Und? Kennt ihr auch schon Pärchen, die sich wegen der blauen WhatsApp-Häkchen getrennt haben? Es war DIE Neuigkeit der letzten 24 Stunden und die Wellen der Begeisterung, Entrüstung und des puren Entsetzens wollen einfach nicht abreißen. Während Kontroll-Freaks in Jubelschreie über eine zusätzliche Stalking-Hilfe ausbrechen, graut es vor allem den Freiheitsliebenden, die sich bei der Beantwortung ihrer Nachrichten lieber ein wenig Zeit lassen.
Als hätte WhatsApp die Scheidungsraten in der Vergangenheit nicht schon genug in die Höhe getrieben. Die Nachrichten-App launchte gestern ihre neue Funktion: Zwei blaue Häkchen sollen in Zukunft für mehr Klarheit sorgen. Die zeigen nämlich an, ob eine Nachricht schon gelesen wurde oder nicht. Lästig oder längst überfällig im Zeitalter der Überschattung, NSA und Datensicherung?
Lesebestätigungen sind nichts Neues, iMessage und Facebook haben sie schon lange. Nun zieht auch WhatsApp nach, und hat damit eine brennend heiße Diskussion entfacht. 600 Millionen Nutzer, deren Weltbild nun ein ganz Neues zu sein scheint, streiten über die Nützlichkeit und Gefahr der blauen Haken.
Beziehungskiller WhatsApp
Klar, WhatsApp dient in erster Linie der Nachrichten-Funktion. Schnell und bequem lassen sich Texte, Bilder, Videos und Sprachnachrichten versenden. Es gibt ganze Beziehungen und Freundschaften, deren Kommunikation fast ausschließlich über diese App läuft, kein Scherz: Heutzutage wird miteinander per Smartphone geteilt, gelacht und natürlich auch gestritten. Und wie! Denn WhatsApp erleichtert nicht nur den Nachrichtenaustausch, WhatsApp hat auch schon bereits zu so manchen Ehekrach geführt. Vor allem der Online-Status hat so einige Beziehungen in den Untergrund gestürzt. „Wieso warst du gestern um 4 Uhr morgens noch online? Wo warst du? Wem hast du geschrieben?“ und „Ich habe dich online gesehen, wieso hast du mir nicht geantwortet?“ hat der ein oder andere vielleicht auch schon zu Ohren gekriegt.
Und nun das noch: Die blauen Häkchen. Wieso antwortet der Partner nicht? Die Nachricht wurde doch schon gelesen. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Unruhe kommt auf. Was viele befürchten: WhatsApp mutiert nun zum absoluten Beziehungskiller. Durch die Tatsache, dass dauerhafte Erreichbarkeit dank neuster Techniken kein Problem mehr ist, entsteht Druck: Der Sender erwartet eine Antwort und der Empfänger sieht sich zu dieser genötigt. Das erzeugt Stress und kann schnell zu Missverständnissen führen. Ständige Verfügbarkeit hat noch nie einer Beziehung gut getan und genau das wird nun durch den blauen Doppelhaken unterstützt. Verbergen ist nicht mehr, denn die Funktion ist nicht abzuschalten. Ausreden wie „Sorry Schatz, ich hab’s nicht gelesen“ gehören jetzt der Vergangenheit an, was gute, aber auch schlechte Seiten hat. Zum einen werden Lügner entlarvt, andererseits lässt sich nichts mehr verheimlichen und eine Harmlosigkeit endet im Streit.
Wie umgehe ich das Ganze?
WhatsApp stand schon oft wegen der laxen Datenschutzbestimmungen heftig in der Kritik. Auch die „Gelesen“-Funktion wird einem ohne Zustimmung aufgedrückt. Mit ein bisschen Mühe kann man die aber umgehen: Vor dem Öffnen der App den Flugzeugmodus einschalten, dadurch wird die Datenübertragung verhindert. Die Nachricht kann nun gelesen werden, ohne dass der Chat-Partner es mitkriegt. Nach dem Lesen den Flugzeugmodus wieder ausschalten. Wem das zu viel Stress ist, muss tatsächlich die Nachrichten-App wechseln. Oder wirklich mal das Handy in der Hosentasche lassen und nicht jede Nachricht sofort lesen. ODER sich einfach bewusst machen, dass zwei blaue Haken nicht so viel Macht über einen haben sollten, denn Hand auf’s Herz: Wer wegen einer Lesebestätigung stresst oder sich stressen lässt, der sollte vielleicht mal erwachsen werden und lernen, dass selbst durch ein verzögertes Antworten die Welt nicht untergeht (auch wenn da viele anscheinend anderer Meinung sind). Amen.
Fotos: via 9gag.de