Spätestens seit 2006 kennt man Zsá Zsá aus „Die Wilden Hühner“. Damals war sie noch ein Kind, doch mittlerweile ist sie eine erwachsene bildhübsche junge Frau geworden. Von Rollen in „Fack ju Göhte 2“ und „Gladbeck“ war alles mit dabei. Sie ist hartnäckig, dennoch sensibel und ist obendrein ein musikalisches Talent. Wie sie den Spagat zwischen Schauspielerei und Musik schafft, wie schwer ihre Rolle in Gladbeck war und worauf sich die Zuschauer in dem ZDF-Krimi-Zweiteiler „Walpurgisnacht“ freuen dürfen, erzählt sie uns im Interview. Wir haben uns mit der 23-jährigen Berlinerin getroffen die es heimlich schaffte, uns in ihren Bann zu ziehen.
Am 18. Februar (Bereits ab Freitag, 15. Februar 2019, 10.00 Uhr, sind beide Teile in der ZDFmediathek zu sehen.) startet der Zweiteiler „Walpurgisnacht“. Worum geht’s denn genau?
Walpurgisnacht ist ein ZDF Zweiteiler-Krimi von Hans Steinbichler, in dem es um eine Mordserie an jungen Frauen und der Suche nach dem Täter geht. Eine Profilerin aus der „BRD“ unterstützt dabei zwei Polizisten aus der „DDR“, da das erste Mordopfer eine westdeutsche Touristin ist. Die Verbrechen geschehen in einem nur scheinbar friedlichen, umwaldeten Dorf im Harz, und die Aufklärung der Morde fördert familiäre und politische Konflikte in den Zeiten der Perestroika 1988 zutage. Schnell wird klar, dass das Dorf mächtig Dreck am Stecken hat und nach und nach kommen sämtliche Intrigen und Geheimnisse ans Tageslicht…
Du spielst in „Walpurgisnacht“ Steffi. Wie können wir uns deine Rolle vorstellen?
Ich spiele ein junges Mädchen, das mit ihrer Schwester noch bei ihren recht religiösen Eltern, den Besitzern eines Gasthauses, lebt. Steffi wird seitens ihrer Familie für ihre freiheitsliebende Art und dafür, dass sie viel lieber im Westen leben würde, statt in ihrem ostdeutschen Heimatdorf, verurteilt. Dort ist sie beliebt und hat einen recht großen Freundeskreis. Dennoch hat Steffi stets die kritische Stimme ihrer Schwester im Hinterkopf, die sie für ihr nicht-religiöses und freizügiges Verhalten gängelt. Zu allem Überfluss verliebt die Querulantin sich in einen verheirateten Politiker und lässt sich auf ein Verhältnis mit ihm ein.
Trotz der Tatsache, dass Steffi keine Hauptrolle hat, ist sie dennoch tragend und unabdingbar für den Zweiteiler. Das war mir auch wichtig, da ich möchte, dass meine Rollen immer eine gewisse Dreidimensionalität haben und ihr Mitwirken entscheidend für die Handlung sind.
Was war denn der Grund für dich, diese Rolle anzunehmen? Worin lag der Reiz?
Ich habe damals die erste Fassung des Drehbuchs bekommen, in welchem ich noch für eine andere Rolle vorgesehen war. Nach dem Casting wurde dann jedoch schnell klar, dass das Buch umgeschrieben werden würde und es meine Rolle so nicht mehr geben würde. Da ich aber sehr an dieser Figur und diesem spannenden Grundgerüst hing, setzten wir alle Hebel in Bewegung, um meinen Platz in dem Film zu halten. Ich durfte dann nochmals für eine neue Rolle zum Casting und konnte als „Steffi“ überzeugen. Damit war ich dann sehr zufrieden, denn mir gefiel die neue Figur, die ich dann spielen sollte: Ein von vielen missverstandenes Mädchen, das versucht, ihren Träumen zu folgen. Ich mochte die Idee dahinter sehr.
Siehst du denn Parallelen zu dir persönlich?
Ich spiele eine Rolle, aber ich kann mich tatsächlich in vielerlei Hinsicht in sie hineinversetzen – wenn auch nicht in jeder Situation. Ihre Eigenschaften was die Träumerei, ihre Zielstrebigkeit und ihre Stärke betreffen, gepaart mit ihrer nach vorn preschenden Art, kann ich allerdings sehr gut nachvollziehen.
Mal weg von „Walpurgisnacht“ und hin zu deinem Film „Gladbeck“, der viele Menschen sehr bewegte. Er beruht auf einer wahren, sehr schrecklichen Geschichte. Wie würdest du diese kurz zusammenfassen?
Es fällt mir tatsächlich sehr schwer, dieses Thema zusammenzufassen, denn es ist so unglaublich viel passiert. Bis heute bewegt es mich noch sehr. Dieses historische Ereignis passierte Ende der 80er Jahre im Ruhrpott und endete in einer komplett entgleisten Geiselnahme nach einem Banküberfall. Das in schrecklicher Weise Besondere an diesem Fall war die massive Übergriffigkeit der Medien, sowie die ebenfalls massive Überbelichtung durch die Medien. Es entstand eine Nähe zu diesen Ereignissen, die so nicht hätte entstehen dürfen, denn durch einen blöden Zufall war die Presse schneller am Einsatzort als die Polizei und machte sich dadurch zu Mittätern. Weltweit wurde von diesem Fall in den Nachrichten berichtet und zwar ziemlich detailliert. Kameras wurden auf Menschen gerichtet, während diesen Pistolen in die Gesichter gehalten wurden und man die Angst der Geiseln deutlich sehen konnte. Auf diese Art und Weise schien die ganze Situation für viele weniger gefährlich, als sie es tatsächlich war, denn man hatte das Gefühl, es könne gar nicht so dramatisch sein, da überall Kameras waren. Zu allem Übel entstand noch eine Kette aus Polizeiversagen und Fehlentscheidungen. Die Geiselnahme entwickelte sich dann zusehends. Angefangen in der Bank, bis hin in Fluchtfahrzeuge und Strecken über Ländergrenzen. Hier war das Problem, dass die Behörden ständig wechselten und die Kommunikation sehr schlecht lief. Bei der Presse lief das besser und so hatte der Fluchtwagen ständig eine Kamera links und rechts, die in die Scheiben filmten.
Welche Rolle hattest du bei „Gladbeck“?
Ich spielte Silke Bischoff. Eine der tragischsten Rollen bei dem ganzen Ereignis, denn sie ist es, die am Ende erschossen wird. Ich war vorher extrem nervös, denn es ist eine schreckliche wahre Geschichte, in der viele Menschen leiden mussten. Hinzu kommt, dass die Geschehnisse schon so lange her sind und trotzdem leben die Betroffenen teilweise heute noch mit den Erinnerungen. Wir als Schauspieler möchten all der Dramatik dieses Falles natürlich irgendwie gerecht werden. Ein einfaches Imitieren der Situation war also nicht machbar, denn die Geschichte sollte am Ende des Tages so ehrlich und sensibel wie möglich erzählt werden. Ich habe Silke Bischoff also zu meiner Rolle und Interpretation gemacht, aber der Druck, den ich mir gemacht habe, war hoch.
Wie recherchiert man als Schauspielerin denn so eine Rolle und wie bereitet man sich darauf vor?
Als ich bei „Gladbeck“ an Bord gegangen bin, gab es bereits massenweise Hintergrundmaterial, welches zusammengetragen wurde. Das Drehbuch war ebenfalls hervorragend recherchiert. Hier wurde mit der Mutter der Geisel, der Polizei und anderen Zeitzeugen gesprochen, die damals dabei waren und das Filmprojekt nun begleitet haben. Wir haben also von Regie und Produktion eine dicke Mappe bekommen, die wir uns einverleiben durften. Wir hatten zudem relativ viel Vorlaufzeit, die wir zum Proben nutzen konnten. Das Resultat war ein Film, bei dem von vorne bis hinten alles passt.
Welche deiner Rollen war deine bisher größte Herausforderung?
Definitiv Silke aus Gladbeck! Es war auch meine erste Rolle in einem Film, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Ich hatte so etwas noch nie zuvor gemacht. Es kam hier vieles zusammen. Die Verantwortung so einer Story gegenüber und außerdem hatte ich noch nie eine Rolle in einem Drama. Im Gegenteil, ich war immer bei Komödien zuhause. Die Herausforderung hätte also kaum größer sein können.
In welchem Genre fühlst du dich denn am wohlsten?
Das ist eine gute Frage. Ich weiß es gar nicht wirklich. Ich mag Komödien aber auch Dramas. Da ich immer mal etwas Ernsthaftes spielen wollte, versuchte ich natürlich bei einem Drama fußfassen. Ich finde es wichtig, dass man als Schauspieler seine Wandelbarkeit zeigen kann und dass das, was du spielst, dich selbst auch berührt. Um so heftiger diese Reaktion ausfällt, um so toller kann ich die Rolle finden. Dabei ist es gar nicht wirklich ausschlaggebend, ob es sich um ein Drama oder eine Komödie handelt.
Du machst ja auch noch Musik! Wohin soll die Reise gehen? Lieber Schauspiel oder lieber Gesang?
Beides (grinst)! Ich habe mich damals immer dagegen gewehrt, weil ich die Kombination so blöd fand. Klischee-Kombi halt und was die Welt nicht braucht, ist noch eine Blondine, die schauspielert und auch noch Musik macht (lacht). Ich mag es aber wirklich und ich habe mich mit der Tatsache, in dieses Klischee voll reinzupassen, angefreundet. Ich komme ja aus einer Musikerfamilie und das hat definitiv Spuren hinterlassen. Einfach alle in meiner Familie machen Musik. Ich wollte zwar etwas Eigenes machen und bin so zur Schauspielerei, aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mir Musik doch wichtiger war, als ich anfangs vermutet hätte. Also habe ich damit ebenfalls weitergemacht. Aber nur so für mich selbst und habe festgestellt, dass ich das irgendwie brauche. Ich würde fast behaupten, dass musizieren und Texte schreiben wie eine Art Meditation für mich ist. Das Tolle ist, dass du niemanden dafür brauchst und es das komplette Gegenteil vom Schauspiel ist. Es ist meine Stimme und ich entscheide, was ich mit ihr mache. Das tut mir sehr gut. Wie es oftmals so ist, kommen meine besten Texte genau dann zum Vorschein, wenn es mir nicht gut geht. Ich habe also ein Ventil für schlechte Zeiten entdeckt und darüber bin ich froh.
Wir wissen, dass du auf einer Damentoilette mal ein besonderes Erlebnis hattest. Was fällt dir dazu ein?
Du meinst bestimmt, dass ich meine Mitbewohnerin und beste Freundin Ruby O. Fee nach vielen Jahren wiedergesehen habe (lacht). Wir kennen uns schon seit wir zehn Jahre alt sind. Damals noch aus Berlin Mitte. Sie ist mit ihrer Mutter, so wie ich mit meiner, sehr viel gereist und wir hatten keine gemeinsamen Freunde, haben uns aber immer gut verstanden. Letztendlich haben wir uns dann aus den Augen verloren. Wir haben aneinander vorbei gelebt, selbst als wir beide wieder in Berlin waren. Ich fand sie immer richtig cool. Wie sich später herausstellen sollte, dachte Ruby das gleiche über mich. Als ich hier mit dem Schauspiel angefangen habe war mir nicht klar, dass auch sie spielt. Jedenfalls waren wir beide zur selben Zeit auf einer Berlinale Veranstaltung und am selben Abend hatte sie Geburtstag. Auf der Damentoilette war wie immer eine riesige Schlange und Ruby stand da am Spiegel und hatte ein sehr schönes Kleid an. Ich meinte zu ihr nur „hey, wir kennen uns doch“ und sie grinste und bestätigte dies. Ich habe sie dann später außerhalb des stillen Örtchens entdeckt und wir grinsten und auf die Entfernung immer wieder an. Später am Abend fragte ich sie, wie es ihr ginge und es kam heraus, dass sie Geburtstag habe und ohne Begleitung hier sei. Und so leistete ich ihr Gesellschaft. Das war der Moment seitdem wir unzertrennlich geworden sind. Heute wohnen wir zusammen, sind beste Freundinnen und sie ist wie eine Schwester für mich. Beinahe wie mein Zwilling (freut sich).
Du bist durch deine große Social Media Reichweite ja ein Stück weit auch ein Sprachrohr für deine Generation – welche Botschaft versuchst du deinen Followern und Fans zu übermitteln?
Es sind viele Mädchen, die mir folgen. Sie sind alle zwischen 18 und 24 Jahre alt. Woher ich das weiß? – ich kenne meine Statistiken (lacht). Ich habe sehr viele Girls, was ich super toll finde. Meine Botschaft ist: Immer an sich zu glauben! Sich seine Neugier und Liebe für den Beruf zu behalten und fleißig am Ball zu bleiben.
Um was geht es denn hauptsächlich, wenn sie dir schreiben?
Das ist ganz unterschiedlich. Ich muss aber sagen, dass die Nachrichten immer süß sind. Teilweise sind es noch Fans, die mich von der Zeit aus „Wilde Hühner“ kennen, denn die sind heute ebenfalls in meinem Alter und von daher passt das dann gut. Ich freue mich, dass ich ab und zu diese Nachrichten bekomme. Ich antworte so oft ich kann, auch wenn ich manchmal etwas hinterherhinke, was durch Dreharbeiten und Castings begründet wird.
Worauf dürfen wir uns 2019 von dir freuen?
Also ganz klar „Walpurgisnacht“. Ich bin echt gespannt auf die Zuschauerreaktionen. Ich war wieder bei „Der Lehrer“ (Ausstrahlung 21.02.2019, 20:15 Uhr, RTL) dabei und bin auch neben Jens Atzorn bei „Der Bulle und das Biest“ zu sehen (Ausstrahlung 18.02.2019, 20:15 Uhr, Sat.1). Andere Projekte sind noch in der Pipeline, aber darüber kann ich noch nichts erzählen. Auf jeden Fall steht auch ganz dick Musik auf meinem Zettel (grinst).
Liebe Zsá Zsá, vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns genommen hast. Viel Erfolg bei Walpurgisnacht und hoffentlich bis bald.
Fotos: Lena Faye