liebe gestanden? Ein „Ja“ braucht manchmal Zeit

Er will dich nicht direkt abweisen, nur weil er nicht auf dein Liebesgeständnis mit deiner Wunschreaktion reagiert hat. Einige Menschen brauchen mehr Zeit als andere, um die Gefühle des Gegenübers richtig an sich heranzulassen. Noch schwieriger wird es für einige Menschen, wenn sie sich aufgefordert fühlen, über die eigenen Gefühle zu sprechen. Deshalb solltest du ihm etwas Zeit eingestehen, nachdem du ihm dein Herz eröffnet hast, ohne dabei seinen Wunsch als Abwehr verstehen zu wollen.

Wir interpretieren Aussagen oft anders, als sie tatsächlich getroffen wurden

Was wir sagen, und was wir hören, das können manchmal zwei völlig unterschiedliche Dinge sein. Bekannt ist uns beispielsweise das „Vier-Ohren-Modell“ aus der Kommunikationslehre, wonach wir je nach Typ und Stimmungslage gleiche Sätze in ihrer Aussage verschieden interpretieren.

Hinzu kommt, dass Männer und Frauen oft anders ticken. Zusammen kann es ein wundervolles Uhrwerk ergeben, doch gelegentlich scheinen die Zeiger in etwas entgegengesetzte Richtungen zu laufen. Irgendwann finden sie dann wieder zueinander, weil beide Zeiger aufeinander „zuticken“.

Auf die Beziehung übertragen, setzt dieses aufeinander zugehen die Bereitschaft zum Kommunizieren und Zuhören voraus. Gut möglich, dass ihr bei diesem Gespräch gemeinsam feststellt, dass er etwas völlig anderes gemeint hat, als du womöglich in dem Moment wahrgenommen hast.

Männer und Emotionen: Manchmal stehen sich beide im Wege

Wir können jetzt nicht in den Kopf eines Mannes schauen, doch wir brauchen gar nicht vertieft nach der Psychologie zu greifen, um im persönlichen Umgang mit Männern festzustellen, dass viele ein vergleichsweise gehemmteres beziehungsweise anderes Verhältnis zu Emotionen haben. Ohne verallgemeinern zu wollen, denn auch hier gibt es Unterschiede.

Im Durchschnitt unterscheiden sich jedoch Männer häufig zu uns Frauen im Umgang mit den eigenen Emotionen. Das mag erzieherische Gründe haben, so manches Kind wird sich noch heute den Spruch anhören müssen: „Männer weinen nicht.“ Wer so aufwächst, der wird bestimmt auch als Erwachsener Emotionen als Herausforderung, im schlimmsten Fall sogar als Schwäche sehen.

Wenn er also sagt, dass er Zeit braucht, dann kann sich dies auf seinen aktuellen emotionalen Zustand beziehen, den er möglicherweise gerne zum Ausdruck bringen möchte, wofür er allerdings „noch Zeit braucht“.

Wenn Ängste Einzug in die Partnerschaft halten:
Beziehung verbinden einige Menschen mit einem anstehenden Verlust

Beziehungsängste sind weniger selten als von einigen Menschen gedacht. Eine Bindungsangst, wie die Phobie vor einer Beziehung allgemein genannt wird, richtet sich nicht gegen eine Sache oder einen Gegenstand. Es ist vielmehr die Angst vor einem Konstrukt, in diesem Fall die Konstellation Beziehung selbst.

Die Angst bezieht sich also auf die innerste Gefühlsebene. Dabei lösen nicht sämtliche Bestandteile einer Beziehung dieses Unwohlsein aus. Aufmerksamkeit, Wertschätzung und körperliche Nähe werden als weniger bedrohlich wahrgenommen. Ganz anders wiederum verhält es sich auf der Beziehungsebene mit Dingen, wie beispielsweise Nähe, Verbindlichkeit oder langfristiger Bindung. Hier gehen bei Betroffenen die Alarmglocken auf Rot, sie reagieren darauf in aller Regel mit Abwehr und suchen eher die Distanz.

Ursächlich liegen die Gründe für eine Bindungsangst in bisher negativ erlebten Beziehungen. Die können einerseits aus der Kindheit resultieren, beispielsweise weil ein Kind ständig nur streitende Eltern erlebt oder von diesen nur auf das Nötigste beachtet wird.

Andererseits können Auslöser für die Angst auch die Folge von unangenehmen bis hin zu bedrohlichen Erfahrungen aus vergangenen Liebesbeziehungen sein. Ständige Seitensprünge, immer belügt werden oder gar psychischer und/oder physischer Gewalt ausgesetzt sein, all das hinterlässt bei fast jedem Menschen Spuren. Insofern erfüllt eine berechtigte Vorsicht zunächst einen recht sinnvollen Zweck, es schützt die Person vor weiteren Verletzungen.

Problematisch für eine Beziehung wird es immer dann, wenn sich die Angst wahllos auf das Gegenüber bezieht. Drückt also ein Mann aus, dass er Zeit braucht, kann damit auch sein innerer Umgang mit seiner persönlichen Bindungsangst gemeint sein.

Nie gut genug: Zu hohe Ansprüche verhindern eine Beziehung

Einige bekommen nie den Hals voll. Das bezieht sich auf ihre Karriere, ihr Konsumverhalten, aber auch auf die Wahl einer Partnerin. Den Ansprüchen dieser Männer kann keine Frau wirklich gerecht werden, weil sie ständig nach etwas Besserem lechzen. Sie suchen also weniger nach Gründen, die die aktuelle Partnerin einzigartig machen, sondern befinden sich innerlich (und nicht selten auch äußerlich) auf der Jagd nach jenem „Material“, was sich vom Jetzigen abhebt.

Solche Männer sind für unsere Bedürfnisse schwer oder kaum erreichbar. Bringt ein solcher Partner den Wunsch nach mehr Zeit zum Ausdruck, dann kann er damit zum Ausdruck bringen wollen: „Ich brauche Zeit für jemand anderen, weil du mir nicht genügst.“

Gib deinem Ex Zeit, wenn er sie braucht

Habt ihr in eurer Beziehung eine Pause eingelegt oder seid zwischenzeitlich getrennt, dann solltest du nicht zu sehr Druck aufbauen. Wenn dein Ex dir signalisiert, dass er Zeit braucht, dann solltest du sie ihm möglichst bedingungslos geben.  Wir Menschen „verdauen“ diese Dinge unterschiedlich und haben unser jeweils ganz eigenes Tempo beim Reflektieren.

Das heißt nicht, dass du ewig auf ihn warten sollst und dich nur von seinem Wohlwollen abhängig machst. Einen gesunden Abstand solltest du ihm aber auf jeden Fall einräumen, wenn er dich darum gebeten hat, da Druck in dieser Situation absolut kontraproduktiv ist.

Was du tun kannst, wenn er Zeit braucht: Diese Tipps helfen dir weiter

Je nach Ausgangslage kannst du dich unterschiedlich verhalten. Grundsätzlich sollte uns klar sein, dass jede Beziehung immer auch aus Kompromissen besteht. Es ist okay, wenn sich dein Partner auch Zeit für seine Freunde, Hobbys und so weiter wünscht. Dass er diesen Dingen nachgehen will, bedeutet nicht, dass du ihm nicht wichtig bist. Im Gegenteil, wir Menschen halten uns dadurch attraktiv, in dem wir aktiv am Leben teilnehmen. In Sachen eigener Haltung empfehlen wir dir folgende Tipps:

  1. Verschließe dich nicht, und signalisiere Offenheit: Du solltest dich nicht beleidigt zurückziehen. Noch weniger, wenn dir nicht einmal die genauen Gründe für seine Aussage bekannt sind. Trete ihm gegenüber offen auf, sei bereit für ein Gespräch, ohne ihn dazu drängeln zu wollen.
  2. Erkläre dich und äußere deine Wünsche: Gelegentlich sind Männer so in ihren (beruflichen) Blasen gefangen, dass sie Stimmungen des Gegenübers nicht adäquat wahrnehmen. Was bei uns selbst verletzend wirkt, muss aber deshalb „aus männlicher Sicht“ nicht unbedingt so gemeint gewesen sein. In einem solchen Fall darfst du nicht davon ausgehen, dass er deine Wünsche und Gefühle von sich aus komplett registriert und richtig interpretiert. Einfacher machst du es ihm, wenn du ihm konkret von deinen Wünschen und Gefühlen berichtest.
  3. Beziehe nicht alles auf dich: Er muss nicht direkt dich oder eure Beziehung gemeint haben, wenn er den Wunsch nach mehr Zeit geäußert hat. Machst du dir zu viele Gedanken, wirst du bei einer Aussprache Gefahr laufen, die „Nadel im Heuhaufen“ finden zu wollen. Du solltest nicht direkt anfangen, Gründe bei dir zu suchen und dich für seine Äußerung innerlich kritisieren. Gehe achtsam mit dir um, und richte deinen Blick mehr auf dich selbst.

Warum nicht den Spieß umdrehen: Nutze die neue Zeit positiv

Du kannst die Situation auch sinnvoll für dich nutzen. Das ist wesentlich besser, als sich im stillen Kämmerlein den Kopf zu zerbrechen. Er braucht Zeit für sich, also warum nicht einen eigenen Schuh daraus machen. Verabrede dich mit alten Bekanntschaften, die du vielleicht gerade wegen der Beziehung etwas vernachlässigt hast. Treffe dich mit alten Freundinnen und Freunden und verbringe eine angenehme Zeit.

Oder nutze die jetzige Situation, um einer Sache nachzugehen, die du schon seit Längerem als Wunsch mit dir trägst, zu der du aber bisher aus Zeitgründen nicht gekommen bist. Du solltest auf seine Aussage nicht passiv reagieren und dich nicht von ihr blockieren lassen. Durch positive Aktionen lenkst du dich nicht nur ab, du sorgst damit auch für dein eigenes positives Mindset.

Sei achtsam mit dir selbst, nur so funktionieren deine Sensoren richtig

Ein paar wenige Worte haben manchmal eine große Wirkung. Denn sie können vieles bedeuten, wenn ein großer Interpretationsspielraum mit ihnen einhergeht. Wir verbinden generell unsere Wahrnehmung mit bereits durchmachten Erfahrungen und damit verbundenen Emotionen. Unsere Erfahrung sagt uns nun einmal, dass bei gewissen Sätzen etwas Vorsicht geboten ist und eine solche Achtsamkeit ist durchaus gesund.

Verhält sich dein Partner dir generell ignorierend gegenüber, beachtet er dich kaum und wiegelt er bei deinen Bedürfnissen ständig ab, dann ist eine gewisse Skepsis absolut nachvollziehbar. Hier solltest du deinen Partner mit deinen Empfindungen und deiner Wahrnehmung konfrontieren, um nicht in einer unerfüllten Dauerschleife zu geraten.

Er sagt, er braucht Zeit? Unser Fazit

In den allermeisten Fällen bezieht sich der Wunsch nach mehr Zeit weniger auf das Gegenüber, wenn dies der Mann zum Ausdruck bringt. Eigener Druck, der Wunsch nach „mehr Luft“ oder persönliche Sorgen in Bezug auf die Zukunft sind viel eher gemeint. Solche Herausforderungen sollten uns allen bekannt sein, weshalb eine verständnisvolle Reaktion durchaus angebracht ist.

Dabei solltest du immer im Hinterkopf behalten, dass Krisen nun einmal zu jedem Menschen und zu jeder Beziehung dazugehören. Die meisten Partnerschaften gehen in ihrer Bindung gestärkt aus solchen Krisen hervor, was zu deiner Beruhigung wesentlich beitragen sollte. Zeigst du Verständnis und bleibst du offen, kannst du in dieser Situation zu einer Stütze für deinen Partner werden, indem du ihm Raum für sein Bedürfnis lässt, ohne dich und deine Ansprüche dabei zu vergessen.

Du solltest deine eigene neu dazugewonnene Zeit nicht damit verbringen, dir Gedanken zu machen, was du womöglich falsch gemacht hast und worin dein eigener Beitrag liegt. Reagiere vielmehr aktiv, nutze die Zeit positiv für dich. Dadurch sorgst du nicht nur für dich selbst, sondern bleibst auch gleichzeitig attraktiv. Somit erhöhst du die Chance, um aus der jetzigen Situation zu zweit und gestärkt hervorzugehen.

 

Foto: Monet / stock.adobe.com

Ignacio Mendez
Ignacio Mendez
Ignacio Mendez lebt auf der sonnenverwöhnten Insel Gran Canaria. Wenn er keine Texte schreibt, dann hilft er als Content Creator anderen dabei mehr Reichweite zu erzielen. Der studierte Sozialarbeiter und Qualitätsmanager hat als Autor unter anderem Bücher zu den Themen Reizdarmsyndrom und Schlafverbesserung veröffentlicht. Als Kanare verbringt er ansonsten gerne seine Zeit mit seiner Hündin im Freien am Meer oder in den Bergen. Dort fallen ihm immer die besten Ideen für neue Texte ein.

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