Fast jeder von uns kennt so ein Pärchen: Wenn es um eine +1 Einladung zum Geburtstag oder sonstigen Anlässen geht, ist man sich immer unsicher, ob die beiden noch zusammen auftauchen oder ob wieder mal eisiges Schweigen zwischen ihnen herrscht. Für uns sind diese wechselnden Zustände nicht nur undurchschaubar, sondern oft auch überhaupt nicht nachvollziehbar- entweder man liebt jemanden oder eben nicht, stimmt doch oder?!
So einfach ist es aber eben doch nicht, denn das Wechselspiel zwischen Ablehnung und Zuneigung, der großen Liebe auf der einen und regelmäßigen Trennungen auf der anderen Seite, hat bei solchen Partnerschaften nicht unbedingt etwas mit nicht vorhandener Zuneigung zu tun. In einer normalen Beziehung bedeutet ein Schlussstrich immer das endgültige Ende und nur selten besteht zwischen beiden danach noch Kontakt- nicht so in einer On/Off Beziehung, wo dieses Wechselbad an Gefühlen zum normalen Miteinander gehört. Doch wieso tun sich diese Menschen das freiwillig an, jeder weiß doch, wie schmerzhaft es sich anfühlt, verlassen zu werden?! Und was soll diese Inkonsequenz, wenn das Paar dann doch wieder zusammenfindet?
Die Gründe sind vielfältig
Es gibt eine Variation an Möglichkeiten, wieso eine solch unstetige Beziehung entsteht. Oft besteht eine unterschiedliche Auffassung davon, wieviel Distanz oder Nähe in einer funktionierenden Verbindung notwendig ist und führt zum Streit. Fühlt sich ein Partner bedrängt oder eingeengt, kann die Trennung eine Art Ventil sein, um als freier Mensch wieder kurz Luft zu holen und sich dann wieder auf mehr Nähe einlassen zu können. Fühlt sich jemand zu wenig beachtet, kann ein zeitlich begrenzter Schlussstrich den anderen dazu bringen, sich wieder mehr Mühe zu geben und den Verflossenen nach allen Regeln der Kunst wiederzugewinnen- ideal auch für alle, die ständig die Herausforderung suchen und trotzdem nur bei einem Partner bleiben wollen.
Häufig gibt es in solchen On/Off-Konstellationen auch mindestens einen sehr impulsiven Part, der bei Streitigkeiten oder aufkommenden Schwierigkeiten sofort eine Trennung verlangt und diese Entscheidung dann wenig später bereut und versucht, wieder rückgängig zu machen. Um diesen ständigen Wechsel des aktuellen Beziehungsstatus überhaupt aushalten zu können, der ja auch viele Tränen und Schmerz mit sich bringt, braucht es natürlich auch einen entsprechenden Partner, der sich auf dieses Spiel überhaupt einlässt und nicht nach der ersten Trennung die endgültige Biege macht. Es entsteht dann, nachdem sich gewisse Muster erstmal eingeschlichen haben, ein Abhängigkeitsverhältnis, das am besten durch das Zitat von Peter Fox beschrieben werden kann: „Ich kann nicht mit und nicht ohne Dich. Aber vor allem nicht ohne Dich.“ Beide Partner kommen einfach nicht voneinander los!
Warum nicht loslassen können?
Aber was hält diese Menschen noch aneinander fest, ist es wirklich immer nur die reine Liebe zueinander, die nur kurz vergessen wurde? Im Prinzip greifen hier dieselben Motive, wie auch
in „normalen“ Beziehungen: Man hat sich einfach an den anderen gewöhnt, eine zweite, dritte Chance zu geben ist immer noch bequemer als eine Trennung mit der damit verbundenen, neuen Partnersuche oder man hat Angst vorm Alleinsein. Ob diese Gründe wirklich so ausschlaggebend sein können, in seinem alten Trott zu bleiben und durchheulte Nächte zu riskieren, sei mal dahin gestellt. Vor allem dürfen diese nicht mit dem Liebeskummer verwechselt werden, denn mit echten Gefühlen tiefster Zuneigung hat dies nichts mehr zu tun! Viele Menschen finden in dieser Art von Beziehung aber auch einfach ihre Idealvorstellung eines funktionierenden Zusammenlebens. Gerade bei denjenigen, die neben einer großen Sehnsucht nach Zuneigung und Geborgenheit auch eine gleichzeitige Angst vor zu großer Nähe und dem damit eventuellen Verlust an Freiheit verspüren, kommen die gelegentlichen Pausen wie eine Erleichterung vor.
Haben solche Beziehungen überhaupt eine Chance?
Zum Glück haben wir alle unterschiedliche Vorstellungen davon, wie unser Miteinander zu funktionieren hat! Es gibt Menschen, die lieben die Liebe mit all ihrem Drama, mit den Höhen und Tiefen, in dem man zwischen Wolke 7 und Bauchklatschern hin- und herpendelt. Für diese ist eine On/Off-Beziehung vielleicht genau das Richtige und auch der Bindungsängstliche und Dauereroberer kann hierin sein Glück finden. Wichtig ist, dass die Liebe neben dem Spiel, das damit immer verbunden ist, nicht auf der Strecke bleibt- denn um die geht es schließlich!
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