StartLifestyleHealthHochsensibilität: Wenn Reize ungefiltert auf dich einprasseln

Hochsensibilität: Wenn Reize ungefiltert auf dich einprasseln

Rund 20 bis 30 Prozent der Menschheit gilt neuesten Erkenntnissen nach als hochsensibel. Betroffene haben eine viel feinere Wahrnehmung als „Normalos“. In unserer Welt aus Stress und Reizüberflutung können deshalb Hochsensible sehr leiden.

Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal und keine Krankheit

Häufig wird Hochsensibilität mit Schüchternheit, Gehemmtheit, Neurosen, Ängstlichkeit oder Sozialphobie verwechselt.

Dabei haben Hochsensible einfach nur ein etwas dünneres Fell als andere Menschen. Ein Merkmal der Hochsensibilität ist das Übernehmen von Emotionen anderer Menschen. Wenn du betroffen bist, kannst du nach einem Streit zum Beispiel das Gefühl haben, dass irgendetwas an dir klebt. Verrückterweise ist das bei vielen Hochsensiblen selbst dann der Fall, wenn sie an einem Streit gar nicht persönlich beteiligt waren.

Als hochsensibler Mensch reagierst du wie ein feines Messgerät Stimmungen in deinem Umfeld. Das kann belastend sein. Viele Hochsensible leiden lange unter der ungefilterten oder unbewussten Aufnahme von negativen Energien in ihrem Umfeld und werden dann mental oder auch körperlich krank.

Die Biologie der Hochsensibilität

Hochsensible haben ein viel feiner verzweigtes Nervensystem als „normale“ Menschen. Forschungen haben gezeigt, dass sehr Sensitive auch deutlich mehr neuronale Verbindungen im Gehirn haben als der Rest der Menschheit.

Dadurch sind sie zu außergewöhnlichen mentalen Leistungen fähig, aber auch sehr empfindsam. Die meisten Hochsensiblen haben in unserer emotional und gefühlsmäßig verarmten Gesellschaft zunächst Schwierigkeiten.

Betroffen ist eine Minderheit der Menschen. Je nach Quelle unterscheiden sich die Angaben etwas. In den USA geht man davon aus, dass 20 bis 30 Prozent der Weltbevölkerung hochsensibel ist. In Deutschland stecken die Forschung und Anerkennung des Phänomens noch in den Kinderschuhen. Hier äußerst man sich vorsichtiger und spricht eher von 10 bis 20 Prozent, die diese Besonderheit aufweisen.

Hochsensibilität ist keine Erscheinung der Neuzeit. Es hat sie vermutlich schon immer gegeben. Nur hatte man keinen Namen dafür.
Die Probleme mit der überdurchschnittlichen Feinsinnigkeit werden auch erst jetzt so richtig erkennbar.

Hochsensible sind extrem empfindlich gegenüber Geräuschen, optischen Wahrnehmungen, emotionalen Eindrücken, Gerüchen und Berührungen. Die allgemeine Reizüberflutung, Stress durch künstliches Licht und Probleme, die die Informationsflut der Medienwelt mit sich bringen, kennen viele Menschen. Doch die Normal-Fühlenden stecken das immer noch ein bisschen besser weg als Hochsensible.

Geprägt wurde die Bezeichnung der Hochsensibilität von der US-amerikanischen Psychologieprofessorin und Psychotherapeutin Dr. Elaine Aron. In den 1990er Jahren hat sie intensiv Menschen mit auffällig hoher Sensibilität erforscht und mehrere Studien und Bücher zum Thema verfasst. Sie nannte das Phänomen „High Sensitivity“, zu Deutsch Hochsensibilität.


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Sei doch nicht so ein Sensibelchen!

Du merkst an der Überschrift schon, dass der Begriff „sensibel“ in unserer Sprache nicht unbedingt nur gut belegt ist. Sensibel ist manchmal fast schon eine Abwertung. Es wird nur allzu oft mit emotional verweichlicht, schwach oder irgendwie zickig gleichgesetzt.

Im deutschen Sprachgebrauch wäre es daher viel besser und passender, wenn wir diese Besonderheit als „hochfühlend“ oder „intensiv fühlend“ bezeichnen würden.

Eben weil Empfindsamkeit so oft mit Schwäche oder Falschsein gleich gesetzt wird, erleben viele Hochsensible als Kinder Traumata. Sie brauchen viel mehr Bestätigung, liebevollen Körperkontakt oder Erklärungen für Dinge, wie andere Kinder.
Hochsensible nehmen einfach einen völlig anderen Ausschnitt der Welt wahr. Zusammenhänge und die emotionalen und gefühlsbetonten Gründe für Dinge und Umstände sind ihnen wichtig.

Wenn du selbst betroffen bist, kennst du vielleicht Sprüche wie: „Jetzt sei doch nicht gleich so empfindlich“, „Was du auch immer hast“, „Warum verkriechst du dich schon wieder?“, oder „Dann hör halt einfach nicht hin!“.

Viele Hochsensible fühlen sich von der Welt und von ihrem sozialen Umfeld zutiefst missverstanden. Sie ziehen sich dann in ein Schneckenhaus oder einen Panzer zurück.

Die überwältigende Welt der Hochsensiblen

hochsensible Menschen

Das fein verzweigte Nervensystem von Hochsensiblen ist besonders leicht erregbar. Das ermöglicht eine sehr reiche Wahrnehmung.

In der Natur ist das toll, ja geradezu überwältigend. Die Gerüche der Pflanzen, das sanfte Streichen des Windes, das Rascheln der Blätter. Das alles sind Wahrnehmungen, die einen Hochsensiblen in wahre Verzückung versetzen können.

Im Zentrum eines Großraumbüros, in hektischen Umfeldern oder mitten in der Rushhour sind solche Menschen oftmals überfordert.

Zu oft können Hochsensible die Informationsflut nicht einfach hinter sich lassen. Alle Wahrnehmungen werden sehr komplex verarbeitet. Dabei spielt immer auch die Gefühlsebene eine bedeutende Rolle.

Stimmt etwas nicht, weil Menschen sich sonderbar, gestresst oder sogar gewalttätig verhalten, spielt das Nervensystem von Hochsensiblen geradezu verrückt.
Die Information geistert durch das System und lässt dem Betroffenen keine Ruhe.

Wenn du dich in diesen Beschreibungen erkennst, kannst du dich wahrscheinlich auch mit dieser Situation gut identifizieren: Wenn dich jemand brüskiert hat, kannst du nicht wie andere einfach weitergehen. Das Erlebnis und die Bedeutung, die du darin siehst, verfolgt dich mitunter tage- oder sogar wochenlang.

Die intensiven Eindrücke kommen zustande, weil du als hochsensibler Mensch minimale und unterschwellige Reize wahrnehmen kannst. Du fühlst oder siehst, was andere denken oder welche Absichten sie verfolgen. Das kann ein Geschenk oder auch sehr irritierend sein.

Der Aha-Effekt und Gemeinsamkeiten erleichtern

Im Netz gibt es inzwischen etliche Plattformen von Hochsensiblen, die Austausch und Information bieten. Merkst du als „Sensibelchen“ plötzlich, dass du eben nicht alleine bist oder Unrecht hast mit deinen Wahrnehmungen, kann deine Welt schon heller werden.

Hochsensible fühlen sich oft einsam oder verloren in dieser Welt. Das ist selbst dann der Fall, wenn sie normale Freunde oder Familienangehörige haben. Nur die wenigsten denken und fühlen wie sie.
Kannst du als hochsensibler Mensch annehmen, dass deine Empfindlichkeit einfach eine andere Form des Nervensystems ist und nicht etwa eine Krankheit, bringt dir das weitere Erleichterung.

Ein weiterer Schritt zum guten und glücklichen Leben mit Hochsensibilität ist das Lernen von neuen Bewertungsstrategien. Wieso den ganzen Mist der Welt aufnehmen, wenn es da auch so viel Schönes gibt?

Atemtechniken, Meditation, die Emotional Freedom Techique (EFT), ASMR oder Achtsamkeitstraining können dabei wertvolle Hilfestellungen leisten.

Hochsensible sind oft auch hochbegabt

Deine Hochsensibilität ist ein wahres Geschenk, wenn du sie erstmal verstehen und schätzen gelernt hast.
Werden dir deine außergewöhnlichen Fähigkeiten bewusst, erhebt sich dein Selbstwertgefühl und wunderbare Talente und Fähigkeiten kommen zum Vorschein.

Zu den Stärken von Hochsensiblen gehören eine einzigartig vernetzte Denkweise, Empathie, sehr gute Intuition, fast unerschöpfliche Kreativität und ein hoher Sinn für Kunst und Ästhetik. Hochsensible lernen und wissen viel. Sie schöpfen aus einem Quell der Neugierde und der ständigen Akzeptanz neuer Umstände – sofern sie gerecht und sinnvoll erscheinen und einer größeren Sache dienen.

Viele Hochsensible starten aus Frust über die Härte und Enge des normalen Berufsalltages erfolgreiche selbstständige Karrieren. Andere begeben sich auf ausgedehnte Weltreisen und leben als Reiseautoren. Unter Hochsensiblen finden sich viele Künstler, Aussteiger, Heilpraktiker oder Coaches.

Der Test für Hochsensibilität

Du bist noch unsicher, ob du auch hochsensibel bist, oder nicht? Es gibt leider keinen wissenschaftlich fundierten oder von der klassischen Psychologie anerkannten Fragenkatalog, mit dem Hochsensibilität eindeutig festgestellt werden kann.

Im Netz findest du aber eine ganze Reihe von Tests, die von Hochsensiblen selbst erstellt wurden. Hochsensible Coaches vermitteln auf ihren Seiten ein Gefühl dafür, was es heißt, äußerst empfindsam und feinfühlig zu sein.

Lass dein Herz und dein Gefühl entscheiden. Deine Intuition ist schließlich dein zuverlässigstes Werkzeug!

 

Fotos: zolotareva_elina / stock.adobe.com

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AJOURE´ Redaktion
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