StartLifestyleLiebe & BeziehungUnschöner Dating-Trend: Was bedeutet Orbiting und wie kannst du dich schützen?

Unschöner Dating-Trend: Was bedeutet Orbiting und wie kannst du dich schützen?

Online-Dating auf einer Social-Media-Plattform ermöglicht nicht nur eine schnelle Kontaktaufnahme, sondern auch ein ebenso so schnelles, klammheimliches Verschwinden aus einer Dating-Beziehung. Zu den unangenehmen Trends beim Online-Dating gehört das in letzter Zeit besonders aufgekommene Orbiting. Wir erklären dir, was Orbiting bedeutet und geben dir Tipps, wie du vielleicht damit umgehen kannst.

Die Merkmale eines Dating-Phänomens: Was ist Orbiting?

Die englische Bezeichnung „Orbiting“ bedeutet „umrunden“ oder „umkreisen“.
Der Begriff Orbiting entstand 2018, als die Social-Media-Redakteurin Anna Iovine im Online-Magazin „Repeller“ das Orbiting als die „schlimmere Variante des Ghosting“ bezeichnete.

„Ghosting“ bedeutet, dass ein Online-Kontakt schlicht verschwindet. Der Online-Partner erhältst du zuvor keine Erklärung zur Beendigung der Bekanntschaft. In der Folge gibt der „Ghost“ keine Lebenszeichen mehr von sich. Das Kennenlernen wurde also mit bloßem Verschwinden beendet. Die Online-Beziehung endet – auf eine Art schon klar verständlich – in völliger Ignoranz.

Das Orbiting geht im Vergleich zu dem Vorläufer-Phänomen Ghosting noch einen Schritt weiter. Der auf Online-Direktkontakte nicht mehr reagierende, „verschwundene“ Dating-Partner macht sich beim Orbiting nämlich plötzlich wieder bemerkbar: angefangen mit dem weiteren Folgen auf der Social-Media-Plattform bis zum Ansehen deiner Stories auf Instagram oder durch „Likes“ auf deinen Texten oder Bildern bei Twitter und Facebook.

„Repeller“-Redakteurin Anna Iovine stellte fest: beim Orbiting seid ihr euch als Online-Kontaktpartner „nah genug, um euch zu sehen“, jedoch „distanziert genug, um nicht miteinander zu reden“. Für Sven Steffes-Holländer, Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie ist Orbiting keine ganz neue Erscheinung, sondern ein Phänomen, das sich mit Beginn des Siegeszugs der Sozialen Medien etablierte.

Der lautlos gewordene Partner ist beim Orbiting also nicht ganz aus deinem Leben verschwunden: er oder sie betreibt keine aktive Kommunikation mehr, sondern umkreist („orbitet“) nur noch den ehemaligen Dating-Partner. Nachfragen des ehemaligen Dating-Partners werden nicht mehr beantwortet.

Das Umkreisen ist beim Orbiting also mit punktuellen Lebenszeichen verbunden, ohne sich aber gegenüber dem Dating-Partner festzulegen. In Wahrheit will der Orbiter wohl mit dir als Dating-Partner außerhalb von Social Media (also im realen Leben) nichts zu tun haben.

Beim Orbiting bleibt ein fader Geschmack der Ungewissheit. Die Unklarheit der erhaltenen Signale wirkt auf viele Betroffene verwirrend und verleitet leicht zu langem Grübeln.

Was steckt hinter dem Orbiting?

Wenn du bei deinem Online-Kontakt Orbiting-Verhalten bemerkst, dann wirst du dich natürlich nach der mit dem Orbiting verfolgten Absicht deines Kontaktes fragen. Es gibt verschiedene mögliche Motive, die wir nachfolgend für dich zusammengestellt haben.

Viele Experten für Datingbeziehungen sehen hinter dem Orbiting in erster Linie ein Anzeichen von Unsicherheit. Die Person, die eine Online-Beziehung schlagartig beendet, ist sich oft nicht sicher, ob sie den Online-Kontakt endgültig beenden will. Die nach dem Verschwinden verteilten Likes oder auch wenig bedeutsame Kommentare könnten den Versuch darstellen, sich eine Hintertür für einen zukünftig wieder intensiveren Kontakt offen zu halten. So hält auch Psychotherapeut Steffes-Holländer das Orbiting für eine Strategie für Personen, die „nicht so genau wissen, was sie wollen“. Orbiter würden häufig, so Steffes-Holländer, als unangenehm empfundenen Entscheidungen und damit verbundenen Konfrontationen ausweichen.

Andere wiederum betreiben das für den Online-Partner unschöne Orbiting, weil sie sich einsam fühlen und deshalb auf sich aufmerksam machen möchten. Sie wünschen sich zwar keine Direktkontakte, fühlen sich durch Online-Kontakte jedoch weniger allein.

Vielleicht befindet sich dein Dating-Kontakt in einer festen Beziehung und hat deshalb Angst davor, dass seinem festen Partner oder seiner festen Partnerin womöglich Kontaktdaten oder Chatverläufe bekannt werden.

Womöglich möchte dein Online-Kontakt aber auch nur alle vorhandenen „Optionen“ aufrechterhalten. Möglicherweise bist du nicht die Einzige, mit denen sich der Orbiting betreibende Kontakt trifft. Vielleicht datet er oder sie eine andere Person, schließt aber nicht aus, dass du in einiger Zeit in seiner „Rangliste“ wieder ganz nach oben steigst.

Nicht ungewöhnlich wäre es, wenn sich dein Kontakt gar nicht darüber bewusst ist, wie sein oder ihr Verhalten auf dich wirkt.

Nicht auszuschließen ist auch, dass der (weitgehend) „verschwundene“ Dating-Partner über eine sehr auf sich selbst bezogene, narzisstische Persönlichkeit verfügt. Die auf das Verschwinden folgenden minimalen Kontakte führen bei dir möglicherweise zu Hoffnungen, was dem Narzissten ein gewisses Machtgefühl vermittelt.

Des Rätsels Lösung kann aber auch ganz einfach sein: der Orbiting betreibende Kontakt hat kein wirkliches Interesse an dir. Vielleicht erscheinst du dem Orbiter aus ganz persönlichen, individuellen Gründen nicht interessant genug, um einen aktiven Kontakt aufrechtzuerhalten oder zu vertiefen.

Wie auch immer – Orbiting ist nicht fair. Denn den vom „Verschwinden“ eines Kontaktes Betroffenen wird das endgültige Abschließen mit einem Kontakt und ein Neubeginn schwer gemacht.

Tipps: Wie mit dem Phänomen Orbiting umgehen?

Wichtig ist es zunächst, dass du dir darüber bewusst wirst, dass das von einem anderen dir gegenüber praktizierte Orbiting in aller Regel nicht auf dir oder deinem Verhalten beruht, sondern meistens auf einer Unsicherheit des Gegenübers. Es ist nicht dein Problem, wenn jemand nicht bereit oder in der Lage zu ehrlicher Kommunikation ist.

Sei dir aber auch bewusst, dass du diejenige bist, die darüber entscheidet, die offene Tür (die sich ein Orbiter wünscht, ohne sich dabei festlegen zu müssen) auch tatsächlich offenzuhalten – oder aber zu verschließen. Psychotherapeut Steffes-Holländer formuliert das so: „Die Menschen, die Orbiting zum Opfer fallen, tragen eine Mitverantwortung.“ Denn wer einem Orbiter Zutritt zu seinem Profil lässt, obwohl er das Orbiting-Verhalten als verletzend oder zumindest als „nervig“ empfindet, dem ist diese Art der Aufmerksamkeit und Zuneigung offenbar wichtig, meint Steffes-Holländer.

Wie du dich verhalten solltest, das hängt vom Ausmaß des Störgefühls ab, das du durch das von einem anderen praktizierte Orbiting empfindest. Als Möglichkeiten kommen ein Ignorieren, das Blockieren oder das offene Konfrontieren des „Orbiters“ in Betracht.

Wenn du einen durch Orbiting verursachten, unangenehmen Zustand der Verunsicherung beenden möchtest, dann solltest du die Kontakte zu der Orbiting betreibenden Person am besten vollständig abbrechen und den Chat-“Partner“ auf der entsprechenden Social-Media-Plattform blockieren. Damit schneidest du dem unentschlossenen „Orbiter“ jede Möglichkeit ab, dich weiterhin zu verunsichern. So gelingt es dir auch am besten, einen Schlussstrich hinter die Vergangenheit zu ziehen und einen wirklichen Neuanfang zu wagen – gemeinsam mit einem anderen Kontakt, der das Online-Dating wirklich ernst meint und dich als Partnerin tatsächlich wertschätzt.

 

Foto: chesterF / stock.adobe.com

AJOURE´ Redaktion
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